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Sigi Roch: Kein Mann großer Worte

Das Outfit verheißt jugendliche Frische und Elan. Höflich-dezentes Auftreten, Stimme und Tonfall lassen Seriosität erkennen – und seine Sichtweise der sportlichen Dinge ist von hohem Realismus geprägt. Siegfried „Sigi“ Roch vermittelt auf Anhieb Sympathie. Der gebürtige Oberfranke ist seit Mai 2003 als Manager beim Handball-Bundesligisten TuS N-Lübbecke am Drücker. Und das Wichtigste für den Erstligisten aus dem ostwestfälischen Norden: Seine Arbeit ist von Erfolg gekrönt.
Seitdem der gelernte Steinmetz und Kaufmann die sportlichen Geschicke am Wiehen leitet, ist es aus mit den negativen Schlagzeilen. Harte, ehrliche Maloche wird in Rufweite des Kanals wieder groß geschrieben. Siegfried Rochs sportliche Führung steht für Teamgeist und mannschaftliche Geschlossenheit. „Die Zeit der Stars ist in Nettelstedt vorbei“, betont der Manager. „Was wir brauchen, um uns in der Liga dauerhaft zu etablieren, sind talentierte, hungrige Spieler.“

Den in Wunsiedel gebürtigen Sigi Roch, den man mit Fug und Recht auch als „Mister Großwallstadt“ bezeichnen darf, ist in der Nähe von Aschaffenburg so beliebt wie kaum ein anderer Sportler. Daran hat auch sein Wechsel nach Lübbecke nichts geändert. Eine berufliche Veränderung, die man am Main zunächst nicht glauben wollte. Ein Headhunter war es, der ihm in einem Café des Frankfurter Flughafens den Job am Wiehen schmackhaft machte. Aus anfänglicher Skepsis wurde nach weiteren Gesprächen mit den Geldgebern des TuS die Lust auf einen neuen Aufgabenbereich geboren. „Wir wurden uns in der Zielsetzung für sportlichen Erfolg schnell einig“, erinnert sich der Oberfranke.
Für Großwallstadt hat Sigi Roch von 1981 bis 1997 gespielt und war anschließend sechs Jahre als Manager tätig. „Ein Tapetenwechsel war überfällig“, erklärt er. Und doch bereut er keine Sekunde der 22 Jahre, in denen er für den TVG am Ball war. „Eine schöne Zeit“, sagt er. Der ehemalige Torwart, der 38 Mal für Deutschland zwischen den Pfosten stand, der mit seinem Heimatclub zwei Mal Deutscher Meister und vier Mal Pokalsieger wurde, ist kein Freund großer Worte. Er liebt die Diskussion im kleinen Kreis, bleibt gerne im Hintergrund, analysiert messerscharf und zieht seine Schlüsse. Diese werden dann frei von Emotionen vorgetragen. So sieht er bei den Ligaspielen seinen Platz auf der Tribüne und nicht auf der Trainerbank. „Ich möchte während einer Partie den Trainer in seiner Entscheidungsgewalt nicht einzwängen“, erklärt er. „Außerdem habe ich genug beim Smalltalk mit den Sponsoren zu tun.“ Mit Trainer Jens Pfänder, dessen Vertrag sich vor Kurzem in wenigen Minuten verlängerte, liegt er wohl auch deshalb auf einer Wellenlänge.
Die Rochs haben sich im Kreis Minden-Lübbecke längst gut eingelebt. Gattin Uschi, eine bayerische Frohnatur aus München, unterstützt ihren Mann auch als Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle. „Wir fühlen uns wohl und haben nette Freunde gefunden“, erzählt die gertenschlanke Blondine. Nach Ablauf der halbjährigen Probezeit zog sie zu ihrem Mann, beide Töchter blieben zurück. „Die wollten ihr vertrautes Umfeld nicht aufgeben, doch das geht ganz gut“, verdeutlicht der 1,90 Meter große Manager, der zwar aus einer Weingegend stammt, aber Weißbier bevorzugt. Dennoch: Einmal pro Woche schauen Mutter und Vater Roch daheim nach dem Rechten. Pro Weg sind das satte 400 Kilometer. Doch da Geschwindigkeit für den Manager des TuS N-Lübbecke keine Hexerei ist, hat er sich längst an die wöchentlichen Fahrten gewöhnt.