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Haspa Final 4: Der Hattrick ist perfekt

Als Spielmacher Christian Berge, gekleidet wie seine Mannschaftskollegen im goldenen Trikot, den „Pott“ in die Höhe stemmte, war Historisches vollbracht. Mit ihrem 18. Pokalsieg in Folge machte die SG Flensburg-Handewitt den zweiten Hattrick in der 31-jährigen Geschichte des Wettbewerbs perfekt. Das Kunststück glückte bislang nur dem THW Kiel, der 1998 bis 2000 erfolgreich war, sich diesmal aber mit einem 31:33 (13:16) dem Nordrivalen beugen musste. Damit ist die SG zugleich seit neun Nordderbys (seit Mai 2002) ungeschlagen.
Nach dem Schlusspfiff bedankten sich die Spieler bei den eigenen Fans, aber auch bei den Göppingern Schlachtenbummlern. Die „Nord-Süd-Allianz“ hatte sich bewährt und trieb die SG letztendlich zum Gesamtsieg. Zwei packende, Kräfte zerrende Knüller beim Final Four - das hatte die SG noch nicht erlebt. Dementsprechend mischte sich in die Jubel-Szenen große Erleichterung und Erlösung – und nicht nur bei Trainer Kent-Harry Andersson auch Anerkennung an den Gegner: „Beeindruckend, wie der THW Kiel den Ausfall einiger wichtiger Akteure wegsteckte und wiederkam.“
Der Stress der Schlussphase war dennoch vermeidbar. Rund 40 Minuten dominierte die SG eindeutig das Geschehen in der Color Line Arena, um dann in wenigen Minuten einen satten Vorsprung zu verspielen. „Einige Spieler dachten wohl, die Sache sei gelaufen“, sagte Kent-Harry Andersson, der überdies einen regen Betrieb an der Bank beobachtete. „Die Kieler haben uns kaputt gelaufen, plötzlich wollten alle ausgewechselt werden.“ Der 70-Minuten-Krimi vom Vortag steckte noch in den Knochen. Zeitstrafen gegen Johnny Jensen und Joachim Boldsen beschleunigten überdies die Aufholjagd der „Zebras“. Zwischen der 41. und 48. Minuten breitete sich im SG-Angriff ein „Tor-Vakuum“ aus. Die Kieler drehten mit einem „Sic Pack“ urplötzlich einen klaren Rückstand in eine 24:23-Führung (48.)
Dabei hatte der THW eine lange Liste von wichtigen Ausfällen zu verzeichnen. Stefan Lövgren saß mit einer Verletzung am Sprunggelenk nur auf der Bank - mit etlichen Spritzen allenfalls auf einen halbwegs konkurrenzfähigen Zustand gebracht. „Mit ihm fehlte der Kopf und der Motor der Mannschaft – seinen Einsatz wollte ich mit Blick auf die Meisterschafts-Entscheidung nicht riskieren“, sagte Kiels Coach Noka Serdarusic, ohne mit dem Ersatz Martin Boquist unzufrieden zu sein. Dagegen rätselte er über die Leistung von Henning Fritz, der schon nach einer knappen Viertelstunde das Tor verließ. Der unerfahrene Dennis Klockmann machte zwar seine Sache ordentlich, die Landeshauptstädter weinten dennoch Mattias Andersson (Bandscheiben-Vorfall) nach.
In der 21. Minute schockte schließlich eine weitere Dezimierung den THW. Blazenko Lackovic brach durch, wurde jedoch von Christian Zeitz regelwidrig gestoppt. Der Kieler Linkshänder sah die rote Karte. Eine wegen ihrer Härte umstrittene Entscheidung der Referees! „Der THW hatte wirklich Pech mit der Hinausstellung“, meinte auch SG-Geschäftsführer Thorsten Storm. „Sie war für diese Partie sehr prägend.“
Trotz aller Hindernisse kamen die „Zebras“ noch einmal mächtig auf. Kent-Harry Andersson wählte den richtigen Zeitpunkt für eine Auszeit. „Wir haben die Ruhe bewahrt“, beobachtete der Schwede, wie sich die Einwechslung von Dan Beutler als richtiger Schachzug entpuppte. Bis zur 57. Minute (29:30) stand die SG aber mit dem Rücken zur Wand. Dann hatte Andrej Klimovets abermals seinen großen Auftritt. Die Treffer 30 und 31 gingen auf seine Kappe, ehe der Weißrusse 52 Sekunden vor dem Ende nur auf Kosten eines Strafwurfes gestoppt werden konnte. Sören Stryger verwandelte sicher zum 32:31. Der letzte THW-Wurf von Christoph Schindler sprang über das Tor, sodass Lars Christiansen, kurz darauf als „bester Spieler des Final Four“ geehrt, mit dem letzten Tore den eigenen Anhang in Ekstase versetzte.
Es herrschte Glückseligkeit, sodass es niemanden störte, dass der Korken von der Champagner-Flasche einfach nicht aufgehen wollte. Vielmehr waren alle froh, Christian Berge mit dem Pokal „beschenkt“ zu haben. Joachim Boldsen brachte es auf den Punkt: „2003 war der Sieg unglaublich toll, 2004 zu einfach – und diesmal haben wir nur für Christian Berge gewonnen.“ Der Norweger reiste von Hamburg aus zurück nach Trondheim.

Diesen Pokal hat die SG für Christian Berge gewonnen.

 

 

THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt 31:33 (13:16)
THW Kiel: Fritz (11 Paraden), Klockmann (5/1 Paraden) – Pettersson (9/7), Lundström (4), Pungartnik (2), Hagen (7), Petersen, Lövgren (n.e.), Wagner (n.e.), Ahlm (1), Boquist (5), Zeitz (2), Schindler
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (7 Paraden; ab 45., bei einem 7m), Holpert (10 Paraden) – Solberg (1), Palmar, Lackovic (4), Berge (n.e.), Jensen (2), Christiansen (8/1), Klimovets (5), Stryger (8/6), Lijewski (3), Boldsen (2)
Schiedsrichter: Methe/ Methe (Vellmar); Zeitstrafen: 18:10 Minuten (Hagen 4, Petersen 4, Boquist 4, Pungartnik 2, Ahlm 2, Zeitz 2 - Solberg 4, Boldsen 2, Lijewski 2, Jensen 2); Rote Karte: Zeitz (21., Foulspiel); Siebenmeter: 8/7:8/7 (Christiansen scheitert an Klockmann - Zeitz trifft den Pfosten); Zuschauer: 13000 (ausverkauft)
Spielfilm: 1:4 (6.), 4:4 (8.), 5:8 (12.), 8:9 (17.), 9:13 (24.), 12:14 (28.) - 13:18 (32.), 15:21 (37.), 18:23 (41.), 24:23 (48.), 24:25 (49.), 26:28 (53.), 30:29 (57.), 30:31 (59.), 31:31 (59.) 

 

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