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Champions League: 24:24 - nach verrückter zweiter Halbzeit

Marcin Lijewski

Die SG Flensburg-Handewitt scheint sich auf ungewöhnliche Spielverläufe zu spezialisieren. Zum Auftakt der Champions League reichte es beim slowakischen Meister Tatran Presov trotz einer 22:15-Führung nur zu einem 24:24 (16:15). "Es dDarf einfach nicht passieren, dass man Presov noch einmal so ins Spiel kommen lässt", meinte ein gefrusteter SG-Coach Kent-Harry Andersson, während seine Truppe auf einen "gemütlichen Abend" verzichten musste.
Manch einer im SG-Tross, dem auch fünf Fans und zwei Journalisten angehörten, fühlte sich in die Vergangenheit zurückversetzt. 1500 Zuschauer verwandelten die Tatran-Arena, die mit ihren Ausmaßen sehr an die altehrwürdige Wikinghalle erinnerte, in einen "Hexenkessel". Der SG gelang es lange, kühlen Kopf zu bewahren, zumal die Taktik der Slowaken keine Überraschung barg. Sie deckten mit einer offensiven 5:1-Variante.
Kent-Harry Andersson wechselte seinen Kader munter durch. In der Start-Aufstellung mischte der zuletzt erkrankte Joachim Boldsen wieder an der Seite von Spielmacher Glenn Solberg mit. Das dänische "Kampfschwein" war es auch, das schnell ein 2:0 herauswarf. Von diesem Vorsprung profitierte die SG die ganze erste Hälfte. Die engagierte Tatran-Abwehr und der 42-jährige Torwart Dusan Baksa, der gegen Lars Christiansen einen Siebenmeter parierte, ließen den Deutschen Meister allerdings nicht davonziehen. Daran änderte auch die komplette "Rückraum-Rotation" nichts. Nach rund 15 Minuten kamen Blazenko Lackovic, Christian Berge und Kaupo Palmar. Auf der Gegenseite münzte Tartran Presov einfache Mittel zu Torerfolgen um.
In der Halbzeit-Kabine hatte es offenbar ein kleines "Donnerwetter" von Kent-Harry Andersson gegeben. Zumindest agierte die 6:0-Deckung nun wesentlich aggressiver und beweglicher. Als "Glücksgriff" erwies sich zudem der Torwartwechsel. Dan Beutler hielt mit einigen Paraden seinen Kameraden den Rücken frei. Presov musste ganze elf Minuten auf den ersten Treffer im zweiten Durchgang warten. Die SG zog bis auf 22:15 davon - und wähnte sich offenbar im sicheren Gefühl des Triumphs. Denn urplötzlich riss bei der SG der Faden, zumal auch der zweite Tatran-Keeper, der Ukrainer Vadym Brazhnik, seine Schokoladen-Seiten zeigte. Neun Minuten ohne Erfolgserlebnis - Kent-Harry Andersson warf die "grüne Karte" auf den Kampfrichtertisch.
Zwar erhöhte Andrej Klimovets gleich nach der "Auszeit" noch einmal auf 23:20, an der Hilflosigkeit vor der Slowaken-Abwehr änderte sich aber nichts. Zur Freude der wieder erwachten Tatran-Arena glich Rastislav Tabacko in der 55. Minute zum 23:23 aus. Zwei Glanztaten von Dan Beutler verhinderten gar eine Führung für die Tatran-Recken. Zwar traf noch einmal Andrej Klimovets zum 24:23, mit dem Schlusspfiff verwandelte Peter Kuckucka aber einen Siebenmeter zum verdienten Ausgleich. Denn. Zwei SG-Tore in den letzten 19 Minuten sind einfach viel zu wenig. Glücklich waren nur die Slowaken, allen voran Trainer Peter Hatalcík: "Unter der Woche hatten wir noch eine Krisen-Sitzung und wollten gegen dieses Weltklasse-Team nur Erfahrung sammeln."


Andrej Klimovets hatte sieben Sekunden vor Ende das 25:
23 auf der Hand.

 

Statistik
Tatran Presov - SG Flensburg-Handewitt 24:24 (15:16)
Tatran Presov:
Baksa, Brazhnik (ab 38.) - Marusak, Hunady (1), Urban, Pekar (1), Corey (4), Tumidalky (3), Antl (8/3), Kuckucka (3), Tabacko (4), Damits
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (ab 31.), Holpert - Solberg (1), Palmar, Lackovic (2), Berge (1), Jensen (2), Christiansen (4/1), Klimovets (5), Stryger (6/1), Lijewski (1), Boldsen (2)
Schiedsrichter: Poladenko/ Chernega (Russland); Zeitstrafen: 8:8 Minuten (Damits 4, Pekar 2, Tabacko 2 - Klimovets 4, Stryger 2, Lijewski 2); Siebenmeter: 3/3:4/2 (Christiansen scheitert an Baksa, Stryger an Brazhnik); Zuschauer: 1500
Spielverlauf: 0:2 (3.), 5:7 (13.), 7:7 (14.), 8:10 (20.), 10:13 (24.), 13:13 (27.), 14:16 (29.) - 15:22 (41.), 20:22 (49.), 23:23 (55.), 23:24 (59.)

 

 

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