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Christian Berge: Ein Comeback, als wäre nichts gewesen

Im Brennpunkt des Flensburger Jubels stand ein 32-Jähriger, der wieder einmal ein furioses Comeback hingelegt hatte. Wie schon ein halbes Dutzend Mal zuvor nach diversen Sportverletzungen und der ersten durch seine Krebserkrankung bedingten Pause kehrte Christian Berge in die Bundesliga zurück, als wäre nichts gewesen. Neun Monate nach seinem letzten Wettbewerbsspiel (13. März gegen Montpellier) fand der Norweger fast nahtlos ins Team. „Im ersten Angriff war ich noch ein wenig unsicher, doch nach dem ersten Körperkontakt wurde es viel einfacher. Ich war so voll von Adrenalin, es hat viel Spaß gemacht“, sagte Berge.
Nach 44 Minuten hatte Trainer Kent-Harry Andersson seinem Spielmacher das Signal zum Einsatz gegeben. Berge hatte schon nicht mehr damit gerechnet: „Glenn Solberg spielte so überragend, ich dachte, ich bleibe sitzen.“ Doch Mitte der zweiten Halbzeit geriet die SG ins Schwimmen: Die kurze Deckung gegen Solberg schmeckte ihr nicht, der Regisseur wurde vom Dauereinsatz in Angriff und Abwehr langsam müde, Magdeburg war auf drei Tore herangekommen. „Als Kent-Harry sagte, jetzt geht es los, stieg mein Puls von 70 auf 120“, erzählte Berge, der erst seit Montag wieder mit der Mannschaft trainiert.

Christian Berge feierte sein Comeback.

Der Norweger hatte seinen Job sofort wieder im Griff, lenkte das unruhig gewordene Offensivspiel der SG wieder in die richtige Bahnen und erzielte zwei wichtige Tore. „Eigentlich war gar nicht abgesprochen, dass er auch wirft“, meinte Andersson, doch Berge war nicht zu stoppen: „Wenn ich spiele, will ich nicht nur Bälle verteilen.“ Aus geplanten fünf Minuten zur Entlastung von Solberg wurde eine Viertelstunde und Berge kündigte an, dass auch noch mehr drin ist: „Es geht mir gut. Konditionell bin ich zwar noch weit weg vom Optimum, aber etwas mehr Spielzeit wäre schon möglich.“
Manager Thorsten Storm gestand, dass er feuchte Augen hatte, als Berge wieder auf der Platte stand: „Er ist einfach ein Ausnahme-Handballer. Er liest das Spiel, er hat es im Blut. Er kann viel bewegen, auch wenn er nicht die optimale Fitness hat.“
Es wird weitere Auftritte von Berge im SG-Trikot geben, möglicherweise über diese Saison, in der sein Vertrag ausläuft, hinaus. Niemand kann derzeit sagen, ob der junge Vater die heimtückische Krankheit besiegt hat. Alle Befunde sind gut, doch noch auf Jahre hinaus stehen Nachuntersuchungen an. Alles ist offen, insbesondere die sportliche Zukunft. Thorsten Storm schließt ein weiteres Engagement von Berge nicht aus: „Wenn er mit uns darüber sprechen will, werden wir eine Lösung finden.“