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Lars Kaufmann: Der „Tor-Angler“ aus Görlitz

Der Jubel in der mit 400 Zuschauern gefüllten Görlitzer Jahnsporthalle war an diesem lauen Sommerabend groß. Das galt weniger dem torreichen Freundschaftsspiel zwischen dem heimischen SV Kosweg und dem frischgebackenen Bundesliga-Aufsteiger Concordia Delitzsch, sondern vielmehr einer Aktion des Vorsitzenden Peter Schäfer. Er streifte Lars Kaufmann das Trikot des Lokal-Matadors über – für eine Halbzeit.
Der 23-Jährige erlebte so noch einmal eine Zeitreise; denn mit zehn Jahren fand er über Fußball und Taekwondo den Weg zum Handball und zum SV Kosweg. „Ich mag Mannschaftssportarten“, schwärmte Lars Kaufmann schnell über seine neue Leidenschaft. „Außerdem reizt mich die Aggressivität und Schnelligkeit dieses Sports, bei dem man auch mal den Kopf einschalten muss.“ Das Talent wurde früh erkannt, und der Jung-Nationalspieler wechselte 1999 zu Concordia Delitzsch. „Über die sächsische Landesauswahl kam ich gemeinsam mit meinem Kumpel Rico Göde an die Sportschule in Leipzig“, erinnert sich Lars Kaufmann.

Lars Kaufmann

In Delitzsch hatte Uwe Jungandreas großen Anteil an der Weiterentwicklung des 1,99 Meter großen und 95 Kilogramm schweren Rückraumspielers. „Er hat auf die Jugend gesetzt und uns jungen Spielern vertraut“, meint der wurfgewaltige Akteur. Spätestens ab der Serie 2003/2004 wurde er zum Schrecken aller Zweitliga-Torhüter. Zwei Mal in Folge errang der BWL-Student, der in der Freizeit gerne angelt, die Torjäger-Krone und stieg schließlich mit den Sachsen ins Handball-Oberhaus auf. Bereits vor einem Jahr wurde Bundestrainer Heiner Brand hellhörig. Im Zuge des Umbruchs nach den Olympischen Spielen in Athen feierte Lars Kaufmann im Herbst 2004 sein Länderspiel-Debüt bei der 31:32-Niederlage gegen Schweden. Ein Treffer blieb ihm zunächst versagt, neun „Hütten“ folgten aber in den folgenden sechs internationalen Einsätzen.
Alsbald stand der Name „Lars Kaufmann“ in den Notizbüchern der Bundesliga-Manager. Als erster meldete Fynn Holpert vom TBV Lemgo Ansprüche an: „Er ist ein überdurchschnittliches Talent.“ In die laufenden Vertragsverhandlungen schaltete sich jedoch der Wetzlarer Kollege Rainer Dotzauer ein. „Heiner Brand“, warf der Hesse ein, „hat bereits zu verstehen gegeben, dass er es besser finden würde, wenn Lars Kaufmann bei einem Verein wie unserem spielen kann, als in Lemgo auf der Bank zu versauern.“ Dieses Argument hatte offenbar großes Gewicht. Denn nur wenig später war der Zwei-Jahres-Kontrakt bei der HSG Wetzlar unterzeichnet. „Bei der HSG“, führte die Neuverpflichtung aus, „haben mir das Umfeld, der Trainer und vor allem die Aussicht auf viele Spielanteile zugesagt.“
So richtig hat Lars Kaufmann in Hessen aber noch nicht Fuß gefasst. Die Unruhe im Verein und das ein oder andere Wehwehchen störten die Integration. Immerhin die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte glückte. In der „Arena Leipzig“ wurde der 23-Jährige zunächst mit viel Beifall bedacht („Jeder konnte meinen Wechsel nachvollziehen“), dann lieferte er eine gute Leistung ab, ehe letztendlich auch die Punkte an seinen neuen Klub gingen. Etwas nachdenklich beäugte Lars Kaufmann aber die Situation bei den Concorden: „Natürlich sehe ich die aktuellen Probleme in Delitzsch mit schweren Herzen. Ich hatte schon gehofft, dass sich das Team etwas besser verkaufen kann.“