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SG bissig - TBV zahnlos

Moderner Tempo-Handball auf höchstem Niveau, absolutes Gipfeltreffen, nervenaufreibendes Duell der Ex-Meister und ein Heimnimbus, der in Gefahr war - Pustekuchen. Stattdessen herrschte im Meisterschaftsspiel der SG Flensburg-Handwitt gegen den TBV Lemgo eine derartige Einseitigkeit, dass sich schon in der ersten Halbzeit auch der letzte Funke an Spannung und Dramatik verabschiedete. Die Gastgeber beherrschten aus einer erneut bärenstarken Abwehr heraus einen Gegner, der an diesem Tage nicht im Ansatz dem Ruf einer Spitzenmannschaft gerecht wurde.
Mit dem verdienten 39:31 (17:12)-Erfolg verbuchte die SG zugleich den 38. Heimsieg in Folge, bleibt dem Spitzenduo aus Kiel und Gummersbach dicht auf den Fersen und zeigte sich in blendender Form für das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen RK Zagreb (Sonnabend, 15.30 Uhr, Campushalle).

Die SG überrannte Lemgo.

"In Zagreb hatten wir nur einen schlechten Tag gehabt. Das kann passieren", dachte Goran Sprem an die 23:25-Niederlage aus dem Hinspiel in Kroatien zurück, "aber heute haben wir gegen Lemgo unser wahres Gesicht gezeigt. Und mit Tempospiel werden wir auch am Sonnabend Zagreb mit mehr als drei Toren schlagen und weiterkommen." Der SG-Linksaußen hatte zum Schützenfest mit fünf Treffern maßgeblich beigetragen und stand zudem für die "Breite im Kader", die laut SG-Manager Thorsten Storm "das große Plus" ausmache. "Unser Trainer konnte doch einwechseln, wen er wollte, das Niveau veränderte sich doch kaum", freute sich Storm.
Des einen Freud ist bekanntlich des anderen Leid. Während Andersson dank der klare Dominanz seiner Mannschaft allen Spielern Einsatz-Zeiten gab und mit den Kraftreserven jedes Einzelnen bemutsam umgehen konnte, schlidderte TBV-Trainer Volker Mudrow von einer Verlegenheit in die nächste. Da mit Volker Zerbe (Wadenzerrung) und Florian Kehrmann (Oberschenkel-Zerrung) der rechte Flügel komplett ausgefallen war, galt es zu improvisieren. Was nicht gelang. Hatten die 6200 Zuschauer einem Spitzenteam wie Lemgo durchaus zugetraut, aus dieser Not eine Tugend zu machen und dennoch eine starke Vorstellung zu bieten, so machte sich schnell Enttäuschung und Ernüchterung breit.
Nur bis zum 5:5 (10.) blieb der TBV im Spiel, präsentierte fortan in Abwehr wie Angriff nur tempoarmes Stückwerk und hatte beim 8:13 (22.) das Duell eigentlich schon verloren. "Wir waren nicht aggressiv genug", bekannte Mudrow, "und überhaupt waren wir einfach schwächer als die SG." Da die Gäste auch nach dem 12:17-Pausenrückstand weiterhin "plan- und lustlos" agierten und sichtlich nur noch an Schadensbegrenzung statt Aufholjagd interessiert waren, mutierte das angekündigte Topspiel für die Gastgeber endgültig zur reinen Pflichtaufgabe.
Wie weggewischt war der starke Eindruck, den der Ex-Meister aus dem Lipperland noch vor einer Woche im Pokalspiel beim THW Kiel in der Ostseehalle hinterlassen hatte. Grund zur "Nikolaus-trächtigen" Freude hatten die Besucher dennoch reichlich. Zu erleben, wie ihre SG den Verfolger mit einer erfrischenden Spielweise deutlich in die Schranken wies, erhellte die Mienen. Und da neben dem starken Torhüter Dan Beutler auch Michael V. Knudsen und Glenn Solberg vor allem im Angriff eine handballerische Sternstunde erlebten, machte schnell Zufriedenheit die Runde in der "Hölle Nord." Gegen die ununterbrochen offensive TBV-Abwehr hatte das Gespann Solberg/Knudsen schnell den Dreh raus und verurteilten die Defensiv-Bemühungen der Gäste fast im Alleingang zum Scheitern. Mit zehn sehenswerten Treffern schwang sich der dänische Neuzugang zum Spieler des Abends empor.