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Herzschlagfinale in der „Hölle Süd“

Trainer Kent-Harry Andersson hatte es richtig vorausgesagt: Die SG Flensburg-Handewitt wurde von Gastgeber Frisch Auf Göppingen bis zur letzten Minute gefordert, ehe der glückliche, aber durchaus verdiente 27:26-Erfolg feststand. Bei Halbzeit hatte Göppingen noch mit 17:13 geführt. „Man merkt anhand einiger Ausfallerscheinungen, dass die Mannschaft jetzt ins letzte Drittel der Saison geht“, sagte Manager Thorsten Storm nach dem Kraftakt. „Aber Hut ab, wie  sie nach dem Fünf-Tore-Rückstand zurückgekommen ist.“
Der gute Lauf der Göppinger, die aus den letzten sieben Bundesligaspielen 13:1 Punkte geholt hatten, schien vom Meister gründlich aufgehalten zu werden, denn die SG, die Fehler der Einheimischen kaltblütig nutzte, führte nach zehn Minuten mit 5:2. Doch die Göppinger profitierten danach ebenfalls von den überdurchschnittlich vielen Fehlern auf Flensburger Seite und kamen sogar in Unterzahl zum Ausgleich. Die erste Göppinger Führung war das 10:9 in der 21. Minute.
Völlig von der Rolle war die SG kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit, als die Göppinger von 13:12 auf 16:12 erhöhten. Zu diesem Zeitpunkt schickte Andersson zum ersten Mal Christian Berge auf Feld. Dieser konnte noch nichts bewirken, Göppingen erhöhte auf 17:12, ehe Lars Christiansen zum 17:13-Pausenstand verkürzte. In der zweiten Halbzeit wirkte Berge wesentlich länger mit, und mit seinen Ideen lebte das Spiel der Gäste auf. Zudem bewies Trainer Andersson wiederum ein gutes Gespür mit der Einwechselung von Dan Beutler, der noch ein paar Bälle mehr als der gesundheitlich angeschlagene Jan Holpert hielt. Die entscheidenden Schritte zur Wende gelangen der SG jedoch erst, als Göppingen 109 Sekunden lang nur zu viert auf der Platte war. Danach war Flensburg auf 19:18 herangekommen. Nach dem 20:20 in der 45. Minute dominierte die SG kurze Zeit, doch nach dem 23:25 drehten die Gastgeber unter dem Jubel der 4000 Zuschauer in der ausverkauften Hohenstaufenhalle („Hölle Süd“) noch einmal den Spieß um und lagen in der 57. Minute mit 26:25 in Führung.

Christian Berge setzte wieder Akzente.

Der Ausgleich zum 26:26 durch Blazenko Lackovic folgte im Gegenzug. Dann wirkte sich die größere Erfahrung der Flensburger aus. Göppingen schloss zwei Angriffe überhastet ab, sodass Dan Beutler seine Bilanz auf zehn Paraden verbessern konnte, während Sören Stryger die am Ende überforderte Göppinger Abwehr aussteigen ließ und in der 59. Minute den Siegtreffer erzielte. In der turbulenten Schlussminute „verschenkte“ Göppingen den Ball durch ein Stürmerfoul von Souza, zudem sah Marcin Lijewski wegen eines groben Fouls die rote Karte. Sekunden vor Schluss startete der Göppinger Oprea einen Gegenstoß. Der Ball landete auch im Tor, doch zu diesem Zeitpunkt war bereits die Schlusssirene ertönt.Trainer Andersson war verständlicherweise glücklich über den Sieg: „Wir hätten auch verlieren können“. In der Pause, so der Trainer, habe er seiner Mannschaft eingeschärft: „Behaltet die Ruhe.“ Mit Erfolg: „In der zweiten Halbzeit wurde viel disziplinierter gespielt.“ Damit baute der Meister seine Erfolgsserie auf 27:1 Punkte aus. Weitere Grund zur Freude: Der befürchtete Rippenbruch bei Glenn Solberg, der nach einem Schlag über Atemnot klagte, stellte sich laut erster Diagnose „nur“ als Rippenprellung heraus. Heute soll eine weitere Untersuchung endgültig Aufschluss über die Verletzung bringen.