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Bundesliga: Vorentscheidung durch Demontage des Titelverteidigers?

In der Halle tobte noch der Jubel, die meisten Spieler der SG Flensburg-Handewitt erfüllten die vielen Autogrammwünsche der jugendlichen Autogramm-Jäger - da dosierten die ersten Akteure in den Katakomben der Campushalle durch einige Lauf-Übungen bereits die enorme Anspannung. Nebenbei erfüllte man die ersten Interview-Wünsche. "Wir standen sehr gut in der Abwehr, Jan Holpert hat super gehalten", befand Lars Krogh Jeppesen. "So gewinnen wir auf jeden Fall die Meisterschaft." Derweil unterschieden sich Optimisten und Pessimisten in Nuancen. Die SG wird Deutscher Meister 2004 - mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 bis 99,9 Prozent.
Die SG hatte in ihrem vorletzten Heimspiel der Serie 2003/2004 einen Blitzstart erwischt. Schon nach acht Minuten ruderte Lemgos Coach Volker Mudrow wild mit der "grünen" Karte. 1:6 - und ein Konter nach dem anderen rollte auf das Westfalen-Tor zu. Die "Hölle Nord" jubelte sich bereits in Ekstase. Da neben den Dauerverletzten Markus Baur und Jörg Zereike auch Marc Baumgartner (Zerrung im Adduktorenbereich) ausfiel, fehlten den Gästen die Alternativen. Für den Schweizer sprang Max Ramota in der Abwehr verstärkt in die Bresche, während der junge Sven-Sören Christophersen und auch Florian Kehrmann größere Spielanteile im Rückraum erhielten. Gegen eine starke 6:0-Deckung und einem überragenden Torwart Jan Holpert war die Aufgabe aber zu knifflig. "Man merkte, dass Lemgo zwei Spieler fehlte", sagte Joachim Boldsen. "Daniel Stephan und Volker Zerbe mussten ja alles machen - und das können sie auch nicht."

Jan Holpert versetzte sich in Ekstase.

Mit einem Strahlen auf dem Gesicht ging Kent-Harry Andersson wenige Stunden vor seinem 55. Geburtstag zum "Pausentee": "Wir haben in der ersten Halbzeit Propaganda-Handball gespielt, das war klasse von meinen Jungs." Nach dem Seitenwechsel erzielte der designierte Meister zwar schnell sein 1000. Saisontor, dann stotterte aber der Motor. "Man sah, was möglich gewesen wäre", registrierte TBV-Trainer Volker Mudrow das zwischenzeitliche 20:23. Doch dann mobilisierten die SG - Johnny Jensen und Lars Krogh Keppesen bestritten immerhin ihr 50. Pflichtspiel im Verein - die letzten Kräfte. "Deutscher Meister wird nur die SG", skandierte das Publikum, während TBV-Manager Fynn Holpert anerkennend nickte: "Der SG-Zug rast dieses Jahr durch die Bundesliga - und keiner hält ihn auf." Und an Bord dieses "Expresses" ist man nicht gewillt, noch irgendetwas dem Zufall zu überlassen. Für die Auswärtspartie in Hannover gegen GWD Minden orderte Manager Thorsten Storm gleich zehn Fan-Busse. Derweil "vergoldete" Kent-Harry Andersson sein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk: "Die zweite Halbzeit habe ich vergessen - ich nehme nur die erste mit nach Hause."

 

SG Flensburg-Handewitt - TBV Lemgo 31:25 (17:10)
SG Flensburg-Handewitt: Holpert (27/1 Paraden) - Strand (1), Thorsson, Jensen (4), Christiansen (3/1), Klimovets (1), Stryger (11/5), Jeppesen (6), Lijewski (3), Boldsen (2), Berge
TBV Lemgo: Ramota (13/1 Paraden) - Christophersen (3), Stephan (7/2), Tempelmeier (2), Schwarzer (1), M. Ramota, Zerbe (5), Kehrmann (4), Binder, Lima (3)
Schiedsrichter: Damian/Wenz (Bingen/ Mainz); Zeitstrafen: 4:8 Minuten (Jensen, Lijewski - Zerbe zweimal, Stephan, Kehrmann); Siebenmeter: 7/5:3/2 (Christiansen scheitert an Ramota - Holpert hält gegen Stephan); Zuschauer: 6000 (ausverkauft)