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Der THW-Jäger ist schwer angeschlagen

Mitleid haben ist nicht unbedingt angebracht, aber Sorgen machen müssen sich die Anhänger der SG Flensburg-Handewitt allemal. Das Endergebnis von 35:31, dass zum Rückrunden-Start gegen den TuS N-Lübbecke zu Buche stand, lässt nämlich nicht im Geringsten erahnen, dass der selbsterklärte Jäger des Spitzenreiter THW Kiel mächtig angeschlagen ist. Ja "wie auf dem Zahnfleisch kriechend" hatte sich der Vizemeister gegen die Ostwestfalen mit allerletzter Kraft und einer Portion Glück über die Ziellinie gerettet. Und als ob die Nordlichter noch nicht genug bestraft wären, ereilte sie eine Hiobsbotschaft, die ihre Titelträume in weite Ferne befördert. Michael V. Knudsen, einer der ganz wenigen Lichtblicke im SG-Team, erlitt in der 22. Spielminute einen Muskelfaserriss und wird sechs bis sieben Wochen ausfallen. "Ohne Michael wird die Zeit verdammt knapp, um bis zum Spiel gegen den THW gut vorbereitet zu sein«, gab SG-Coach Kent-Harry Andesson vor dem richtungsweisenden Duell mit dem THW Kiel (28. Februar) zu bedenken.
"Wir haben schlecht gespielt und hätten durchaus auch einen oder beide Punkte abgeben können", versuchte SG-Manager Thorsten Storm erst gar nicht den schwachen, ja fast besorgniserregenden Gesamteindruck zu verwischen. Ausgerechnet Gäste-Coach Jens Pfänder bemühte sich die Katerstimmung der SG-Fangemeinde zu beheben. "Nach dem Programm bei der EM war es doch zu erwarten, dass es kein schönes Spiel werden wird. Wir haben uns deshalb auch etwas ausgerechnet, weil wir wussten, dass viele SG-Spieler platt sein würden."

Nicht immer lief es so reibungslos wie hier bei Lars Christiansen.

Gründe für eine Reihe von Schwachpunkten gab es gleich mehrere. Unter den Nachwehen der EM-Strapazen litten sicherlich alle zehn EM-Fahrer, die die SG ins die Schweiz geschickt hatte. Und neben dem allgemeinen "platt sein" paarte sich der Auftritt vor den knapp 6000 Zuschauern mit einer unübersehbaren Portion "Lustlosigkeit" auf Handball. Da zudem eine Magen-Darm-Grippe Glenn Solberg komplett außer Gefecht gesetzt hatte und auch Joachim Boldsen von einer starken Leistung abhielt, war ein Glanzauftritt der SG ohnehin nicht zu erwarten gewesen. Christian Berge, nach einem Gesundheits-Check erst eine Stunde vor dem Spiel aus Norwegen angereist, wurde ebenfalls schmerzlich vermisst.
Dessen nicht genug: Kapitän Søren Stryger war aufgrund einer Knieverletzung (Überlastung) sichtbar gehandicapt und schleppte sich mühsam über die Spielfläche. Und da passte es irgendwie ins Bild, dass auch Lars Christiansen seine seit der EM anhaltende Talfahrt trotz sechs Treffer nicht wirlich beendet hatte. Da auch Reservisten wie Goran Sprem und Kasper Nielsen sich nicht wirklich aufdrängten, war die Magerkost perfekt.

Michael Knudsen war der Pechvogel des Spiels.

Neben einem in der ersten Halbzeit starken Jan Holpert und Pechvogel Knudsen wusste Jan Thomas Lauritzen bei seinem Debüt fur die SG zu gefallen. Der 32-jährige Norweger fügte sich bereits gut ins Team ein und hatte zudem mit vier Treffern einen beachtliche Anteil zur Gesamtausbeute gegen seinen Ex-Klub beigetragen. "Ich bin ganz zufrieden", kommentierte der Neuzugang seine Vorstellung.
Bevor jedoch der Pflichtsieg am Ende eingefahren werden konnte, musste auf den Rängen bis in die letzten Minuten reichlich gezittert werden. Erst mit drei Treffern in Folge brachte Lars Christiansen sein gescholtenes Team schließlich auf die Siegerstraße. Am kommenden Sonntag (17 Uhr) gastiert die SG in Hannover, wo nun Abstiegskandidat Minden darauf hofft, den wackelnden Favoriten zu stürzen.