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„Sommerhandball“ in der Campushalle

Flensburg 31, Düsseldorf 26! Wie bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen herrschte auch in der Flensburger Campushalle keinerlei Zweifel darüber, wer der klare Sieger war. Mit einem gravierenden Unterschied: Nach der Handballpartie jubelte der Verlierer (wegen des geschafften Klassenerhaltes) im Stile der CDU, und die Gewinner schauten zum Teil sparsam wie die Genossen drein.

Manfred Werner verabschiedete Kaupo Palmar.

Grund für die Flensburger Zurückhaltung: Wie an Rhein und Ruhr bereits vollzogen, scheint sich auch in der Handball-Bundesliga ein „Regierungswechsel“ anzubahnen. Vor dem Saisonfinale am kommenden Sonntag behauptet das schwarz-weiße Lager (THW Kiel) einen Zwei-Punkte-Vorsprung an der Tabellenspitze vor dem blau-weiß-roten Titelträger (Flensburg) — das Kopf-an-Kopf-Rennen wird in einem Fernduell zwischen dem THW (in Düsseldorf) und der SG (in Lemgo) entschieden. „Noch ist nichts entschieden“, übte sich Linksau*en Lars Christiansen, mit nunmehr 251 Treffern designierter Bundesliga-Torschützenkönig, in Zweckoptimismus. „Das wird noch einmal ganz spannend.“
Nur in Maßen spannend war dagegen der letzte Heimauftritt der SG, der mit dem 17. Sieg im 17. Heimspiel und dem 31. Heimerfolg in Serie unspektakulär endete. Beeindruckende Zahlen einer beeindruckenden Saison, deren Krönung allem Anschein nach ausbleibt. „Schon komisch. Da spielst du eine noch bessere Saison als die vorherige, wirst aber wohl nur Zweiter und dafür nicht belohnt“, sagte  Manager Thorsten Storm nach den 60 Minuten „Sommerhandball“.

Andrej Klimovets freute sich vier Mal über ein Tor.

Während draußen hohe Temperaturen für mediterranes Flair sorgten, ging es drinnen in der ausverkauften Halle selten heiß her. Richtig laut wurde es nur bei der Verabschiedung des Trios Andrej Klimovets (nach Kronau), Kaupo Palmar (nach Skjern) und Stefan Pries (nach Emsdetten) vor dem Anpfiff. Das sei heute richtig leise auf den Rängen gewesen, meinte der elffache Torschütze Lars Christiansen, der von einem glanzlosen Pflichtsieg sprach: „Jeder wusste praktisch schon vor dem Spiel, dass wir gewinnen werden.“ Und das taten die Flensburger (ohne den verletzten Sören Stryger) dann auch in souveräner Manier. Wenngleich man ihnen deutlich anmerkte, dass die Tanknadel auf Reserve zeigt. Ein paar Phasen „Vollgas“ und ein solider Dan Beutler im Tor reichten, um die wacker kämpfenden, aber chancenlosen Düsseldorfer stets mit beruhigendem Abstand im Rückspiegel zu sehen.
Vielleicht ging der Meister auch deshalb so rücksichtsvoll mit dem Aufsteiger um, weil dieser am Sonntag gegen den THW Kiel spielt und der SG Schützenhilfe leisten könnte. „Alles Gute“, wünschte denn auch Trainer Kent-Harry Andersson aus tiefstem Herzen den Gästen, die gestern durch die Mindener Niederlage gegen Lemgo das rettende Ufer erreichten. „Wir werden aber nicht drei Tage Party machen“, versprach HSG-Spielertrainer Nils Lehmann — damit erst keinerlei Gerüchte um Wettbewerbsverzerrung aufkommen. „Wir werden alles geben.“ Worte, die Thorsten Storm mit Wohlwollen zur Kenntnis nahm: „Noch ist alles möglich“, sagte der Manager und beschloss den Tag mit dem Satz: „Eigentlich hätten zwei Mannschaften den Titel verdient.“