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Wieder über 40 Flensburger Tore

Vor der Partie gab es nur eine Frage: Wie hoch würde die SG Flensburg-Handewitt gewinnen? Schließlich fehlte dem SV Post praktisch eine Sieben verletzungsbedingt. Schwerins Trainer Peter Pysall machte aber kein Hehl daraus: „Von der Papierform her könnten wir Flensburg auch mit der ersten Kapelle nicht schlagen.“ Und auch die „Favoriten-Ärger-Phase“ dauerte nur wenige Minuten. Die „Postler“ versuchten zwar mit hohem Tempo und schneller Mitte Paroli zu bieten, verzettelten sich aber immer wieder in hektischen Aktionen. Höhepunkt: ein Anwurf landete gleich in den Fängen des SG-Rechtsaußen Sören Stryger. Die Hausherren kompensierten ohne Weiteres die Ausfälle von Joachim Boldsen und Johnny Jensen. Glenn Solberg zog geschickt die Fäden in der Schaltzentrale, wurde teilweise aber auch vom zukünftigen Emsdettener Stefan Pries entlastet. Für Johnny Jensen sprang Andrej Klimovets einmal mehr in die Bresche. Seine Ausbeute: sieben Tore, fünf herausgeholte Siebenmeter, kein Fehlwurf. So waren die Verhältnisse schnell klar. Die zweite Hälfte bot nur noch für die jenigen Spannung, die es mit einer „Handicap-Wette“ versucht hatten. Die SG-Truppe hatte da längst mit dem Zaubern begonnen und beglückte ihren Anhang mit mehreren Kempa-Tricks. „Das macht mehr Spaß als Training“, freute sich Glenn Solberg.

SG Flensburg-Handewitt: Zusammenstoß

Bekanntes Gesicht: Fabian Christ

Johnny Jensen ist für seine Kompromisslosigkeit bekannt. Selbst im Training geht er stets leidenschaftlich zur Sache. Das musste in der letzten Woche auch „Traktor“ Joachim Boldsen erfahren. Die Bilanz einer Übungseinheit: Nasenbeinbruch und Schädelprellung. Aber auch der norwegische Abwehrchef passte gegen Schwerin – eine Kniekehlen-Reizung. „Im Notfall hätte ich zwar spielen können“, sagte Johnny Jensen. „Nach einem Gespräch mit dem Trainer sind wir uns aber einig geworden, dass ich mich für das schwere Spiel in Essen schonen sollte.“ Er harrte diesmal auf der Bank aus. Dagegen durfte Joachim Boldsen zu Hause bleiben. „Mit seinem Gipsverband sieht er einfach schrecklich aus“, hatte Kent-Harry Andersson ein Einsehen.
So sah der dänische Nationalspieler auch nicht das Tor von Kaupo Palmar zum 21:12. Solche Erfolgserlebnisse waren vom Esten, dem inzwischen der Makel „Fehleinkauf“ anhängt, in den letzten Wochen nur selten zu bewundern. Dafür hat der Linkshänder seine sportliche Zukunft in trockene Tücher gebracht. In den nächsten drei Jahren heißt sein Arbeitgeber Skjern Handball in Dänemark. Dort erhofft er sich einen Stammplatz und viel Spielpraxis. „Die SG ist eine Weltmannschaft“, betont Kaupo Palmar. „Für mich war es mit Einsatzzeiten von fünf bis sieben Minuten sehr schwer, ja fast sogar unmöglich, in dieses Team zu rutschen.“  
Über seine Nachfolge hüllt sich SG-Manager Thorsten Storm noch in Schweigen. Vor zwei Wochen sprach er noch von „Kontakten mit einem international renommierten Linkshänder“. Der Name Olafur Stefansson machte die Runde. Aber offenbar bissen die Flensburger bei der Finanzierung auf Granit. „Er hat noch ein Jahr Vertrag in Ciudad Real – da können wir ihn nicht herauskaufen“, berichtet Thorsten Storm. Dafür tanzen nun immer wieder Handballer aus verschieden Ländern zum Probe-Training in Flensburg an. Zum Beispiel der 25-jährige Franzose Sebastian Bosquet (Montpellier HB), der es bislang auf 14 Länderspiele brachte. Mit einer endgültigen Entscheidung möchte man es beim noch amtierenden Meister aber nicht überstürzen.