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Erster Heimerfolg gegen "alten Bekannten"

Zvonimir Bilic machte der SG vor einem Jahr zu schaffen.

Kent-Harry Andersson zaubert in seinem Wohnzimmer die Ergebnisse seiner nächtlichen Video-Analyse hervor: mehre Blatt Papier. Darauf aufgezeichnet eine komplette Statistik des ersten Heimsiegs. Mit 31:28 (15:12) hatte die SG Flensburg-Handewitt gegen den Wilhelmshavener HV gewonnen. Ein Erfolg, der wegen seiner Knappheit überraschte. Dennoch ist der Trainer im Rückblick längst nicht so unzufrieden mit seiner Mannschaft, wie manch einer vermuten würde. "Wir haben gar nicht so schlecht gespielt", sagt Kent-Harry Andersson und weist auf seine Mitschrift. Die zeigt eindeutig, dass die SG einige sehr fehlerfreie Phasen hatte.
Zum Beispiel in der Anfangsphase: Es lief wie am Schnürchen. Bereits nach elf Minuten feierte die "Hölle Nord" ein 9:4. Dann fanden die "cleveren" Wilhelmshavener aber ins Spiel. Zunächst formierte sich die Abwehr, ehe nach der Pause Zvonimir Bilic aufdrehte, sich Keeper Valter Matosevic steigerte und Kreisläufer Allan Rasmussen für höchste Gefahr sorgte. Er erzielte schließlich in der 41. Minute sogar die erste Gäste-Führung.
Die Campushalle sollte aber keine faustdicke Überraschung erleben. Das lag neben einem überragenden Marcin Lijewski auch an einem Neuzugang. Dan Beutler löste nach 37 Minuten den keineswegs schlechten Jan Holpert ab und setzte erste "Ausrufungszeichen". Mit jeder Parade verschmolz der Schwede ein Stück mehr mit der Atmosphäre. Statistiker zählten zehn "doppelte Becker-Fäuste". "Very nice for me", strahlte Dan Beutler noch eine knappe Stunde nach Spielende in den Katakomben.
Schon vor dem Spiel dürfte sich manch einer die Augen gerieben haben: Nach acht Jahre im SG-Trikot lief der ehemalige Kapitän Jan Fegter plötzlich im "Outfit" der Wilhelmshavener auf. Ungewöhnlich, zumal nach der Partie alles so war wie immer. Jan Fegter saß zusammen mit seinem "Kumpel" Jan Holpert in der SG-Kabine und trank ein Bier. Und während des Spiels? Jan Fegter: "Es war ein ganz normales Auswärtsspiel. Ich dachte, ich würde mehr mit den Gefühlen zu kämpfen haben. Aber ich habe mich voll auf das Spiel und meine neue Mannschaft konzentriert." Dennoch: Dass die Zuschauer seine drei Treffer beklatschten, dürfte auch ihm nicht entgangen sein.
Groß war aber der Medienrummel um den ehemaligen SG-Kapitän. Viele Journalisten befragten ihn, sogar ein Fernseh-Team heftete sich an seine Fersen. Auf dem Spielfeld wartete Jan Fegter mit einer ordentlichen Leistung in Deckung und Angriff auf. Man sah ihn gar im rechten Rückraum. "Da habe ich seit meinen Hamelner Zeiten nicht mehr gespielt", staunte der 33-Jährige über den taktischen Schachzug seines neuen Trainers Jürgen Carstens, der ihm auch genehmigte ein verlängertes Wochenende im hohen Norden einzulegen. Schließlich wohnt seine Frau immer noch im Handewitter Haus. Eine Trennung, die "Fege" schon ein wenig zu schaffen macht. Aber die soll spätestens in zwei Jahren, wenn der Vertrag in Wilhelmshaven ausläuft, der Vergangenheit angehören.

 

Statistik
SG Flensburg-Handewitt - Wilhelmshavener HV 31:28 (15:12)
SG Flensburg-Handewitt:
Holpert (bis 38., 11 Paraden), Beutler (ein 7m, ab 38.; 10 Paraden) - Moszczynski, Thorsson (1), Jensen, Christiansen (4/2), Klimovets (5), Stryger (4), Jeppesen (3), Lijewski (7), Berge (7)
Wilhelmshavener HV: Matosevic (17 Paraden) - Fegter (3), Kirschke, Schlich (1), Bilic (6), Beers, Rasmussen (5), Vasilakis, C. Köhrmann (1), O. Köhrmann (9/7), Gylfason (3), Frackowiak
Schiedsrichter: Joachim Ehlers/ Heiko Schnare (Köln/ Hamm); Zeitstrafen: 6:2 Minuten (Jeppesen, Lijewski zweimal - Rasmussen); Siebenmeter: 2/2:7/7; Zuschauer: 5200