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Meister zitterte um seinen Heimnimbus

In der ersten Hälfte waren es weitgehend die Gäste, die der Partie ihren Stempel aufdrückten. Eine solide Abwehr und ein disziplinierter Angriff machten es der SG schwer. Zudem stellte der tschechische Nationalwart Martin Galia den ehemaligen deutschen Auswahlkeeper Jan Holpert an diesem Abend in den Schatten. Joachim Boldsen, Sören Stryger oder Marcin Lijewski erlebten mehrfach eine "Galia-Vorstellung".
Nach dem Seitenwechsel begann ein munteres Scheibenschießen, da beide Abwehrreihen immer mehr an Halt verloren. Da die SG von einigen leichten Toren der Neuzugänge Blazenko Lackovic und Kaupo Palmar profitierte, setzte Velimir Petkovic nun verstärkt auf eine 5:1-Variante. Es war aber der Spielfluss im Angriff, der dafür sorgte, dass Frisch Auf bis in die Schlussphase an der Sensation schnupperte. Jaliesky Garcia sprühte nur so vor Gefahr. Zudem gelang es immer wieder, die 6:0-Deckung des Meisters über Kreisläufer Andrius Stelmokas zu "knacken". .Erst ein vergebener Siebenmeter von Aleksandar Knezevic vernichtete in der 59. Minute alle Träume der Süddeutschen. Die "Hölle Nord" durfte durchatmen.

SG Flensburg-Handewitt: Luft nach oben

Göppingen "knackte" die SG-Abwehr immer wieder über Kreisläufer Andrius Stelmokas.

Verkehrte Welt in Flensburg. Die Gastgeber hatten auch ihr drittes Heimspiel gewonnen, doch Jubel-Orgien spielten sich in der Flensburger Campushalle nicht ab. Vielmehr ließen bei den Siegern einige Akteure den Kopf hängen. "Ich bin so enttäuscht", winselte Marcin Lijewski, der nach einer Knie-Operation noch immer der gewohnten Form hinterherläuft. "Er hat die ganze Vorbereitung gefehlt, er kann im Moment einfach nicht so gut sein", legte Coach Kent-Harry Andersson seine Hand schützend über seinen Linkshänder.
Die interne Kritik am Polen wuchs aber zuletzt. "Er darf nicht so leichtfertig mit solchen Spielen umgehen", richtete Thorsten Storm schon am Mittwoch nach der Pokalpartie gegen Wilhelmshaven klare Worte an Marcin Lijewski. "Er muss jede Chance ergreifen, nach seiner Verletzung wieder das alte Niveau zu erreichen." Ähnlich direkte Worte ersparte sich der Manager diesmal. Aber auch ihm war nicht entgangen, dass die SG bislang noch nicht an die meisterlichen Vorstellungen der letzten Saison anknüpfen konnte. "Wir haben noch Luft nach oben", betonte  Thorsten Storm. "Es gibt einige Spieler, die noch längst nicht ihr Potenzial erreicht haben."
Die Reihe ist im Moment lang: Neben Marcin Lijewski leidet beispielsweise Sören Stryger an einer rätselhaften Abschluss-Schwäche. Während sich "Handball-Gott" Johnny Jensen noch nicht in der Verfassung der Vorsaison präsentiert, bekommt Kreisläufer-Kollege Andrej Klimovets erstaunlich geringe Einsatzzeiten. Zudem haben die Neuzugänge mit normalen Anpassungs-Problemen zu kämpfen. Blazenko Lackovic fehlt nach seiner Knie-Verletzung das letzte Quäntchen Fitness, Kaupo Palmar muss sich noch an das raue Bundesliga-Klima gewöhnen.
Und dann gibt es noch einen Christian Berge. Aufgrund eines Bänderrisses im rechten Knöchel hat der geniale Spielmacher in dieser Serie noch keine Sekunde mitgewirkt. Mehrfach wurde sein Comeback angekündigt, dann aber doch verschoben. "Er hat seit vier Wochen nicht mehr mit uns trainiert", mahnt Kent-Harry Andersson zur Geduld. Vielleicht klappt es ja in Nordhorn. Wenn ja - läuft Christian Berge mit der Nummer neun auf. Die 24 hat der in den letzten Jahren Leidgeprüfte an den Nagel gehängt. Aus Aberglaube. "Früher in Norwegen hatte ich immer die Neun - und war nie verletzt."