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Konter-Handball erster Güte

Das Duell zwischen der SG Flensburg-Handewitt und dem TuS N-Lübbecke war in vielerlei Hinsicht ein besonders sehenswertes Ereignis. Dass der Meister mit dem 45:30 (24:18)-Erfolg einen neuen Bundesliga-Torrekord aufgestellt hat, war nur einer von mehreren Höhepunkten eines unterhaltsamen Abends. Da auch der Spitzenreiter THW Kiel erwartungsgemäß seine Aufgaben gegen Wetzlar mit 30:25-Toren erledigte, bleibt es im Fernduell um die Meisterschaft unverändert spannend.
Schon vor dem Anpfiff lief die SG-Fangemeinde zur Höchstform auf, als Andrej Klimovets (300. Pflichtspiel), Lars Christiansen (400) und Jan Holpert (500) von Uwe Möser (Geschäftsführer Club 100) ausgezeichnet wurden. Vor allem bei der Ehrung von Andrej Klimovets wollte der Jubel auf den Rängen kein Ende finden und mit lautstarken Sprechchören wurde der Weißrusse gefeiert. Überhaupt bewiesen die SG-Anhänger dem scheidenden Kreisläufer ihre Sympathien, indem sie ihn bei jeder gelungenen Aktion überschwenglich feierten.
Im Streit zwischen der Vereinsführung und dem 30-Jährigen (wir berichteten) stand endlich wieder das Sportliche im Mittelpunkt. Mit einer erneuten Energieleistung, die mit neun Toren bei zehn Versuchen garniert wurde, bewies Klimovets ein weiteres Mal sein großes Potential, das ab dem Sommer dem Zweitligisten SG Kronau-Östringen zu Gute kommen wird.

Glenn Solberg trug auf der Spielmacher-Position die volle Verantwortung.

Das drittletzte Saison-Heimspiel geriet schell zur einseitigen Angelegenheit. Die ersatzgeschwächten Gäste aus Ostwestfalen schöpften den Rahmen ihrer Möglichkeiten zwar voll aus und ließen selbst bei wachsendem Rückstand die Köpfe nicht hängen. Ernsthaft in Gefahr bringen konnte der TuS die Hausherren allerdings zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil: Die SG war auch ohne den an der Leiste verletzten Joachim Boldsen jederzeit Herr der Lage und betrieb mit dem Gegner ein "Katz-und-Maus-Spiel". Vor allem erteilte der Meister dem Außenseiter in Sachen Konter-Handball eine Lehrstunde. Ausgangspunkt war wieder einmal ein überragender Jan Holpert im Tor, der mit 29 (!) Paraden seinem Ruf als "Hexer" alle Ehre machte. Mit langen Abwürfen "fütterte" Holpert die pfeilschnellen Lars Christiansen und Søren Stryger, die maßgeblich an der Ausbeute von 19 Konter-Toren beteiligt waren. Zwar ließ der Druck der Gastgeber nach dem 14:7 (17.)-Zwischenstand ein wenig nach, und Nettelstedt nutzte die Gunst der Stunde, um bis auf 17:19 zu verkürzen. Nach deutlichen Worten von Trainer Kent-Harry Andersson während einer Auszeit riss sich der Favorit kräftig am Riemen und enteilte bis zur Pause standesgemäß bis auf 24:18. "Wir haben uns in der Pause darüber unterhalten, dass es im Kampf um die Meisterschaft auch um Tore geht und haben danach zugelegt", erklärte Andersson die Devise für die zweite Halbzeit. Und seine Schützlinge setzten die Forderung ihres Trainers in die Tat um. Der zweite Durchgang ging mit 21:12-Toren noch deutlicher an die Adresse der Hausherren, wobei bei etwas mehr Glück im Abschluss sogar die 50-Tore-Marke hätte erreicht werden können.  Dazu TuS-Trainer Jens Pfänder: "Wir sind ab dem 17:19 immer mehr vom kurz abgekommen und müssen daraus unsere Lehren ziehen." Andersson hingegen zeigte sich insgesamt "sehr erfreut" und ist sich sicher, den Druck auf den THW Kiel weiter erhöht zu haben. Neben Holpert und Klimovets sorgten in erster Linie Kapitän Søren Stryger (14 Treffer) und Lars Christiansen für die Glanzlichter. Auf Seiten der Gäste warf sich die SG-Leihgabe Goran Sprem mit acht Toren in der Vordergrund. Allerdings hatte der Linksaußen ebensoviele Fehlversuche zu verzeichnen.