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Nandor Fazekas: Aus disziplinarischen Gründen ins Tor

Der Wechsel von Nandor Fazekas vom internationalen Top-Klub Fotex Veszprém zum TuS N-Lübbecke stand schon länger fest, der Umzug ins Ostwestfälische erfolgte aber erst im September – nach den Olympischen Spielen. Gleich im ersten Interview auf deutschem Boden erzählte der 28-Jährige die unglaubliche Geschichte, wie er vom Jugend-Nationalspieler im Fußball zum Handballer wurde und dabei aus disziplinarischen Gründen im Tor landete.
Nador Fazekas mag keinen Streit. Wahrscheinlich ist er gerade deshalb Handballer geworden. Als der zwölfjährige „Nandi“, seinerzeit Fußballer und Jugend-Nationalspieler Ungarns, wegen schlechter schulischer Leistungen zu dem Direktor seiner Sportschule zitiert wurde, wagte er nicht zu widersprechen, als ihm der handballverrückte Schulleiter vorschlug, „das mit den Zensuren schon zu drehen“, wenn er nur die Sportart wechseln würde. Als Handballer spielte der Ungar zunächst im Feld – als Spielmacher. „Ich war aber kein mannschaftsdienlicher Spieler“, schmunzelt Nandor Fazekas. „In einem Spiel habe einen Ball nach dem anderen auf das gegnerische Tor gekeult, ohne dabei an meine Mitspieler zu denken.“ Die Folge: In der Halbzeit beorderte der Trainer ihn aus „disziplinarischen Gründen“ ins Tor. Das Überraschende: Das hat so gut geklappt, dass er fortan immer zwischen den Pfosten stand.
Mit 15 Jahren ging er zum SC Kecskemeti SC. Dort beobachtete Veszpréms Präsident eine Partie und vereinbarte direkt nach Spielschluss einen Termin mit „Nandis“ Eltern, um einen Vorvertrag abzuschließen. Mit Anfang 20 war er wieder Nationalspieler – diesmal im Handball. Deutschland ist nun die erste Auslandsstation für Nandor Fazekas. Nach zehn Jahren in Veszprém. Mit Fotex wurde er acht Mal ungarischer Meister und Pokalsieger, erreichte 2002 sogar das Finale der Champions League gegen Magdeburg. Hinter Arpad Sterbik hatte er aber zuletzt nicht genug Spielanteile, sodass der Entschluss zum Wechsel reifte. „Ich habe diesen Schritt bislang noch nicht eine Sekunde lang bereut“, strahlt der 90-fache Nationalspieler. Und der Unterschied zwischen Bundesliga und der ungarischen Eliteklasse? Nandor Fazekas: „Hier gibt es viel mehr Profis. In Ungarn existieren eigentlich nur drei gute Mannschafen.“ Und die Auswärtstouren sind in Deutschland viel länger. Die langen Busfahrten nutzt er auch, um Vokabeln zu lernen oder den Deutschunterricht nachzuarbeiten.