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Ein munteres Scheibenschießen

Der deutsche Meister im Torrausch: Eine vor Spielfreude sprühende SG Flensburg-Handewitt fertigte am Sonnabend Aufsteiger TuS N-Lübbecke mit 45:30 (24:18) ab. Trotz ihrer neuen Tor-Bestmarke in der Bundesliga  machte die SG im Kampf um den Titel keinen Boden gut.
Es war der Tag der Jubiläen bei der SG Flensburg-Handewitt: Vor dem Anpfiff wurden Jan Holpert (für 500 Spiele), Lars Christiansen (400), Andrej Klimovets (300) und Kent-Harry Andersson (100) mit Blumen und Präsenten geehrt. Viel hatte nicht gefehlt, und es hätte im Spiel gegen den TuS N-Lübbecke die nächste runde Zahl — 50 Tore — zu feiern gegeben. Mit 45:30 (24:18) — neuer Bundesliga-Rekord für die SG — überrannte der deutsche Meister den wacker kämpfenden, aber klar unterlegenen Aufsteiger aus Ostwestfalen.
So oder so, das Spiel war aus Flensburger Sicht eine „runde Sache“. Ob die famose Vorstellung von Jan Holpert im Tor, die Emotionen um Andrej Klimovets oder das dynamische Dänen-Duo auf Außen — die 60 Minuten Handball in der Campushalle besaßen hohen Unterhaltungswert. „Das hat heute richtig Spaß gemacht“, gab Trainer Andersson hinterher zu Protokoll, auch wenn seine Mannschaft im Meisterrennen punktemäßig keinen Boden gegenüber dem THW Kiel gut machen konnte. „Es bleibt dabei: Unsere Chancen auf den Titel betragen 1:99“, sagte der Schwede.

Goran Sprem verzweifelte öfter an Jan Holpert.

Null Chancen hatten dagegen die Gäste aus Nettelstedt, die vom Tempospiel des frisch gebackenen DHB-Pokalsiegers, der ohne den an der Leiste verletzten Joachim Boldsen auskommen musste,  phasenweise überrollt wurden. Eine „erste Welle“ nach der anderen schwappte auf die bemitleidenswerten TuS-Torhüter zu, die  hinterher eigentlich über Rückenschmerzen von vielen Ballherausholen aus dem Netz hätten klagen müssen. „Ich kann nicht mehr“, flachste Lars Christiansen zwischendurch ob der zahlreichen Konter, die Kollege Stryger und er fast im Minutentakt liefen — und zumeist erfolgreich abschlossen.
Nach 37 Minuten (30:21) war bereits die  30er-Marke  gekackt — und der Drops gelutscht. Ein Verdienst von Torhüter Jan Holpert, der fast die Hälfte alle Nettelstedter Würfe parierte und die torhungrige dänische Flügelzange mit langen Pässen füttere. „Holpi killed me“, drückte es TuS-Linksaußen Goran Sprem martialisch aus. Der von der SG ausgeliehene Kroate war mit acht Treffern zwar erfolgreichster Gästespieler, fand aber in seinem zukünftigen Mitspieler häufig seinen Meister.
Meisterlich war auch erneut der Auftritt von Andrej Klimovets. Der agile Kreisläufer zeigte sich von den turbulenten Geschehnissen rund um seinen Wechsel zur SG Kronau-Östringen unbeeindruckt und wartete, wie bereits in den Spielen zuvor, mit einer blitzsauberen Leistung auf. „Andrej Klimovets, schalalalala“, klang es lautstark von der Stehtribüne. Die 6000 Zuschauer bejubelten jedes seiner neun Tore frenetisch. Und auch Kent-Harry Andersson stimmte in den Lobgesang auf den Weißrussen ein. „So stark wie jetzt habe ich Klimo noch nicht erlebt.“ 
Das muntere Scheibenschießen hielt bis zum Abpfiff an. Der „Gassenhauer“ von Roberto Blanco „Ein bisschen Spaß muss sein“ durchlief beim Hallen-DJ eine Endlosschleife — und war Programm für Sören Stryger und Co. Am Ende durften alle mal ran, auch Kaupo Palmar, dessen Wechsel zum von Anders Dahl-Nielsen trainierten dänischen Spitzenclub Skjern HB bekannt wurde. Fazit des Trainers: „So soll es weitergehen“, sagte Andersson, der das Ziel für die restlichen fünf Spiele ausgab: „Fünf Siege.“