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Pokal-Hattrick: Flensburg widmet Berge den Triumph

Die Flensburger „Festspiele“ beim Final Four in Hamburg halten an. Mit einem 33:31 (16:13) im  hochdramatischen „Traumfinale“ gegen den THW Kiel machte die SG Flensburg-Handewitt als DHB-Pokalsieger von 2003 und 2004 den Titel-Hattrick perfekt.
„Das ist einfach Wahnsinn. Das ist das Größte“ — mehr als diese zwei kurzen Sätze bekam Christian Berge nicht heraus, nachdem er als erster Spieler der SG Flensburg-Handewitt den DHB-Pokal vor den 13000 Zuschauern in die Höhe gereckt hatte. Kapitän Sören Stryger hatte die Trophäe von DHB-Präsident Ulrich Strombach empfangen und direkt an seinen Mitspieler weitergereicht. Selbst die Fans des unglücklichen Verlierers THW Kiel applaudierten dem an Krebs erkrankten Norweger, die Phonzahl im Tollhaus Color-Line-Arena erreichte ihren Höhepunkt.

Jubel bei Kent-Harry Andersson und Lars Christiansen

„Das haben wir für Christian getan“, sagte Lars Christiansen, der wenige Minuten zuvor mit seinem finalen Torwurf zum 33:31 den Schlusspunkt unter ein berauschendes Pokal-Endspiel gesetzt und den Flensburger Anhang in einen wahren Freudentaumel gestürzt hatte — blau-weiß-roter Ausnahmezustand.
Während die Kieler mit gesenkten Köpfen Richtung Dusche schlichen, floss in der SG-Kabine das Bier bereits in Strömen. „Daran könnte man sich glatt gewöhnen“, bejubelte  Sören Stryger den dritten Streich in Folge. Pokalsieger 2003, Pokalsieger 2004 und nun Pokalsieger 2005 — „das ist ein geiles Gefühl“, so Stryger, „und ein ganz großer Erfolg.“
Der allerdings hatte — wie bereits im Halbfinale gegen Nordhorn — am seidenen Faden gehangen. Gegen eine bärenstarke HSG, die fast jeden Flensburger Fehler mit einem Konter bestrafte, hatte sich der Titelverteidiger in der Verlängerung glücklich mit 38:36 durchgesetzt — auch dank Torhüter Jan Holpert, der in seinem 500. Spiel für die SG überragend gehalten hatte. Den entscheidenden Treffer setzte auch hier SG-Torjäger Lars Christiansen. 

Andrej Klimovets warf insgesamt 12 Tore.

Auch der THW hatte trotz großer Personalnot kurz davor gestanden, seine „schwarze Serie“ gegen den Rivalen zu beenden. Beim 30:29 (57.) war der erste Erfolg nach acht sieglosen Derbys zum Greifen nah. Doch am Ende entschieden wieder einmal Kleinigkeiten das Traumfinale zu Gunsten der Flensburger.
„Wir waren schon im Himmel, haben uns dann selber in die Hölle geschickt, um dann wieder in den Himmel zu gelangen“, fasste SG-Gesellschafter Manfred Werner das 60-minütige Wechselbad der Gefühle zusammen. Bis zum 21:15 (37.) hatte die stark aufspielende SG eiskalt Profit aus den zahlreichen Handicaps geschlagen, die die „Zebras“ an diesem Tag zu verkraften hatten. Dem Titelverteidiger spielte die Tatsache in die Karten, dass THW-„Gehirn“ Stefan Lövgren (Bänderdehnung) ausfiel, Rückhalt Henning Fritz grippekrank zwischen den Pfosten stand und Torjäger Christian Zeitz nach einer umstrittenen roten Karte (21.) frühzeitig zum Zuschauen verurteilt war. Alle Messen schienen gesungen und Flensburg am Ziel.
Pustekuchen! Einige Fritz-Paraden und SG-Zeitstrafen später verstummten die „Hier regiert die Hölle Nord“-Rufe aus dem Flensburger Fanblock. Kiel konterte (24:23/48.), die SG kollabierte — um sich aber wieder rechtzeitig selber zu reanimieren. Mit der Folge, dass es wieder aus der SG-Fanecke schallte: „Die Nummer eins im Land sind wir.“
Das war Musik in den Ohren von Thorsten Storm. Der SG-Manager sprach von „unheimlich vielen Glückshormonen“ und vom neuen Schwung für das Meisterschaftsrennen. „Jetzt kommen wir noch einmal mit Volldampf.“ Damit Christian Berge dann im Mai eventuell die nächste Trophäe im Empfang nehmen darf...