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Jensens Verletzung entfacht den Kampfgeist

Wieder wird die SG Flensburg-Handewitt vom Verletzungspech erwischt, doch der Triumph beim SC Magdeburg und das Comeback von Christian Berge überstrahlten allen Ärger.
Am Ende stand die schiere Freude: Arm in Arm tanzten die Spieler in Weiß vor ihren Schlachtenbummlern und berauschten sich an einer großartigen Mannschaftsleistung. Die Grünen vom SC Magdeburg standen auf dem Parkett der Bördelandhalle bedröppelt daneben, immer noch fassungslos darüber, dass sie trotz enormen kämpferischen Einsatzes so gar keine Chance hatten gegen eine SG Flensburg-Handewitt, die für jedes Problem eine Lösung aus dem Hut zauberte.
Riesig war die Erleichterung beim Tabellenzweiten der Handball-Bundesliga   nach dem „Big point“ mit dem 37:32 (20:16) vor 8000 Zuschauern, die die Flensburger weder mit dem stürmischen Anfeuern für den SCM noch mit dem Werfen von Hallenheften und anderen Gegenständen in Richtung SG-Bank beeindrucken konnten.

Freude bei Sören Stryger und Marcin Lijewski

Trainer Kent-Harry Andersson tat sich schwer, eine Hitliste der Sensationen und Matchwinner aufzustellen. „Es war das Kollektiv. Alle haben phantastisch gekämpft.“ Es gab Dinge, die den Schwede nicht unbedingt überraschten, wie etwa  der Auftritt von Christian Berge („der geborene Handballer“) oder die fabelhafte 100-Prozent-Quote des 14-fachen  Torschützen und werdenden Vaters Lars Christiansen oder die Top-Leistungen von Torhüter Jan Holpert und Spielmacher Glenn Solberg.
Geradezu verblüfft war Andersson jedoch darüber, wie sich das vermeintlich  größte Problem löste: Michael Knudsen war nicht mit in Magdeburg, Johnny Jensen nach vier Minuten schwer verletzt — die SG stand ohne gelernten Kreisläufer da, dazu geschwächt in der Abwehr. Jensens Deckungspart  übernahm Kasper Nielsen. „Das hat er auf einer ungewohnten Position unglaublich gut gemacht“, lobte Andersson. Vorn stellte sich Joachim Boldsen an den Kreis — trotz einer schmerzhaften Bänderdehnung im Fuß, wegen der er noch nach dem Warmmachen signalisiert hatte: „Es geht einfach nicht.“
Doch die  Verletzung von Jensen, dem der Koloss Sigfus Sigurdsson (110 Kilo) auf das linke Knie geprallt war, war die Initialzündung für die geschlossene Leistung des Vizemeisters. Als Jensen nach 18 Minuten noch einmal auf das Feld humpelte, aber gleich wieder abbrechen musste, hielt es Boldsen nicht mehr. Der „Traktor“ zog die Trainingsjacke aus und sprach: „Was der kann, kann ich auch.“ Boldsen hielt durch und meinte hinterher: „Das ist unsere große Stärke: Wenn einem etwas passiert, übernehmen andere die Verantwortung.“
So sah es auch Sören Stryger, der nach zehn Minuten bange Gefühle hatte:  „Ich fragte mich: Wie kriegen wir das bloß hin? Alle waren müde von dem anstrengenden Spiel gegen Zagreb und dann noch die Sache mit Johnny. Aber das hat uns zum Kämpfen gezwungen.“ Jensen erlitt einen Innenbandriss und wird sechs Wochen lang pausieren müssen. Für die SG Flensburg-Handewitt werden daher auch die beiden kommenden Spiele nicht einfacher. Am Sonntag (17 Uhr) kommt der starke Aufsteiger SG Kronau-Östringen in die Campushalle, zwei Tage später (Die., 20 Uhr) der Tabellenführer VfL Gummersbach, gegen den eventuell Knudsen wieder spielen kann: „Da muss die Halle platzen. Die Mannschaft hat in Magdeburg vorgelegt, jetzt brauchen wir unsere Fans“, sagte Thorsten Storm.