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Kleine Bank ging mit fliegenden Fahnen unter

Mit einem Sieg beim Pokalsieger SG Flensburg-Handewitt hatte im Lager von GWD Minden-Hannover sicherlich niemand gerechnet, auf einen Achtungserfolg hatte man aber schon gehofft. So war es kein Wunder, dass nach der klaren 20:38 (12:23)-Niederlage Enttäuschung bei den Grünweißen herrschte.  „Wir wollten das Spiel ruhig und langweilig machen“, meinte ein nachdenklicher GWD-Trainer Richard Ratka. „Stattdessen haben wir den offenen Schlagabtausch gesucht - das ist gegen so einen Gegner völlig vermessen.“
Die Ostwestfalen hatten in der mit 6200 Zuschauern nahezu ausverkauften Flensburger Campushalle einen sehr schweren Stand. Das unterstrich bereits ein kurzer Blick auf die Bank. Dort saß neben Ersatz-Keeper Björn Buhrmester nur noch ein Akteur (zumeist Andreas Simon). „Effektiv hatten wir nur sechseinhalb Spieler“, registrierte Richard Ratka lediglich bei einigen Blessuren rege Betriebsamkeit an der Seitenlinie. Arne Niemeyer erlitt einen Pferdekuss, bei Stephan Just war ein Finger rausgesprungen, und Ognjen Backovic hat sich womöglich das Nasenbein gebrochen. Bei einem solchen Mini-Kader hilft dann nur noch eine Devise: Auf die Zähne beißen!
Zu allem Überfluss lösten sich die Hoffnungen auf einen guten Start im Nichts auf. Schon in den ersten sechs Minuten wurden die Gäste von den Flensburgern überrumpelt. 6:1! Danach sah es so aus, dass die Grünweißen das vorgegebene Konzept besser beherzigen würden. Minden verkürzte auf 7:9 (13.). „Man sah, dass wir zu besseren Chancen kamen, als wir die Spieltaktik besser umsetzten“, analysierte Richard Ratka.

Richard Ratka wollte das Spiel langweilig machen.

Danach erhöhten die Flensburger ihre Schlagzahl aber enorm. Die nächsten zehn Minuten endeten 8:0 für die Hausherren, die nun unwiderruflich einem Kantersieg entgegensteuerten. Die Flensburger konnten es sich sogar leisten, mit Blazenko Lackovic (Knie) und Marcin Lijewski (Sprunggelenk) zwei Weltklasse-Akteure zu schonen. „Das spricht für unsere Breite im Kader“, sagte SG-Coach Kent-Harry Andersson. „Auch ohne diese beiden haben wir die Partie konzentriert geführt.“
Immerhin: Für einige Mindener Spieler gab es in Flensburg zumindest ein nettes Wiedersehen. Die Flensburger Goran Sprem und Igor Kos huschten nach dem Abpfiff durch die Katakomben der Campushalle, um Landsmann Ivan Vukas zu besuchen. Und Stephan Just traf auf seinen alten Eisenacher Weggefährten Johnny Jensen. „Im Spiel hat er mir nichts geschenkt“, lächelte der Neu-Mindener, um eine selbstkritische Analyse anzufügen: „Gegen eine solch eingespielte Mannschaft dürfen wir das Tempo nicht so mitgehen.“ In diesem Punkt war er sich mit Trainer Richard Ratka einig: „Am Mittwoch in Kiel soll uns nicht noch mal das Gleiche passieren. Auch aus solchen Spielen wie in Flensburg müssen wir unsere Lehren ziehen.“