Stripes
Stripes
Archiv

SG lässt gegen müde Mindener nicht locker

Wenn der Plan von Richard Ratka aufgegangen wäre, hätten die 6200 Zuschauer in der Campushalle statt einer Gala eine trübe Vorstellung erlebt. „Ich wollte das Spiel langweilig machen“, gestand der Trainer von GWD Minden freimütig. Dass die Heimpremiere der SG Flensburg-Handewitt in der Hanbdall-Bundesliga dennoch kurzweilig und mit 38:20 (23:12)-Erfolg  torreich geriet, lag zum einen an der Entschlossenheit der Gastgeber, zum anderen daran, dass die Mindener ihrem Chef nicht gehorchten. „Wir sollten lange Angriffe spielen. Aber das ist leichter gesagt, als getan. Du siehst  so eine halbe Lücke und wirfst, weil du denkst, so viele Möglichkeiten bekommst du gegen diese Mannschaft nicht“, sagte GWD-Rückraumspieler Arne Niemeyer.
So blieb das Spiel im Fluss und vor allem temporeich, weil die Mindener den Schlagabtausch suchten, was Ratka ziemlich „vermessen“ fand. Reagieren konnte er auf den Ungehorsam nicht: Auf der Bank saß — ganz bundesligauntypisch — nur ein Auswechselspieler. „Wir müssen uns mit dieser dünnen Besetzung irgendwie durchschlagen“, sagte Ratka.

Gegen Minden geriet die SG nicht ins Straucheln.

Sein Kollege Kent-Harry Andersson konnte dagegen aus dem Vollen schöpfen, obwohl auch aus dem SG-Kader mit Blazenko Lackovic und Marcin Lijewski zwei Stammkräfte nicht zum Einsatz kamen. Aus einem „guten Gefühl“ heraus warf  der Schwede 30 Minuten vor dem Anwurf seine ursprünglichen Sicherheitsbedenken über Bord und besetzte die Startformation mit den Neulingen Igor Kos und Michael Knudsen. Und schon vor der Pause kamen mit Kasper Nielsen und Goran Sprem zwei weitere Neuzugänge zum Einsatz, was für Anderssons Verhältnisse geradezu übermütig erscheint.
Alle erledigten ihren Job zur Zufriedenheit des SG-Trainers, was er von Knudsen und Nielsen ohnehin erwartet hatte, ihn im Fall des bisher enttäuschenden Linkshänders Kos aber besonders freute: „Er war so heiß und wollte etwas zeigen. Jetzt weiß ich, dass ich zwei Leute auf dieser Position habe“, sagte Andersson. Marcin Lijewski, der an einer Entzündung im Fußgelenk laboriert, konnte geschont werden, weil Kos vom Start weg mit großer Einsatzfreude und Tordrang zu Werke ging.
Insgesamt ließ die SG nicht nach, auch als alles längst klar war. Schon nach 23 Minuten stand die Zehn-Tore-Fühung, doch den Gashebel nahmen die Flensburg nicht zurück. „In Lübbecke mussten wir kämpfen bis zum Schluss, heute ging es darum, die Konzentration über 60 Minuten zu bewahren“, meinte Sören Stryger, der mit zwölf Treffern als gutes Beispiel voranging. „Das ist gut für die Entwicklung der Mannschaft“, stellte der inoffizielle Kapitän fest.
Derweil eilten die Gedanken der Verantwortlich schon voraus. Kent-Harry Andersson rüstet sich schon für die Revanche in Großwallstadt am kommenden Sonnabend: „Da haben wir den Titel verspielt. Da sind wir ganz heiß“. Manager Thorsten Storm beschäftigte sich schon mit der ferneren Zukunft. Nachdem Blazenko Lackovic bis 2009 an die SG gebunden wurde, stehen weitere Vertragsverlängerungen auf der Agenda. Am ehesten sollte die Einigung mit Sören Stryger gelingen und auch die Hoffnung auf drei Kandidaten, die mehr oder minder ihren Abschied angekündigt haben, gibt Storm nicht auf: „Mit Joachim Boldsen sieht es gut aus. Und mit Lars Christiansen und Glen Solberg gehe ich auch noch einen Rotwein trinken.“

Mann des Tages

Sören Stryger denkt über seine Zukunft nach.

In Lübbecke elf Tore, im ersten Heimspiel zwölf — besser hätte der Start in die neue Saison für Sören Stryger nicht ausfallen können. Prompt gerät der Rechtsaußen der SG Flensburg-Handewitt unter Verdacht: „Unglaublich: Jedesmal, wenn eine Vertragsverlängerung ansteht, macht der solche Spiele“, meinte SG-Manager Thorsten Storm. Was natürlich nicht heißt, dass sich der 30-Jährige Däne gehen lassen würde, wenn der neue Kontrakt in trockenen Tüchern ist. Das würde dem Naturell von Stryger, der stets nach Verantwortung strebt, widersprechen. Aber ein wenig Poker darf schon sein. Einerseits wie im Spiel gegen Minden mit dem Hinweis, dass er nicht aus dem Team wegzudenken ist, andererseits mit der zögerlichen Antwort auf die Frage, was nach dem Ende seines Vertrags mit de SG im Sommer 2006 kommt. „Ich habe acht Jahre studiert. Das will ich natürlich nicht wegwerfen. Irgendwann muss ich in meinen Beruf als Wirtschaftsjurist einsteigen“, sagt Stryger. Derzeit ist er mit seiner Famile (Ehefrau Eva, sohn Mads Carl) auf der Suche nach der besten Lösung. Sollte die ein weiteres Engagement in Flensburg beinhalten, würde der Handball „natürlich weiter im Vordergrund stehen.“ Aber man könne die Dinge ja auch kombinieren: „Ich bin keiner, der zu Hause sitzt und wartet, bis das Training anfängt. Ich bin  es gewohnt, auch etwas anderes zu tun.“