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Sonnenplatz für SG

Das hatten sich die an die HSG Düsseldorf ausgeliehenen SGer Robert Runge und Stefan Schröder anders vorgestellt. Hofften sie gegen die SG Flensburg-Handewitt vor dem Spiel noch auf ein gutes Ergebnis, schlichen sie nach der Handball-Bundesliga-Partie mit gesenkten Köpfen vom Platz. Beim 22:29 (11:14) hatten  die ehemaligen Mannschaftskollegen von der deutsch-dänischen Grenze kein Mitleid vor dem Weihnachtsfest gekannt. Das lag auch besonders an der Leistung von SG-Torhüter Dan Beutler, der für den leicht erkrankten Jan Holpert zum Einsatz kam. Dies erwies sich als glücklicher Umstand, denn der Schwede hielt wie auch schon gegen Essen meisterlich.
"Dan befindet sich zur Zeit in der Form seines Lebens. Er hat heute wieder unglaublich gehalten", befand auch SG-Trainer Kent-Harry Andersson nach dem Spiel. Beutler zog vor allem Stefan Schröder den Zahn und gewann dieses Duell mit 4:0. Und auch Runge kam an diesen Abend zu keinem Tor-Erfolg. Das allein war aber nicht der Grund und Schlüssel zum Erfolg. Die SG erwischte einen guten Tag und ging nach gutem Beginn schnell mit 9:4 (17.) in Führung. "Bis dahin haben wir eine tolle Leistung gezeigt, uns aber dann auch ein paar unnötige Zeitstrafen eingehandelt, die ein Bruch in unser Spiel brachten und der HSG zu Oberwasser verhalfen", so die Analyse von Andersson.

Kent-Harry Andersson schaut auch Weihnachten Video.

Denn in der Folgezeit übernahmen die Gastgeber das Spiel und kämpften sich Tor um Tor heran. In der 27. Minute erzielten die Aufsteiger sogar den Ausgleich, der die mit 2200 Zuschauern besuchte Phillipshalle zum Kochen brachte. "Wir haben aber rechtzeitig wieder den Faden gefunden und uns aus der Umklammerung befreien können« sagte Andersson, der ab der 20. Minute Kaupo Palmar die Möglichkeit gab, sich auf dem Spielfeld zu beweisen. "Er bekam vor dem Spiel zu wissen, dass er heute mehr Spielanteile erhalten würde. Dieses Vertrauen hat er heute bestätigt. Das war sein bestes Spiel, seit er bei der SG ist", befand Andersson nach dem Spiel und auch Manager Thorsten Storm meinte, dass Palmar mit der gezeigten Leistung ein Gewinn für die SG sei.
Nach der Pausenführung von 14:11 machte die SG da weiter, wo sie zuvor aufgehört hatte. Mit schnellem, druckvollem Spiel zwang sie ihren Gegner in die Knie und spielte phasenweise Katz-und-Maus mit der HSG. So fehlten Düsseldorf-Coach Nils Lehmann auch ein bisschen die passenden Worte, um das zu beschreiben, was seiner Mannschaft kurz zuvor wiederfahren war. "Die SG hat uns im zweiten Durchgang überrollt. Dan Beutler hat mit seinen Paraden uneren Außen und dem Rückraum den Mut und das Selbstvertrauen genommen, aufs Tor zu werfen Auf der anderen Seite hat man gesehen, wie es gemacht wird. Da hat ein Lackovic ein unerschütterliches Selbstvertrauen und lässt sich durch keine Parade aus der Ruhe bringen", so der enttäuschte Coach.
Aber auch die Abwehr der SG wusste in der zweiten Hälfte zu gefallen. "Wir haben in der Deckung besser gestanden und auch aggressiver gespielt. Wir wussten, dass die HSG uns das Leben schwer machen würde, deshalb waren wir gewarnt, sie nicht zu unterschätzen", so der Meister-Trainer. Viel Zeit für ein besinnliches Weihnachtsfest bleibt dem Schweden und seinem Team jedoch nicht, denn am kommenden Mittwoch steht schon der nächste schwere Brocken vor der Tür. "Dann erwarten wir den TBV Lemgo, der nach der 32:33-Niederlage in Magdeburg bei uns gewinnen muss, um nicht schon frühzeitig ganz aus dem Titelrennen zu verschwinden", so der Coach. Deshalb werde er auch über Weihnachten nicht ganz abschalten können, da er sich mit Lemgo beschäftigen müsse. "Das mache ich aber erst dann, wenn die Familie schon ins Bett gegangen ist", so ein lächelnder Meister-Trainer.

Keine einfache Zeit für Stefan Schröder

Stefan Schröder

Der Abend hatte für Stefan Schröder eigentlich harmonisch begonnen. Im Spiel gegen seine ehemaligen Mannschaftskollegen von der SG Flensburg-Handewitt gab es viele Umarmungen und herzliche Worte. Danach sah man ihn aber geknickt im VIP-Raum sitzen. "So sollte der Abend natürlich nicht enden. Drei Tore muss ich machen", so seine eigene kritische Analyse. Aber er wusste auch, dass es gegen seine Ex-Kollegen schwer werden würde.
Das Spiel spiegele im Grunde seinen bisherigen Verlauf in Düsseldorf wieder, meinte er. "Als ich nach Düsseldorf kam, lief es zu Beginn der Vorbereitung ziemlich gut für mich. Dann warf mich aber eine Verletzung nach der anderen zurück, sodass ich hier sportlich noch nicht richtig Fuß gefasst habe", so Schröder.
Leicht viel ihm der Wechsel an die Rhein-Metropole ohnehin nicht. "Ich hänge nach wie vor an Flensburg. Dort habe ich schließlich viele Jahre gepielt und auch Freunde gewonnen", stellt der gebürtige Schweriner fest. Und die zu verlassen sei nicht einfach gewesen. Halt fand er bei seiner Freundin Stefanie, die Schwester von SG-Nachwuchsspieler Stefan Pries. "Es ist aber nach wie vor schwer, als Nordlicht mit der rheinischen Frohnatur klar zu kommen", sagt sie. Ihr fehle ebenfalls der Norden und die Freunde. Deutliches Indiz dafür war der Abschied von Bruder Stefan nach dem Spiel der SG gegen Düsseldorf, der nicht ganz ohne Tränen verlief.
Nach und nach habe man sich aber eingelebt und wohne in einer schönen Wohnung etwas außerhalb vom Düsseldorfer Stadtzentrum. "Hier ist natürlich alles größer. 30 Minuten zum und vom Training sind normal, aber auch kein Problem", so der schnelle Rechtsaußen. Trotzdem ist deutlich zwischen den Zeilen zu spüren, dass er noch nicht richtig heimisch in der Hauptstadt Nordrhein-Westfalens geworden ist. "Es ist halt eine Großstadt und nicht so schön übersichtlich wie Flensburg", sagt er mit einem Lächeln.
Als er sich von seinen ehemaligen Mannschaftskameraden verabschiedet, geschieht das auch bei Stefan Schröder nicht ohne ein bisschen Wehmut. Hin und wieder telefoniere er noch mit Thorsten Storm und einigen Spielern, um so auf dem Laufenden zu bleiben. Trotzdem wolle er jetzt in der Rückrunde alles daran setzen, sich als Stammspieler bei der HSG zu etablieren und so auf sich aufmerksam machen. "Das wird zwar nicht leicht, aber das hat auch keiner behauptet", gibt sich Stefan Schröder kämpferisch, legt den Arm um seine Freundin und verlässt die Phillipshalle Richtung neue Heimat.