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Bundesliga: Nur zehn Minuten Probleme mit „offensiven“ Melsungern

Das war wieder eine Partie ganz nach dem Geschmack der Fans. Die SG Flensburg-Handewitt setzte trotz der vierwöchigen Bundesliga-Abstinenz in der Campushalle praktisch da fort, wo sie aufgehört hatte, und schlug die MT Melsungen deutlich mit 42:27 (20:11). „Man geht wirklich mit einem tollen Gefühl nach Hause“, sagte Manager Thorsten Storm nach dem 36. Bundesliga-Heimsieg in Folge. „Selbst als der Gegner längst im Sack war, sprühte die Mannschaft vor Torhunger.“
In ihrer Spiellaune degradierten die Handballer von der dänischen Grenze ihre Gegner zu Statisten. Gäste-Coach Rastislav Trtik konnte sich bei der Analyse nur über die Anfangsphase freuen. „Den schönen, flüssigen Handball der SG haben wir in den ersten zehn Minuten gestört“, sagte der Tscheche. „Danach haben wir aber alles selbst kaputt gemacht.“ 4:1 führte der Außenseiter, der Favorit ging unruhig in die Partie. Lars Christiansen und Blazenko Lackovic scheiterten sogar von der Siebenmeter-Linie am zunächst starken Keeper Zoran Djordjic.
Bereits nach acht Minuten wedelte Kent-Harry Andersson mit der „grünen Karte“ und setzte sie auf den Kampfrichter-Tisch. „Wir waren am Montag erst um 19 Uhr zu Hause – das war wohl zu wenig, um sich richtig auf diese 4:2-Abwehr vorzubereiten“, sagte der Schwede. Ein paar Anweisungen – und es lief besser. Einmal mehr zog die SG aus der 6:0-Abwehr ihre Stärke. Viele Bälle verloren die Melsunger frühzeitig und rannten in ihr Verderben. „Sieben auf einen Streich“ – und plötzlich war wieder alles im Lot.
Immer mehr Spaß an dieser Partie bekam Torwart Dan Beutler. „Er steht im Tor und ich dahinter“, dudelte fast in der Endlos-Schleife. „Jetzt, im dritten Jahr bei der SG, hat er die Entwicklung, die wir uns von ihm erhoffen“, sagte Thorsten Storm. „Toll, wie er sich selbst anpeitscht.“ Der Gelobte gab die Komplimente artig weiter: „Die Abwehr hat wirklich gut gearbeitet, das macht mich zuversichtlich für die Zukunft.“
Die ersten zehn Minuten wollte Dan Beutler aber lieber aus dem Gedächtnis streichen. „Da waren wir unglaublich schlecht“, sagte der erschöpfte Schlussmann, der in seinem Rücken aber die „Macht“ der Nordtribüne spürte. „Bei unseren Fans können wir uns wirklich bedanken.“ Nachdem zunächst lediglich die Meldung zu Joachim Boldsen – er bleibt auf jeden Fall bis 2007 bei der SG –  für gute Laune auf den Rängen gesorgt hatte, entfachte nun die „Gegenstoß-Lawine“ richtige Party-Stimmung.
Einmal reagierten die Zuschauer allerdings noch irritiert. Goran Sprem tauchte für den unglücklich agierenden Igor Kos auf Rechtsaußen auf. Eine Notmaßnahme, die wegen der Wadenverletzung von Sören Stryger nötig wurde, sich aber als „Volltreffer“ erwies. „Goran Sprem kann man überall hinstellen“, schmunzelte Thorsten Storm. „Er gibt immer 100 Prozent.“ Ein Dreier-Gespräch mit Manager und Trainer hat der Kroate offenbar positiv „analysiert“. Ihm glückte diesmal fast alles. Am schönsten war aber keiner seiner elf Treffer, sondern sein langes Anspiel von der rechten „Eckfahne“ auf den in halblinker Position heranstürzenden Blazenko Lackovic. Blindes Verständnis unter Freunden!

Joachim Boldsen bleibt auf jeden Fall bis 2007 bei der SG.

 

SG Flensburg-Handewitt – MT Melsungen 42:27 (20:11)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (19 Paraden), Holpert (bei einem 7m) - Solberg (1), Lackovic (4), Nielsen, Sprem (11/2), Jensen (3), Christiansen (7), Lijewski (5), Boldsen (5/1), Kos (3), Knudsen (3)
MT Melsungen: Djordjic (11/3 Paraden), Musil (ab 51., 1 Parade) – Brouko (2), Pregler (1), Wöhler (1), Kraus (1), Kontic (3), Hazl, Valo (3), Hruby (5), Hock (4/3), Sanikis (3), Radcenko (1), Kurtagic (3)
Schiedsrichter: Brandt/ Veit (Vlotho/ Kallethal); Zeitstrafen: 6:6 Minuten (Solberg 2, Knudsen 2, Kos 2 - Pregler 2, Kontic 2, Radcenko 2); Siebenmeter: 7/3:4/3 (Christiansen, Lackovic und Sprem scheitern an Djordjic, Christiansen an die Latte - Hock an den Pfosten); Zuschauer: 6200
Spielverlauf: 0:2 (6.), 1:4 (9.). 8:4 (16.), 10:6 (18.), 12:7 (21.), 15:8 (25.), 18:10 (28.) - 23:11 (35.), 26:13 (39.), 27:16 (42.), 30:20 (47.), 34:20 (51.), 35:24 (54.), 39:25 (58.)

 

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