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Pokal-Knüller: Noch manche Rechnung offen

Auf dem Weg zum Hattrick im DHB-Pokal erwartet die SG Flensburg-Handewitt heute die vermutlich größte Hürde. Im Viertelfinale tritt der Cup-Verteidiger um 20 Uhr (DSF live) in der Alsterdorfer Sporthalle beim HSV Hamburg an.
Brisanter geht es kaum: Zwischen dem HSV Hamburg und der SG Flensburg-Handewitt ist noch manche Rechnung offen. Das Viertelfinale im Pokal führt die Endspielteilnehmer des Vorjahres zusammen — das macht vor allem die Gastgeber heiß, nachdem sie im Mai 2004 auf heimischem Parkett von den Flensburgern mit 29:23 versohlt wurden. Nur fünf Monate später zeigte sich in der Liga ein umgekehrtes Bild — und deshalb sinnt der Meister auf Revanche für eine ärgerliche 22:28-Schlappe.
Dazu steht eine Menge Geld auf dem Spiel. Allein die Teilnahme am Final Four (16./17. April) ist gut 125000 Euro wert, schätzt SG-Manager Thorsten Storm: „Das würde uns schon weiterhelfen.“ Dies  gilt in noch stärkerem Maße für den finanziell gebeutelten HSV. Im Zusammenhang mit dem Verfahren der Liga-Organisation HBL um das wirtschaftliche Gebahren der Hamburger versuchte gestern ein Boulevard-Blatt Zwietracht zwischen den Pokal-Kontrahenten zu säen: Der HSV werfe Manfred Werner vor, er würde als HBL-Mitglied versuchen, den Rivalen aus der Bundesliga zu verbannen. Werner, der dies empört zurückweist, bekam gestern einen Anruf von Andreas Rudolph. Der neue HSV-Boss versicherte dem SG-Gesellschafter, sein Verein habe mit dem Artikel nichts zu tun. Vielmehr habe sich Werner im HBL-Verfahren dem HSV gegenüber „fair und sachgerecht“ verhalten.
SG-Trainer Kent-Harry Andersson interessieren lediglich  die  sportlichen Aspekte des Duells, das wegen des Konzerts von Ronan Keating von  der Color Line Arena in die Alsterdorfer Sporthalle verlegt wurde. „Besser spielen als im Oktober“, lautet das schlichte Ziel des Schweden, das sich besonders auf den Angriff bezieht. „Damals hatten wir große Probleme mit der aggressiven HSV-Abwehr. Allerdings waren wir als Mannschaft auch noch nicht fertig.“ Der Meister hat die vielen individuellen Formtiefs und kollektiven Abstimmungsprobleme längst überwunden.

Christian Berge soll zehn Minuten Gas geben.

Erstaunlich reibunglos vollzog sich beim 30:18-Sieg in Wilhelmshaven der Übergang von der WM-Pause in den Alltag. „Die Abwehr war noch nie so gut wie  in der ersten Halbzeit, ich habe Aggressivität und Motivation gespürt“, sagt Andersson, der dankbar dafür ist, dass seine Dänen durch das frühe WM-Aus eine zusätzliche Woche Urlaub hatten.  Andersson hat alle Akteure an Bord, auch Johnny Jensen (Erkältung auskuriert) und Glenn Solberg, der wegen Achillessehnen-Beschwerden derzeit nicht trainiert. Umso wichtiger ist es, dass Christian Berge  in Hamburg dabei ist. „In  Wilhelmshaven hat er 20 Minuten durchgespielt und war ziemlich platt, aber so müssen wir ihn aufbauen. In Hamburg soll er zehn Minuten richtig Gas geben, das würde uns sehr helfen“, schildert der SG-Coach seine Pläne mit dem Spielmacher.
Bob Hanning wäre froh, wenn er solche Optionen wie sein Flensburger Kollege hätte. „Wenn wir die ersten Sechs betrachten, können wir auf hohem Niveau mit den Flensburgern mithalten“, meint der HSV-Coach, den mehrere Ausfälle schmerzen: Neben denen von Siniak und Opderbeck vor allem der von Linkshänder Belaustegui, der nicht gleichwertig zu ersetzen ist. Genauso wie Pascal Hens, was am vergangenen Freitag zu sehen war, als der HSV mit 31:33 bei  Wallau-Massenheim verlor. Den Nationalspieler zwickte wieder die Wade, weshalb er durch den 18-jährigen Jan Schult ersetzt wurde. „Das geht eine Weile gut, aber nicht über 60 Minuten“, stellte Hanning fest. Heute ist Hens wieder dabei, und der HSV-Coach hofft, dass der Rückraumschütze durchhält. Ohnehin sei ein kleines Handball-Wunder aus Hamburger Sicht nötig, nachdem die Flensburger sich seit dem Herbst „extrem positiv entwickelt“ hätten. „Vielleicht ist über die Atmosphäre in der kleinen Halle etwas machbar. Bei uns messen alle über sich hinauswachsen“, sagt Hanning.