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Meister noch nicht in Fahrt

Selten hatte man Trainer Kent-Harry Andersson auf einer Pressekonferenz erleichterter gesehen, als am vergangenen Samstagabend. Schließlich hatte seine SG Flensburg-Handewitt nur mit Mühe und Not mit 31:28 (13:12)-Toren gegen Frisch Auf Göppingen die Oberhand behalten und damit den Platz in der Spitzengruppe der Eliteliga behauptet.
"Ich habe immer gesagt, dass Göppingen viel besser ist, als noch im letzten Jahr. Als Mannschaft sind sie besser als Gummersbach und ich war nicht überrascht, wie stark sie spielen«, lobte Andersson die Auswahl aus Baden-Württemberg, die den Meister am Rande einer Niederlage gedrängt hatte. "Wir hatten große Probleme in der Abwehr, dass muss auf jeden Fall bis Mittwoch besser werden, ansonsten wird es verdammt schwer in Nordhorn Erfolg zu haben", nannte der Schwede das Hauptmanko im Spiel der Gastgeber. "Die SG hat den Sieg verdient gehabt, aber dennoch sind wir ein bisschen enttäuscht, denn wir waren nah dran an einer Sensation", meinte FA-Trainer Velimir Petkovic und lobte seine Mannschaft, die "beim Meister sehr gut gespielt hat."

Joachim Boldsen überspringt den eigenen Mann.

Und in der Tat sollte sich die Einschätzung von Andersson bewahrheiten. Der gelungene Auftritt der Gäste stand ganz im Zeichen mannschaftlicher Geschlossenheit, gepaart mit herausragenden Einzelleistungen von Torwart Martin Galia und Shooter Jaliesky Garcia sowie kämpferisch einwandfreier Moral. Und vollkommen zurecht war es Göppingen, die gegen eine irritiert wirkende SG-Mannschaft den Ton in der ausverkauften Campushalle angaben
und mit 6:4 (10.) und 9:7 (18.) in Führung lagen. "Es läuft noch nicht richtig rund", lieferte SG-Manager Thorsten Storm den Grund dafür, warum die SG zwar bis zur Pause wieder mit 13:12 vorne lag, Göppingen aber bis zum Schlusspfiff niemals richtig abschütteln sollte.
Denn während die taktisch hervorragend eingestellten Petkovic-Schützlinge ihr ansehnliches Pensum konstant und erstaunlich fehlerfrei selbstsicher herunterspielten, kam der Meister irgendwie nicht richtig in Schwung. Vor allem offenbarte der Favorit in der Abwehr ein weiteres Mal Schwächen und musste miterleben, wie Göppingen mit spielerischen Mitteln häufig zum Erfolg kam. In Person von Jaliesky Garcia besaßen die Süddeutschen zudem einen herausragenden Akteur, gegen den die SG-Deckung permanent "alt" aussah. "Ich habe mit einigen Umstellungen probiert Garcia in den Griff zu bekommen, aber es hat nicht geklappt", musste Andersson gestehen. Der gebürtige Kubaner mit isländischem Pass war die Gallionsfigur im Göppinger Angriffsspiel und setzte nicht nur seine Nebenleute geschickt in Szene, sondern stellte bei seinen insgesamt acht Toren auch seine Wurfstärke aus dem Rückraum unter Beweis.
Warum die Hausherren am Ende nicht mit einem oder gar zwei Punktverlusten bestraft wurden, lag zum einen an Torhüter Dan Beutler, der in der 46. Minute für den glücklosen Jan Holpert ins Tor kam und seiner "schwimmenden Abwehr" mehr Rückhalt gab. Zum anderen hatte die SG mit Jonny Jensen, Kaupo Palmar und Lars Christiansen drei Trümpfe, die in der entscheidenden Phase ihre Qualitäten ausspielten und den Erfolg am Ende sicherten. Vor allem erwies sich
Christiansen erneut in glänzender Torlaune. Der Däne nahm das Torewerfen nach einem lässig verworfenen Siebenmeter deutlich ernster und avancierte mit elf Treffern zum Matchwinner. "Alle können noch zulegen", bemerkte Storm zurecht.