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Ohne übertriebenen Ernst

„Es geht auch ganz schnell“, versprach Peter Pysall, als er zur Pressekonferenz erschien. Wie alle Beteiligten bemühte sich der Trainer des SV Post Schwerin um Normalität nach einem Spiel, das nicht zur Normalität gehörte. Mit der SG Flensburg-Handewitt, die vorläufig wieder zum Tabellenführer der Handball-Bundesliga aufstieg, und dem Absteiger waren Welten aufeinander getroffen, wie es SG-Manager Thorsten Storm vorhergesagt hatte. Was sollte man erzählen nach dem 43:29 (23:15), einem Resultat, das so zwangsläufig wie belanglos war?
Pysall gratulierte den Flensburgern und lobte seine  Mannschaft, die mit „allen zur Verfügung stehenden Mitteln“ — das waren nicht viele — Gegenwehr geleistet hätte. „Der große Rahmen stimmt mich zufrieden“, schloss der Schwerin-Coach mit trauriger Miene seine Ausführungen. Pflichtschuldig mäkelte sein SG-Kollege Kent-Harry Andersson daran herum, „dass mehr drin gewesen wäre, wenn wir in der Abwehr noch ein paar Abpraller bekommen hätten.“

Jubiläum: 100 Spiele "Handballgott"

Dazu wäre etwas mehr Konzentration erforderlich gewesen. Aber vielleicht hätte übertriebener Ernst den durchaus unterhaltsamen Handball-Abend gestört. Die Fans genossen jedenfalls das Spiel ohne Stress, eine lustige Einlage von Sören Stryger und Lars Christiansen als Wischer, Kempa-Akrobatik und tolle Kontertore sowie einen Regisseur Glenn Solberg, der vor Spielfreude sprühte. Und so erhob sich das Publikum am Ende auch wie üblich zur stehenden Ovation.
Der Erkenntnisgewinn für Trainer Andersson hielt sich in Grenzen. Festzuhalten bleibt, dass hinter der ersten Sieben bei der SG momentan nicht viel kommt. Stefan Pries löste seine Aufgabe als zeitweiser Solberg-Vertreter und Kreisläufer ordentlich, ohne allerdings den Hinweis zu geben, dass dies auch gegen Kaliber wie TuSEM Essen funktioniert. Rechtsaußen Torge Johannsen erzielte drei schöne Tore, warf aber auch übermütig Bälle weg, so dass man auf dieser Position doch etwas beruhigter mit Sören Stryger agiert. Und Kaupo Palmar? Bemüht, aber dem Anforderungsdruck beim deutschen Meister einfach nicht gewachsen.
Am kommenden Sonntag wird es wieder ernst, wenn es in der Arena Oberhausen gegen den neuen EHF-Pokalsieger Essen geht. Dann muss Joachim Boldsen mit einer Maske zum Schutz der lädierten Nase spielen, ebenso Johnny Jensen, der gegen Schwerin geschont wurde, aber in seinem 100. SG-Spiel zum Einsatz gekommen wäre, „wenn wir in eine richtige Krise gehabt hätten“, so Andersson.