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SG gewann einseitiges Nord-Derby

Auch wenn Handball-Trainer Kent-Harry Andersson sich nicht ganz mit dem Begriff anfreunden kann, so muss man seiner SG Flensburg-Handewitt nach dem 36:28 (17:13)-Sieg gegen den HSV-Handball wohl zwei verschiedene Handball-Gesichter nachsagen. Vor 6000 Zuschauern in der ausverkauften Campushalle präsentierte sich der Deutsche Meister und Pokalsieger im Handball nämlich wieder wie gewohnt konzentriert und aggressiv, sowohl im Angriff als auch in der Deckung. Nichts erinnerte mehr an die schwache Vorstellung vom vergangenem Mittwoch, als die SG gegen den TV Großwallstadt in allen Belangen das Nachsehen hatte und sich desolat präsentierte.
"Wir haben heute eine starke Vorstellung gezeigt und unsere Möglichkeiten im Angriff besser genutzt. Hätten wir heute verloren, wäre es meine schwärzeste Woche bei der SG gewesen", so ein zufriedener Andersson nach dem Spiel. Gäste-Trainer Bob Hanning haderte dagegen mit der Leistung seiner Akteure. "Bis Mitte der ersten Halbzeit konnten wir das Spiel offen gestalten und haben guten Handball gezeigt. Leider haben meine Spieler dann nicht mehr die notwendige Leidenschaft gezeigt", so Hanning.
Die SG betrieb über 60 Minuten Wiedergutmachung und zeigte, dass man dieses Nord-Derby nicht auf die leichte Schulter nehmen wollte. Lange Zeit hielt der Gast aus Hamburg gut mit und lag mehr als ein Mal in Führung. Dazu SG-Trainer Andersson: "Die Mannschaft stand heute unter enormen Druck. Das konnte man vor allem zu Beginn der Partie merken. Aber nach und nach löste sich die Anspannung und die Mannschaft kam immer besser ins Spiel." So nahm die SG mit zunehmender Spieldauer das Geschehen in die Hand und legte Tor um Tor vor. Nach einem 7:9-Rückstand (17.) legte die SG mit druckvollem Spiel den Grundstein für den Heimsieg und zog über 13:12 (25.) auf 17:13 davon. So ging es dann auch in die Pause.

Johnny Jensen "Handballgott"

Dabei sorgte HSV-Torhüter Tomas Svensson mit einer Vielzahl an Paraden dafür, dass seine Mannschaft nicht hoffnungslos hintenlag. Auf der anderen Seite fand SG-Keeper Jan Holpert nicht richtig ins Spiel und war bis zu diesem Zeitpunkt kein Rückhalt für seine Mannschaft. Das änderte sich aber nach der Pause völlig.
"Das war wohl mit eine Spielentscheidene Szene für Jan", meinte Andersson nachher. Was war passiert? In der 47. Minute hatte Hamburgs Spanier Jon Belaustegui nach einem Pfiff der beiden Unparteiischen Brüder Andler weitergespielt und traf mit einem wuchtigen Wurf Holpert in den Magen. Dieser machte dem Spanier deutlich, was er von dieser Aktion hielt und weigerte sich die Entschuldigung des Spaniers anzunehmen. "Da muss es bei Jan irgendwie klick gemacht haben, denn danach hielt er wieder so, wie wir es von ihm gewohnt sind", sagte Andersson.
In der Tat steigerte sich "Magier" Holpert jetzt zur Höchstform und verwandelte mit seinen Paraden die Campushalle in einen Festsaal. Seine Mannschaftskollegen standen ihm da in nichts nach und zeigten dem HSV die Grenzen auf. Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel aber schon entschieden, denn die Flensburger waren da bereits auf 29:21 davongezogen. "Wie wir uns hier heute präsentiert haben, ist mir unbegreiflich. Darüber wird noch zu reden sein", sagte HSV-Manager Dierk Schmäschke.
Auch ein Torwart-Wechsel bei den Hamburgern konnte die SG nicht mehr stoppen. Goran Stojanovic wurde von seinen Vorderleuten im Stich gelassen und sah sich oft den Würfen und Tempogegenstößen von Lars Chritsiansen, Søren Stryger und Marcin Lijewski alleine ausgesetzt. "Als ich die Aufstellung des HSV sah, wurde mir schon etwas mulmig. Pascal Hens, Torsten Jansen, Jon Belaustegui die Gille-Brüder, die ersten sechs des HSV verleihen der Mannschaft das Prädikat Spitzenmannschaft", sagte SG-Manager Thorsten Storm. Davon war jedoch über weite Strecken der Partie nichts zu sehen.
Am Ende feierte die SG einen ungefährdeten Heimsieg, der laut Bob Hanning nicht unbedingt den Leistungsunterschied der beiden Mannschaften wiederspiegele. "Das 36:28 schmeichelt uns eher als das es den heutigen Leistungsunterschied wiedergibt. Die SG ist heute wie ein Meister und Pokalsieger aufgetreten und hat jeden unserer Fehler bestraft", sagte der maßlos enttäuschte Hanning. "Wir haben uns heute rehabilitieren können für die schlechte Leistung gegen Großwallstadt. Wir wussten, dass wir eine bessere Mannschaft als der HSV haben. Dementsprechend haben wir heute konzentrierter und aggressiver agiert", sagte "Handballgott" Johnny Jensen. Er konnte allerdings auch keine Erklärung für die unterschiedlichen Gesichter der SG in den letzten Wochen finden. "Man kann mal schlechte Spiele haben, wo nichts zusammenläuft. Wenn man kämpferisch alles gegeben hat, ist das noch zu entschuldigen. Das war in Großwallstadt nicht der Fall und daran müssen wir arbeiten", so der Norweger. Am Dienstag gastiert die SG in Pfullingen. Man darf gespannt sein, mit welchem Gesicht die SG dann aufläuft.