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Halbfinale ist Lichtjahre entfernt

Die SG Flensburg-Handewitt erlebte gestern im französischen Montpellier eine ihre schwärzesten Stunde. Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions-League unterlag der deutsche Meister dem französischen Titelträger Montpellier HB nach einer enttäuschenden Gesamtvorstellung haushoch mit 22:36 (10:16)-Toren und hat damit keine reele Chance mehr nach 2004 erneut ins Halbfinale in der Königsklasse einzuziehen.
Ausschlaggebend für die historische Niederlage war eine konfuse Abwehrleistung, gepaart mit einer indiskutablen Angriffseffektivität. Ganz anders Montpellier. Der Champions-League-Sieger von 2003 spielte von der ersten Minute an mit einer Leidenschaft und Herzblut, die als Grundlage für einen Gala-Auftritt dienten. Im mit 2600 Zuschauer rappelvollen Hexenkessel, dem Palais des Sports René Bougnol, wurde die SG über weite Strecken der einseitigen Partie vorgeführt und musste mit sich Katz-und-Maus spielen lassen. Enstprechend enttäuscht und niedergeschlagen verließen die SG-Akteure wie geprügelte Hunde mit gesenkten Köpfen die Halle.
Ein völlig frustrierter Kent-Harry Andersson: "Wir hatten einen totalen Blackout, Ich kann mich nicht erinnern, das wir so schlecht gespielt haben. Aber wenn man keine Tore macht, ..... . Das ist nicht normal, du kannst mit sieben Toren verlieren. Jetzt hilft uns nur noch ein Wunder." SG-Manager Thorsten Storm meinte stinksauer: "Das war eine besch.....ne Leistung. Wir werden nicht gleich zur Tagesordnung übergehen. So eine Blamage kann man nicht stehen lassen." Für SG-Präsident Frerich Eilts stand fest: "Wir waren nicht konzentriert und hatten nicht einen Kopf in unserer Mannschaft." Nun bleibt den "Gedemütigten" nur eine Woche Zeit, um die sicherlich tiefen Wunden zu pflegen. Während das Aus in der Königsklasse vorprogrammiert ist, muss der Bundesliga-Spitzenreiter sogar befürchten Spätfolgen des Desasters zu erleben. Immerhin warten nach dem "dunklen Kapitel" Monpellier in der Meisterschaft weitere schwere Prüfungen.

Auch Lars Christiansen konnte die Pleite nicht verhindern.

Nur bis zum 9:10 (22.) konnten die Gästen trotz einer schon zu diesem Zeitpunkt schwachen Vorstellung Kontakt halten. Im Anschluss legte Monpellier mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung in Abwehr wie Angriff eine Brikett drauf und holte zum Rundumschlag aus. Bereits zur Pause waren die Franzosen auf 16:10 davongezogen und hatten damit den Stimmungspegel in der kleinen Halle in die Höhe getrieben. Ob Youngster Nikola Karabatic, Weltmeister Gregory Anquetil oder Spielmacher Mladen Bojinovic, gegen diesen Gastgeber war bei der SG kein Gras gewachsen.
Mit zunehmender Spieldauer setzte bei den Gästen mehr und mehr die Ratlosigkeit ein, was in einem kollektiven Zusammenbruch gipfelte. Statt wie gewohnt cool zu bleiben und auf seine Chancen geduldig zu warten, schlidderten Lars Christiansen, Jan Holpert und Co. von einer Verlegenheit in die andere.
Besonders enttäuscht mussten die rund 60 eigens angereisten SG-Fans miterleben, wie ihren Lieblingen die Felle davonschwammen. Über 20:12 (35.), 24:16 (45.) und 32:19 (57.) zog Montpellier dem resignierenden Gast aus dem hohen Norden sprichwörtlich "gewaltig das Fell über die Ohren." Spitzenabwehr mit einem überragenden Nationalspieler Thierry Omeyer im Tor sowie leidenschaftlicher Handball im Angriff waren die Garanten für den in der Höhe verdienten Kantersieg. Als das nicht überragende, aber recht unparteiische Schiedsrichtergespann das historische Spiel beim 36:22-Endstand abpfiffen, kannte der Jubel im tiefen Süden Frankreichs keine Grenzen mehr.