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Stehende Ovationen: Berge ist wieder da

Pflicht erfüllt, 35:27 gegen GWD Minden gewonnen: Doch viel wichtiger als der Sieg war für die SG Flensburg-Handewitt das Comeback von Christian Berge, bei dem vor zwei Monaten Krebs diagnostiziert worden war.
"Ich bin wieder da." Der Mann, der das sagte, hatte feuchte Augen und sprach mit belegter Stimme. Vor zwei Monaten war Christian Berge noch am Boden, die Fortsetzung seiner Handball-Karriere stand in den Sternen. Damals war ein Lymphom bei dem 31-Jährigen diagnostiziert werden. Gestern gegen GWD Minden feierte der Spielmacher der SG Flensburg-Handewitt beim 35:27 (16:11) gegen den Tabellenvorletzten ein umjubeltes Comeback.
Als Berge in der 14. Minute aufs Spielfeld lief, empfingen ihn die 6500 Zuschauer in der ausverkauften Campushalle mit stehenden Ovationen. Das Gefühl, endlich wieder Handball zu spielen, konnte Berge nicht beschreiben. Er war einfach nur überwältigt. "Es ist unglaublich." Zwei Monate nach der niederschmetternden Nachricht blickt der Norweger wieder optimistisch in die Zukunft. "Es geht vorwärts." Als er in das Mannschaftstraining wieder einstieg, "war ich schon kaputt, wenn ich nur bis zur Mittellinie gelaufen war." Gestern, bei seinem ersten Heimauftritt in dieser Saison überhaupt, spielte er über 13 Minuten und krönte seinen gelungenen Einstand mit zwei Toren. "An den 2. Januar 2005 werde ich mich immer als besonderen Tag erinnern", sagte Berge.

Auch Blazenko Lackovic hatte gegen die offensive GWD-Deckung einen schweren Stand.

Auch der Trainer freute sich für seinen Spielmacher. "Das war ganz toll für ihn, ein guter Start ins Jahr 2005", sagte SG-Trainer Kent-Harry Andersson. "Denn Christian möchte eine gute Rückrunde spielen". Während sich die meisten SG-Akteure jetzt mit ihren Nationalmannschaften auf die Weltmeisterschaft in Tunesien konzentrieren, wird Berge sich auf den SG-Start nach der WM-Pause am 12. Februar beim Wilhelmshavener HV vorbereiten. "Ich habe den Plan von der Sommervorbereitung, danach habe ich mich sehr fit gefühlt. Das werde ich jetzt alles noch einmal wieder holen." Vor allem Kraft und Ausdauer stehen in den nächsten Wochen auf dem  Trainingsprogramm.
So sensationell das schnelle Comeback von Christian Berge war, so unspektakulär war der Sieg des deutschen Handballmeisters. "Das war wieder Bundesliga normal", meinte Geschäftsführer Thorsten Storm. Gegen Essen hatte es nur zu einem Zittersieg gereicht, und gegen Lemgo hatte die SG Handball auf höchstem Niveau geboten. "Wir haben unsere Pflicht erfüllt", pflichtete ihm Trainer Kent-Harry Andersson bei. Mehr war gegen einen Tabellenvorletzten, der nur darauf bedacht war, die Niederlage in Grenzen zu halten, nicht möglich. Die Gäste spielten jeden Angriff bis zum Zeitlimit - und oftmals darüber hinaus. Mit einer aggressiven 3:2:1-Defensive versuchten sie, die SG-Aktionen im Keim zu ersticken. Die Schiedsrichter ließen diese destruktive Spielweise zu - und die SG tat sich schwer. So schmolz ein 7:3-Vorsprung (13. Minute) auf 8:7 (20.) zusammen, und aus einem 20:12 (36.) wurde nach dem Wechsel innerhalb der nächsten zehn Minuten ein 24:20. Am SG-Erfolg bestand jedoch nie ein Zweifel. "Denn Flensburg ist zurzeit die beste Mannschaft in Deutschland", meinte GWD-Trainer Velimir Kljaic.
Die Tabelle weist die SG noch als zweitbestes Team  hinter dem THW Kiel aus. Doch der Geschäftsführer ist optimistisch für die restlichen 16 Spiele. "Ich habe ein gutes Gefühl", sagte Thorsten Storm. "Bisher bin ich sehr zufrieden. Nur unsere Platzierung könnte sich noch um einen Rang verbessern."