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Meister kommt auf Touren

"Wir müssen an die letzten 20 Minuten denken. Da lief es bei uns echt gut. Und an diese Phase müssen im nächsten Spiel anknüpfen und versuchen sie zu verlängern", freute sich Sören Stryger. Wenige Minuten zuvor hatte der Kapitän der SG Flensburg-Handewitt mit sechs Treffern maßgeblichen Anteil daran gehabt, dass sich sein Team im ersten Heimspiel der Champions-League gegen HC Banik Karvina souverän mit 32:24 (16:13) durchsetzte. Als Belohnung für die vor allem nach der Pause erkennbare Leistungssteigerung setzte die SG ein deutliches Signal an die Bundesliga-Konkurrenz. Und die ist nicht von Pappe. Immerhin muss das Team von SG-Trainer Kent-Harry Andersson am Dienstag (19.45 Uhr live im DSF und Flensborg Avis Live-Ticker) beim frischgebackenen Tabellenführer HSV Hamburg Farbe bekennen.
"Ich sehe dem Spiel beim HSV jetzt optimistischer entgegen", zeigte sich Andersson nach dem klaren Formanstieg erleichtert. Allerdings muss der Schwede im Hinblick auf das morgige Topspiel zwei Hiobsbotschaften verkraften, denn mit Kaupo Palmar (Rückenmuskel) und Christian Berge (Sprunggelenk) fallen zwei Leistungsträger definitiv verletzungsbedingt aus.
Außerdem darf Andersson in Hamburg nicht seine neueste Errungenschaft präsentieren - Goran Sprem. Der wieselflinke Kroate feierte gegen Karvina einen prima Einstand, ist für die Bundesliga und den DHB-Pokal allerdings noch gesperrt. Mit einer ansehnlichen Gesamtleistung und vier Treffern warb das Energiebündel die Sympathien der Fans im Handumdrehen. Davon waren allerdings nur rund 3500 in die Campushalle gekommen, um das Duell des Deutschen gegen den Tschechischen Meister live zu erleben.

Sören Stryger erzielte sechs Tore.

Ohne die angeschlagenen Berge, Jensen und Palmar erwischte die SG nicht den erhofften Start und mühte sich gegen die großgewachsenen Gäste aus Tschechien erst beim 7:6 (12.) zur ersten Führung. Hauptgaranten dafür, dass die Gastgeber den eher tempoarm agierenden Gast besser in den Griff bekamen, waren Torwart Jan Holpert und zunächst auch Kreisläufer Andrej Klimovets. Der bullige Weissrusse, dessen Einbürgerung unmittelbar bevorsteht, erzielte vier seiner fünf Treffer vor der Pause und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die SG nach 30 Minuten mit 16:13 vorne lag.
Weniger glücklich agierten erneut Marcin Lijewski und Joachim Boldsen, die ungewohnt viele technische Fehler und Fehlwürfe produzierten und somit ungewollt dazu beitrugen, dass ihr Team sich nicht schon zu einem früheren Zeitpunkt absetzen konnte. Da zudem die Tschechen rund 40 Minuten kräftemäßig mithalten konnten, blieb das Duell der Meister bis zum 20:18 (39.) ausgeglichen. Erst im letzten Drittel machten sich bei den tapfer kämpfenden Gästen, dessen Team ein Altersdurchschnitt von 23 Jahren besitzt, Verschleiß-Erscheinungen bemerkbar und die Partie nahm deutlichere Formen an.
Bei den erstarkten Hausherren wusste vor allem die Kroaten-Achse Glanzlichter zu setzen. Während Blazenko Lackovic nahtlos an die gute Partie gegen Großwallstadt anknüpfte, nutzte an seiner Seite Nationalmannschafts-Kollege Goran Sprem die erstmalige Chance, um sich auszuzeichnen. Ob in der Abwehr auf der linken Seite und als vorgezogene Spitze oder im Angriff als Konterspezialist und Außenspieler - der 25-jährige Olympiasieger und Weltmeister stellte seine umfassenden Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis. Das für den Neuzugang die Bäume nicht in der Himmel wachsen, wurde allerdings auch deutlich, auch wenn die beiden Fehlwürfe wohl eher seinem Übereifer zuzuschreiben sind.
Falls es den Gastgebern gelingen sollte, an die überzeugende Vorstellung der letzten 20 Minuten anzuknüpfen, verspricht die morgige Bundesliga-Partie in Hamburg Dramatik und Spannung pur. Denn mit sehenswertem Tempospiel, garniert mit Spielzügen und vielen Toren überzeugte die SG komplett und warf über 26:18 (48.) und 30:20 (55.) den angestrebten 32:24-Kantersieg heraus und setzte damit rechtzeitig das Signal zur Aufholjagd in der Meisterschaft.