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HSG verkaufte sich gegen Deutschen Meister achtbar

Ohne Zweifel: Beim Start in die Testserie kamen alle auf ihre Kosten. Die HSG Tarp-Wanderup erkämpfte sich beim 26:37 (10:16) gegen den Deutschen Meister einen Achtungserfolg, die 600 Zuschauer freuten sich über eine muntere Partie, und auch der hochfavorisierte Gast wahrte letztendlich sein Gesicht. Obwohl mit Blazenko Lackovic, dem verletzten Marcin Lijewski, den drei auf Länderspiel-Reise befindlichen SG-Dänen und den kurzfristig erkrankten Dan Beutler (Erkältung) sechs Akteure fehlten, diktierten die Fördestädter über weite Strecken das Geschehen.
Auf die erste Viertelstunde traf diese Einschätzung aber nicht zu. Nach sieben Minuten führte der krasse Außenseiter mit 4:1, selbst nach 17 Minuten noch mit 9:8. "Da dachte ich einen Augenblick, die Schiedsrichter sollten abpfeifen", flachste der neue HSG-Coach Waldemar Paciorek. Vor allem Simon Lundgaard Petersen war es, der das Publikum in Erstaunen versetzte. Acht Tore setzte der junge Linkshänder Jan Holpert ins Netz und ließ sich auch nicht dann aus dem Konzept bringen, wenn ihm die Torwart-Ikone mal den Schneid abkaufte. "Wie alt ist der?", fragte SG-Trainer Kent-Harry Andersson nach dem Abpfiff. "18 Jahre?! Das ist ein Talent!"
Noch vor der Pause lief sich die SG-Maschinerie warm und baute auch nach dem Seitenwechsel ihren Vorsprung kontinuierlich aus. Dennoch zog sich die HSG achtbar aus der Affäre, man spürte förmlich den Spaß, den die Regionalliga-Handballer hatten. "Wir haben gezeigt, dass die Zuschauer in Zukunft mit uns rechnen dürfen", formulierte ein sichtlich zufriedener Waldemar Paciorek, um dann doch einen "Dämpfer" anzubringen. "Wir dürfen nicht in Euphorie verfallen, gerade im Zweikampfverhalten müssen wir uns noch verbessern."
Beim Favoriten nutzte man die Gunst der Stunde, um den Neuzugängen viele Einsatzmöglichkeiten zu geben. Auch die "Youngster" tauchten immer wieder auf der Spielfläche auf, der erst 17-jährige Lasse Kohnagel stand sogar in der Startformation. Angesichts der ungewohnten Konstellation und des kraftraubenden Trainings der letzten Tage schlichen sich natürlich noch viele Fehler ein. "Wir müssen uns noch finden", sagte Johnny Jensen. Einen schweren Stand hatte auch Kaupo Palmar, an diesem Abend die "Müdigkeit in Person". "Der ist total fertig", beobachtete Kent-Harry Andersson. "Unser intensives Training ist noch neu für ihn."

Marcin Lijewski als Torwart

Wie es nicht anders zu erwarten war, galt allein die Anwesenheit des Deutschen Meisters in der Tarper Treenehalle als Attraktion. Das zeigte sich nach dem Abpfiff beim Andrang auf die begehrten Autogramme. Zu diesem Zeitpunkt hatten einige ganz junge Handballer ihr Erlebnis schon längst verbucht. In der Pause stellte sich Marcin Lijewski ins Tor, stritt später aber jegliche Keeper-Ambitionen ab: "Das mache ich nur im Kindergarten."
Wie man sich im großen Männerhandball im Gehäuse behauptet, konnte der Pole in der zweiten Halbzeit beobachten. Und das nicht nur bei Jan Holpert, sondern auch bei Thorsten Heil. Der neue HSG-Torwart entschärfte gleich mehrere freistehende Würfe. Dagegen avancierte Kollege Thimo Gabriel in den letzten Tagen zum Pechvogel. Kurz vor dem Ende eines Trainingsspiels knickte er mit dem Fuß um. Kapselriss, Bänderdehnung - der Torwart muss wohl auch beim großen Belastungstest in Henstedt-Ulzburg am Wochenende zu sehen. Ganz ohne Lächeln verließ er aber nicht die Treenehalle: HSG-Fans hatten ihm ein Geschenk überreicht. Thimo Gabriel war vor sieben Wochen Vater einer Tochter geworden.