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Jensen, der "Handball-Gott"

Frenetisch feierten die rund 6000 Fans der SG Flensburg-Handewitt den verdienten 25:21 (12:12)-Erfolg ihrer Mannschaft gegen den THW Kiel ausgelassen in der Campushalle. Drei Spiele, drei Siege - die Bilanz des Deutschen Meisters ist makelos und mit gestärktem Selbstvertrauen kann sich der Titelaspirant nun auf den Weg zum ebenfalls verlustpunktfreien VfL Gummersbach machen (Sonnabend, 20 Uhr, Kölnarena). Auslöser für den mittlerweile siebten Sieg in Serie gegen den THW Kiel war eine SG-Mannschaft, die aufopferungsvoll im Schulterschluss um den Erfolg kämpfte und dafür am Ende einer nicht hochhklassigen, aber dramatischspannenden Partie belohnt wurde.
Allen voran bestätigte Jonny Jensen wieder einmal, warum er von seinen zahlreichen Fans liebevoll als "Handball-Gott" verehrt wird. Das norwegische Energiebündel wusste mit unbändigem Einsatzwillen in Abwehr und Angriff sowie wertvollen Toren seine Mannschaft durch schwierige Phasen zum Sieg zu führen. "Es lief ganz gut", kommentierte der 32-Jährige seine Galavorstellung, die zwischen der 47. und 54. Minute ihren Höhepunkt erreichte. Zunächst ließ Jensen als Rückraum-Spieler den Kieler Christian Zeitz wie einen Schüler-Spieler aussehen, vernaschte den Linskhänder und erzielte das 21:17 (48.). Im Anschluss "sorgte" der etatmäßige Kreisläufer aus dem linken Rückraum dafür, dass zunächst Markus Ahlm und wenige Sekunden später auch Christian Zeitz mit Zeitstrafen vom Feld verwiesen wurden. Getreu dem Motto - einen Jensen bremst man nicht ungestraft. Den von Jensen dabei herausgeholten Strafwurf verwandelte Kapitän Søren Stryger zum vorentscheidenden 23:19 (56.).

Johnny Jensen: der "Handball-Gott" jubelt

Und auch wenn THW-Trainer "Noka" Serdarusic später monierte, er sei generell "mit den Zeitstrafen gegen meine Mannschaft nicht einverstanden" gewesen, lagen die Ursachen für den Spielausgang woanders. Wie von SG-Trainer Kent-Harry Andersson prophezeit, wurde der Grundstein für den Sieg in der Abwehr gelegt. Mit einem sich mehr und mehr steigernden Jan Holpert im Tor sowie einer 6:0-Formation, die an diesem Tage das Prädikat Weltklasse verdiente, triumphierten die Hausherren gegen einen Kieler Mannschaft, die mit großen Siegeshoffnungen nach Flensburg gekommen war.
"Wir haben sehr schnell von Angriff auf Abwehr umgeschaltet und haben dann gegen die Achse Lövgren/Ahlm ganz gut gestanden", lobte Andersson die Defensiv-Leistung seiner Schützlinge. Und auch hier spielte Jonny Jensen eine tragende Rolle. Gemeinsam mit Landsmann Glenn Solberg im Zentrum sowie "Traktor" Boldsen und Marcin Lijewski auf den Halbpositionen ließ das SG-Abwehrkombinat das THW-Angriffsspiel um Spielmacher Lövgren nicht wie gewohnt zur Entfaltung kommen. "Das war ausschlaggebend", strahlte Andersson. Gegen dieses Abwehrbollwerk waren nicht nur Zeitz und Lövgren, sonder auch der Ex-SGer Frode Hagen machtlos.
Neben Holpert und Jensen verdiente sich aber auch Joachim Boldsen das Prädikat "Weltklasse". Ob in der Abwehr gegen Irrwisch Zeitz (15 Wurfversuche, fünf Tore und drei Zeitstrafen) oder im Angriff als Shooter und tragende Säule - "Fighter" Boldsen ließ sich wie Jensen von nichts und niemanden stoppen und avancierte mit acht Treffern zum erfolgreichsten Torschützen seines Teams. Erneut hatten ihm seine rosafarbenen Sportschuhe Glück gebracht. Passend an diesem Tag stand auch die Schlussphase ganz im Zeichen von Boldsen, der mit seinen Toren zum 24:21 und 25:21 den Sack endgültig zumachte.
Nicht wenige Augenzeugen stellten sich nach dem siegreichen Derby die Frage, zu welchen Leistungen der Meister erst fähig ist, wenn neben Debütant Blazenko Lackovic (zwei Treffer) auch Akteure wie der pausierende Christian Berge richtig mitmischen werden? Wenn ein "erstarkter" THW Kiel es nicht vermag gegen einen "angeschlagenen" Meister zu punkten, wer soll dann erst die SG bezwingen, wenn sie vollzählig und eingespielt ist? Das ganze Potenzial offenbarte der Titelverteidiger jedenfalls noch nicht. "Das Knie hat gehalten, ich bin schmerzfrei", strahlte Blazenko Lackovic und genoss die herzliche Umarmung seiner Mitspieler und versprach, "das war erst der Anfang, ich kann noch viel besser." Und auch Jensen ist gespannt zu sehen, was passiert, "wenn alle gesund und eingespielt sind." Denn: "Es läuft schon jetzt sehr gut."