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Bundesliga: Wichtiger Sieg gegen „Kröstis" – und Tor-Rekord

Hoppla, da ging die Post ab! Die SG Flensburg-Handewitt gewann im torreichsten Spiel der Bundesliga-Geschichte mit 43:40 (23:20) gegen die SG Kronau-Östringen. „Wir machen so etwas nur für die Zuschauer“, schmunzelte SG-Coach Kent-Harry Andersson, der nur froh war, dass seine müden Akteure diesen Tempo-Wahn erfolgreich überstanden hatten. Dagegen schien es ihm egal zu sein, dass auch der alte Tor-Rekord in der Campushalle aufgestellt worden war. Am 1. März 2003 hatte die SG mit 42:38 gegen die SG Wallau-Massenheim gewonnen. Offenbar fliegen in Flensburg die Bälle schneller.
Trotz des häufigen und kräftigen Tor-Jubels - den Höhepunkt am vierten Advent erlebte die „Hölle Nord“ nach exakt 41 Minuten und acht Sekunden. In diesem Moment betrat nämlich Christian Berge das Parkett. Die Zuschauer auf den Sitzplätzen spendierten kräftig stehende Ovationen, die ganze Halle skandierte den Namen des Norwegers. „Ich hatte Gänsehaut“, sagte der glückliche Spielmacher. „Endlich wieder Handball in Flensburg!“ Die Fans wie auch Manager Thorsten Storm beobachteten aber „nicht nur eine emotionale, sondern auch eine sportliche Seite“ des Comebacks. Christian Berge steuerte fünf wichtige Treffer zum Sieg bei, half der SG ungemein, da Glenn Solberg bis zur Erschöpfung gekämpft hatte.
Kent-Harry Andersson empfand es als „Segen“, dass er mit Christian Berge eine zusätzliche Trumpfkarte ausspielen konnte. Denn die Gäste aus der Rhein-Neckar-Region setzten alles auf eine Karte. Mit einer sehr offensiven Abwehr, die zwischen 3:2:1 und 4:2 wechselte, und gnadenloser schneller Mitte versuchten sie das Tempo immer auf dem höchsten „Level“ zu halten. „Die wussten, dass wir müde sind“, erklärte Christian Berge. „Deshalb drückten die Kröstis so kräftig auf die Tube.“
In der Deckung fand die SG nie ein Mittel gegen Oleg Velyky, dem Rückzugsverhalten fehlte der Elan. Kein Wunder: Mit Michael Knudsen und Johnny Jensen fehlten zwei Innenverteidiger, Kasper Nielsen und Joachim Boldsen gingen nur angeschlagen ins Match. Dafür wirbelte die SG immer wieder die gegnerische Defensive durcheinander. Um Glenn Solberg herum entfachten Blazenko Lackovic und Marcin Lijewski viel Gefahr. „Unsere Abwehr war für uns zwar etwas ungewohnt“, sagte Gäste-Coach Juri Chevzov, „dennoch unterliefen nach meinem Geschmack zu viele Fehler.“
Komplimente konnte er aber seinem Teams in punkto Moral und Kondition machen. Trotz eines schwachen Starts in beiden Hälften kämpften sich die „Kröstis“ immer wieder heran. Mehr als auf zwei Tore schoben sich die Gäste aber nie heran – dazu war der SG-Angriff zu treffsicher. Daran hatte auch Joachim Boldsen seinen Anteil. Der „Traktor“ machte seine Sache am Kreis gut, Kent-Harry Andersson kam nicht in „Versuchung“ Routinier Matthias Hahn zu bringen. „Wir konnten das Fehlen eines klassischen Kreisläufers ebenso kompensieren wie die schwächere Abwehr“, sagte Manager Thorsten Storm zufrieden.
Auf den Rängen sorgte das „muntere Scheibenschießen“ aber nicht nur für Verzückung. Als Oleg Velyky zum 35:33 einlochte, fragte sich ein Zuschauer lautstark: „Wo soll das enden? Bei 42:40?“ Er sollte fast Recht behalten. Doch wenige Sekunden vor Schluss machte Sören Stryger mit dem Endstand dieser Prognose einen Strich durch die Rechnung.

Oleg Velyky war nur schwer zu stoppen.


SG Flensburg-Handewitt - SG Kronau-Östringen  43:40 (23:20)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (10 Paraden), Holpert (4 Paraden, 22.-43., bei einem 7m) - Solberg (3), Lackovic (7), Nielsen (3), Berge (5), Sprem, Christiansen (8/3), Stryger (5), Lijewski (8), Boldsen (3), Kos (1), Hahn (n.e)
SG Kronau-Östringen: Kolpak (4/1 Paraden, 21.-51.), Szmal (8 Paraden) – Gensheimer (11/4), Bechtold, Velyky (12), Jurasik (5), Klimovets (6), Mocsai (3), Siniak, Hauk, Torgowanow, Slezak (2), Ahrens (1)
Schiedsrichter: Kaiser/ Kaiser (Varel/ Bad Zwischenahn); Zeitstrafen:  4:8 Minuten (Boldsen 2, Lackovic 2 - Torgowanow 6, Jurasik 2); Rote Karte: Torgowanow (40., dritte Hinausstellung); Siebenmeter: 4/3:4/4 (Christiansen scheitert an Kolpak); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielverlauf: 1:0 (1.), 3:1 (3.), 5:2 (5.), 7:3 (7.), 9:7 (10.), 12:7 (14.), 13:11 (16.), 14:13 (18.), 16:15 (20.), 18:15 (22.), 20:18 (25.), 22:18 (27.) - 23:21 (31.), 27:21 (34.), 29:23 (36.), 30:25 (40.), 30:28 (43.), 33:29 (45.), 33:31 (46.), 35:33 (49.), 38:33 (50.), 39:36 (54.), 41:39 (59.), 42:40 (60.)

 

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