Stripes
Stripes
Archiv

Flensburger mit besserem Gefühl im Magen

Etwas mulmig wurde es SG-Manager Thorsten Storm in der Magengegend, als er vor dem Nordderby auf den Spielberichtsbogen blickte: „Die Hamburger haben auf dem Papier eine ebenso starke erste Sieben wie wir.“ Und er wusste: Joachim Boldsen (erkältet) und Glenn Solberg (Achillessehnen-Probleme) gingen nur angeschlagen ins Match. Doch ausgerechnet der 33-Jährige Norweger spielte sich in den Vordergrund, lenkte nicht nur weitgehend den eigenen Angriff, sondern versprühte auch eine für ihn ungewöhnliche Torgefahr. Dennoch mussten die 6000 Zuschauer rund 20 Minuten lang um ihre Mannschaft bangen. Die Hamburger spielten gefällig mit, hatten ihre Erfolgserlebnisse in der Abwehr. Zudem kauft Tomas Svensson gerade dem Torschützenkönig Lars Christiansen mehrfach den Schneid ab. Dann war es erneut ein Gefühl in der Magengegend, das symbolisch für die Entscheidung stand. Pascal Hens zog aus dem Rückraum ab, traf aber unglücklich den am Kreis postierten Guillaume Gille. Nach der schmerzhaften Erfahrung des Franzosen fingen sich die Hamburger drei Gegenstöße binnen drei Minuten ein. Von da an produzierte der HSV eine Leistung, die nicht nur Manager Dierk Schmäschke mit „unterirdisch“ betitelte. Der „Hölle Nord“ war es egal. Die Fans sangen inbrünstig: „Wir holen den DHB-Pokal und werden Deutscher Meister.“ Die Pleite von Großwallstadt drei Tage zuvor war vergessen. 

SG Flensburg-Handewitt: Personal-Karussell dreht sich wieder

Johnny Jensen musste nicht am Magen behandelt werden.

Als Kaupo Palmar in der 53. Minute erstmals das Spielfeld betrat, wirkte es wie ein „Gnadenbrot“. Denn erst zwei Tage zuvor war publik geworden, dass sich die Wege des Linkshänders und der SG Flensburg-Handewitt nach dieser Saison trennen. Der eigentlich bis 2007 datierte Kontrakt wird aufgelöst. Im beiderseitigen Einvernehmen – wie es offiziell heißt. „Er hat in den Einsatzzeiten, die er erhalten hat, nicht gezeigt, dass er zur SG passt“, betonte Manager Thorsten Storm, der viel Zeit in die Verpflichtung des 29-jährigen Esten mit schwedischem Pass investiert hatte. Ursprünglich sollte der bis dahin weitgehend unbekannte Kaupo Palmar schon im Sommer 2003 nach Flensburg wechseln, sein Ex-Verein Ystad IF ließ ihn jedoch nach langen Gesprächen nicht vorzeitig ziehen. Nun verschwindet die ganze Personalie wohl in der Schublade „Fehleinkauf“. „Für ihn ist es besser, in einem anderen Verein die Nummer eins zu sein und mit Hilfe einer größeren Verantwortung zur alten Leistungsstärke zurückzukehren“, gibt Trainer Kent-Harry Andersson seinem zweiten Linkshänder mit auf den Weg.
Derweil spricht Thorsten Storm von einem „Gesamt-Problem im rechten Rückraum“. Der Grund: Marcin Lijewski, unangefochten erste Wahl auf seiner Position, schwankt in seinen Leistungen. Gegen Hamburg präsentierte er sich aber mit vielen Anspielen und Toren von seiner Schokoladen-Seite. Seine Nebenleute waren begeistert. Joachim Boldsen: „Wir haben wirklich gut gespielt, einer war aber überragend – Marcin Lijewski.“
Aber wer kommt für Kaupo Palmar? Vermutlich ist die Nachfolge schon geregelt, in der Öffentlichkeit kursierte zuletzt der Name von Holger Glandorf (bis 2006 an Nordhorn gebunden). Dänische Medien berichten von Gesprächen mit Claus Flensborg. Der Koldinger wurde wegen seines „sympathischen Namens“ schon mehrfach mit Flensburg in Verbindung gebracht. Die Wechselabsichten des 28-Jährigen sind unstrittig, eine schwere Schulterverletzung sorgt aber für ein großes Risiko.
Ein aktueller Klubkamerad von Claus Flensborg wurde zuletzt in der Campushalle gesehen. Sebastian Seifert, ehemals Lübbecke, schaute sich die Partie gegen Montpellier an. Den Spielervermittler im Schlepptau. In diesem Fall wird es aber um die Perspektive „Rückraum Mitte“ gehen. Schließlich ist immer noch nicht absehbar, wann Christian Berge wieder hundertprozentig belastbar ist, zumal sein Vertrag 2006 ausläuft. Auf dem Absprung stehen mittelfristig zudem seine Kollegen Glenn Solberg – kehrt 2006 nach Norwegen zurück – und Joachim Boldsen, der schon im Winter intensiv mit dem FC Barcelona liebäugelte.  Holger Koschka