Kent-Harry Andersson musste grinsen, als er erfuhr, dass die Campushalle gerade das torreichste Spiel der Bundesliga-Geschichte erlebt hatte: „Was wir nicht alles für die Zuschauer tun!“ Er wusste natürlich genau, was der Hauptgrund für dieses kuriose Ergebnis war – die Taktik des Gegners. Die versuchten nämlich das Tempo mit einer offensiven Deckung, Gegenstößen und schneller Mitte regelrecht „brennen“ zu lassen. „Das Risiko kann ich nachvollziehen“, sagte Kent-Harry Andersson. „Während wir sehr müde waren, hatten die Kronauer richtig Lust auf Handball.“ Kein Wunder bei elf Tagen Spielpause! Allerdings diktierten die Hausherren stets das Protokoll, führten schnell mit 12:7. Immer als die Rhein-Neckar-Löwen vor allem aufgrund des überragenden Oleg Velyky heranrückten, unterliefen ihnen Fehler. Und die Abwehr, die zwischen 3:2:1, 4:2 oder 5:1 wechselte, war praktisch nicht existent. „Die Deckung war zwar ungewohnt für uns“, meinte Gäste-Trainer Juri Chevtzov, „mir waren es dennoch zu viele leichte Gegentore.“ Zu allem Überfluss verloren die „Kröstis“ schon 20 Minuten vor dem Abpfiff mit Dimitri Torgowanow nach der dritten Zeitstrafe einen wichtigen Mann. Dagegen legten die Flensburger, die mit Joachim Boldsen (!) am Kreis operierten, personell noch einmal nach. Christian Berge erlöste den erschöpften Glenn Solberg, entfachte Jubelstürme auf den Rängen und revanchierte sich mit fünf wichtigen Treffern. Übrigens: Auch das bisherige Rekordspiel fand in Flensburg statt. Am 1. März 2003 gewann die SG gegen Wallau-Massenheim mit 42:38.
Die Trainer-Stimmen:
Kent-Harry Andersson, SG Flensburg-Handewitt: „Das war praktisch ein Spiel ohne Abwehr-Reihen. Kronau hat uns mit Gegenstößen und ständiger schneller Mitte überrascht. Nach so vielen schweren Spielen war das Gift für uns.“
Juri Chevtzov, SG Kronau-Östringen: „Ein Kompliment an beide Mannschaften, dass sie das Tempo 60 Minuten gehalten haben. Wir haben ein klein wenig mehr Fehler produziert.“