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Dummheiten in doppelter Überzahl

Wieder Dramatik. Wieder großer Kampf. Wieder nichts. "Kleinigkeiten haben entschieden. Und nach hinten raus hat uns etwas die Kraft gefehlt", schnaufte Christian Schwarzer im Kabinengang tief durch. Statt vorzeitigem Silvesterböller endete das letzte Bundesligaspiel des Jahres für den TBV Lemgo mit einem Rohrkrepierer. Hauchdünn hatte die SG Flensburg-Handewitt gestern Abend mit 31:29 (15:16) das bessere Ende für sich.
Ein gutes Gespür besaß in der Halbzeitpause der Hallen-DJ, als er die Eingangsmelodie der Tatort-Krimis auflegte. Wobei die Dramaturgie vor 6000 begeistert mitfiebernden Zuschauern in der seit Wochen ausverkauften Campushalle bereits in der 50. Minute ihrem Höhepunkt entgegenstrebte. Christiansen hatte die SG kurz zuvor erstmals mit vier Toren in Führung
geworfen, Kehrmann und Schwarzer auf 24:26 gekontert, als die beiden ausgezeichneten Handball-Kommissare Bernd und Harald Andler nach Lackovics‘ 27:24 fast zeitgleich Glenn Solberg und Johnny Jensen auf die Strafbank schickten. Zwei Minuten lang doppelte Überzahl für den TBV, der sich jedoch hinten wie vorne äußerst ungeschickt anstellte. Baumgartner
zog völlig unvorbereitet bereits nach fünf Sekunden ab, und traf nur das Lattenkreuz. Noch bitterer waren jedoch die beiden Gegentreffer, die Flensburgs freche dänische Flügelzange dem TBV auf der Gegenseite einschenkte. Zunächst zog Sören Stryger über das "falsche" Bein zum 28:24 ab. Nach Geirssons 28:25 leistete sich Lars Christiansen die nächste Dreistigkeit, als er, immer noch in doppelter Unterzahl, von nahezu null Grad den Ball zum 29:25 einlochte.

Jan Holpert war in Halbzeit eins doppelt so fleißig wie seine TBV-Kollegen.

"Da hat Lemgo einen kleinen Moment geschlafen. Das dürfen sie nicht. Ich habe gespürt, dass Ramota etwas Respekt vor mir hatte, weil ich vorher schon neun Mal getroffen hatte. Deshalb habe ich es riskiert. Ich habe das Glück gesucht und bin eben belohnt worden", strahlte Christiansen wie ein Honigkuchenpferd. Doch es gab noch einen weiteren gravierenden Grund dafür, dass Lemgos fieberhafte Jagd nach einem "big point" auch gestern erfolglos blieb.
"Flensburg war im Tor einfach besser besetzt", brachte TBV-Trainer Volker Mudrow seine Analyse auf den Punkt. War Jan Holpert bereits in der ersten Hälfte doppelt so fleißig wie das Lemgoer Duo Zereike/Ramota, so setzte der zur Pause eingewechselte Dan Beutler noch einen drauf. 50 Prozent aller Lemgoer Würfe in der zweiten Hälfte fischte der Mann aus Göteborg. "Jan Holpert war stark, aber Dan Beutler war überragend", frohlockte SG-Manager Thorsten Storm, der mit beiden Keepern langfristig verlängert hat.