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Zoran Djordjic: „Melsungen ist gut strukturiert“

Eine Szene, die typisch ist: Nach 17 Minuten scheint es, als wolle Zoran Djordjic die Sache selbst in die Hand nehmen. An der Mittellinie fängt der Torwart der MT Melsungen einen Pfullinger Steilpass ab, dribbelt bis zum gegnerischen Kreis, um Grigorios Sanikis in Szene zu setzen. Sein Zug zum gegnerischen Tor ist bemerkenswert. Sind ihm seine Vorderleute im Angriff nicht aktiv genug, nimmt Zoran Djordjic den Ball auch schon mal selber in die Hand und spielt als siebter Mann im Feld mit. So konnte er sich vergangene Saison bei seinem alten Klub SG Wallau-Massenheim mit fünf Toren in die Torschützenliste eintragen.

Was war nach acht erfolgreichen Jahren bei der SG Wallau-Massenheim der Grund für Sie zum Wechsel ausgerechnet nach Melsungen?
Zoran Djordjic: Die wirtschaftliche Situation in Wallau war lange unklar, ehe letztendlich die Lizenz verweigert wurde. Während der ungewissen Zeit habe ich andere Angebote geprüft und mich für Melsungen entschieden, weil mir dieser Verein neben der sportlichen auch eine berufliche Perspektive für die Zeit nach dem Handball bietet. Außerdem waren die persönlichen Kontakte sehr gut.


Welche Chancen hat Melsungen im ersten Bundesliga-Jahr?
Zoran Djordjic: Es ist für keinen Neuling leicht und er muss viel lernen. Und das sehr schnell. Aber die Mannschaft ist gut strukturiert und kann bestimmt mitspielen, wenn alle an einem Strang ziehen und gemeinsam kämpfen. Minden, Wetzlar, Düsseldorf - das sind alles Mannschaften, die für uns in Reichweite sind. Und die eine oder andere Überraschung gegen Topteams ist bestimmt auch möglich.


Ihr Vorgänger war kein Geringerer als Andrej Lawrow. Haben Sie Sorge, an ihm gemessen zu werden?
Zoran Djordjic: Nein, das sollte kein Problem sein. Ich hatte nie ein echtes Vorbild, aber Andrej Lawrow ist für mich schon der beste Torwart aller Zeiten.

Zoran Djordjic nimmt gerne gestenreich am Spielgeschehen teil.

Sie sind 38 Jahre alt und wurden ins Allstar-Team der Bundesliga gewählt. Wie kommt es, dass Torsteher so viel länger als Feldspieler auf Top-Niveau agieren können?
Zoran Djordjic: Für uns ist die physische Belastung viel geringer. Wir müssen ja viel weniger laufen (lacht). Und laufen, das mache ich nun wirklich nicht so gern. Ich habe viel erlebt und weiß, wie ich einer geistigen Müdigkeit durch kurze Intervalle entgehe.