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Ein Sieg, drei Punkte und fünf freie Tage

"Göppingen, Göppingen, Göppingen.“ Immer wieder hallte am Mittwochabend dieser Name durch die gut gefüllte Campushalle in Flensburg.  Merkwürdig, kämpften doch auf dem Parkett Flensburger und Nordhorner Handballer verbissen um wichtige Bundesliga-Punkte. „Und ich dachte, sie jubeln uns zu“, gestand später Sören Stryger. Glücklicherweise ließ sich der SG-Kapitän davon ebenso wenig irritieren wie seine Mitspieler, die in dieser Phase den 34:29 (17:14)-Heimsieg in trockene Tücher brachten. Als Stryger später auch den Grund für die Jubel-Arie erfuhr, hätte er am liebsten in die Lobeshymnen auf Frisch Auf eingestimmt. „Dann haben wir“, so Stryger leicht verschmitzt, „ja heute drei Punkte gewonnen.“
Und fünf freie Tage vor dem Osterwochenende. Diese Belohnung hatte Trainer Kent-Harry Andersson versprochen für den Fall, dass nach den Partien gegen Göppingen und Nordhorn vier Punkte mehr auf dem Flensburger Konto stehen. Gesagt, getan — Holpert und Co. haben nun nach dem Pfullingen-Spiel (22. März) genügend Zeit zum Verstecken der Ostereier.
Und auch ein Kollege vom schwedischen Meistermacher hielt sein Wort. Göppingens Trainer Velimir Petkovic hatte  am Sonnabend nach Frisch Aufs Niederlage gegen die SG versprochen, mindestens einen Zähler aus der Ostseehalle zu entführen. Gesagt, getan — Holpert und Co. (40:6 Punkte) haben nun im Titelkampf mit dem THW Kiel (38:6) wieder alles selbst in der Hand.

Kent-Harry Andersson entdeckt einen Schrittfehler bei Ljubomir Vranjes.

Sehr zum Missfallen eines gewissen Ingmar Linnell. Der schwedische Nationaltrainer, Augenzeuge der erfolgreichen Flensburger Generalprobe für das Pokal-Halbfinale, sympathisiert (verständlicherweise) mit den „Zebras“. „Für  meine Nationalmannschaft wäre es besser, wenn der THW Meister werden würde“, sagt Linnell. Danach sieht es allerdings derzeit nicht aus. Denn im Gegensatz zum THW gibt sich der Rivale aus dem hohen Norden keine Blöße. Dennoch warnt Kent-Harry Andersson vor überzogener Euphorie. Das Remis der Göppinger in Kiel habe deutlich gezeigt, dass man in jedem Spiel auf der Hut sein müsse. „Ein Punkt zu Hause zu verlieren, das tut richtig weh“, sagt der Schwede, dessen Team trotz spielerischer Mängel gegen Nordhorn keine Federn ließ. Weil Joachim Boldsen seine individuellen Särken  in die Waagschale warf, weil Jan Holpert  am Ende entscheidende Paraden zeigte und weil die  gesamte Mannschaft mentale Stärke bewies. Als die Gäste zehn Minuten vor dem Abpfiff das 26:26 machten, verfiel niemand auf Seiten der Hausherren in Panik, sondern vertraute der eigenen Stärke. „Ein solch knappes Spiel ist mir im Nachhinein zehn Mal lieber als ein lockerer Acht-Tore-Sieg“, sagte Andersson.
Neues Selbstvertrauen getankt, zwei Punkte geholt, Kurs Meisterschaft gehalten — genau die richtige Einstimmung für das bevorstehende „Stahlbad“ am Sonntag in der Champions League in Montpellier. Denn eines ist sicher: Nervenstärke wird in jedem Fall im ausverkauften „Palais des Sports René Bougnol“ gefragt sein. „Wir müssen damit rechnen“, so Stryger, „dass wir dort richtig auf die Wäsche bekommen.“ Und sein Trainer glaubt: „Das wird ein Krieg.“