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Oleg Velyky: Mehr als eine Alternative für Deutschland

Mit der richtigen Schreibweise hat noch manch einer Probleme, aber Oleg Velyky, der 59 internationale Einsätze für die Ukraine bestritt, steht mit mehr als einem Fuß in der DHB-Auswahl. Schon zum World-Cup sollte der 27-Jährige mit Heiner Brand und Co. nach Schweden reisen. Doch im letzten Moment machte eine Leistenverletzung ihm einen Strich durch die Rechnung. Der Fast-Debütant blieb enttäuscht zu Hause: "Ich wollte unbedingt im deutschen Team sein, dafür habe ich schließlich in den vergangenen Jahr hart gekämpft."
Hintergrund: Um für Deutschland spielen zu dürfen, hat Oleg Velyky eine lange Sperre hinnehmen müssen, da ihm der ukrainische Verband keine vorzeitige Freigabe erteilt hatte. Er machte - wie jetzt auch SG-Spieler Andrej Klimovets in Weißrussland - die Erfahrung, dass die Behörden des Heimatlandes nicht unbedingt den Prozess der Einbürgerung fördern. Abgesehen von den Reaktionen einiger Wegbegleiter. "Die ersten Stimmen waren ziemlich negativ", berichtet Oleg Velyky. "Ich musste meinen Standpunkt mehrfach erklären. Alle die mir wichtig sind, haben mich inzwischen verstanden."

Oleg Velyky - einer der Stars der Bundesliga.

Die Motivation, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, war beim 27-Jährigen hauptsächlich sportlicher Natur. Ganz im Gegensatz zur im Handball nur zweitklassigen Ukraine, die nur selten bei den internationalen Großturnieren auftaucht, ist Deutschland ein Gigant. "Mit dieser Mannschaft kann man alles gewinnen, was man im Handball gewinnen kann", betont Oleg Velyky, der sich zudem bei seinem Verein und TUSEM Essen wohlfühlt.
Schon beim Transfer des Ukrainers zum Revierklub Anfang 2001, direkt nach der Weltmeisterschaft in Frankreich, waren sich die Experten einig, dass sich der TUSEM ein Juwel gesichert hätte. Immerhin hatten sich die Westdeutschen im "Poker" Barcelona und den THW Kiel durchgesetzt. Für den vielfach Umworbenen bestanden lange eine Menge Optionen, er favorisierte dann aber die Bundesliga. "Das ist die stärkste Liga der Welt", sagte er damals. "Hier will ich mich beweisen."
Mit dem Handball begann der neue Star in der Grundschule. Später spielte er in einem Studentenverein, und absolvierte ein Sportstudium. Mit 17 bestritt er sein erstes Länderspiel, mit 21 ging er zum Spitzenklub ZTR Saporoshje, wo damals praktisch die komplette ukrainische Nationalmannschaft spielte. Bei der EM 2000 in Kroatien katapultierte sich der Nobody zum "Shooting-Star". Sein Land belegte den letzten Platz, doch Oleg Velyky wurde Torschützenkönig.
Jetzt zählt der 1,89 Meter große Rückraum-Akteur zu den besten Schützen der Bundesliga. Dabei ist der gebürtige Ukrainer mit dem deutschen Pass weit mehr als eine "Tormaschine". Attribute wie Spielkultur und Schnelligkeit vereinigt er ebenso auf sich. Er wirkt elegant wie ein Basketballer, hat einen harten Schuss und ist keineswegs zimperlich. Kein Wunder, dass auch die SG vor einem Jahr großes Interesse signalisierte. "Oleg Velyky passt gut zu unseren Planungen", sagte damals Manager Thorsten Storm. Doch dann blieb alles beim Alten. Oleg Velyky und seine Familie (Frau Katia, Sohn Nikolai) setzten auf ihre Treue zu Essen, während sich die SG mit Blazenko Lackovic mehr als einen Ersatz angelte.
Bei seinem nächsten Länderspiel muss Oleg Velyky nun eine andere Nationalhymne singen - die deutsche. Textsicher sei er, merkwürdig wäre es aber, plötzlich gegen seine Ex-Nation zu spielen. "Mein Herz wird auch immer für die Ukraine schlagen." Wie sich so eine Partie für ihn entwickeln könnte, erfuhr Oleg Velyky schon in der letzten Europapokal-Saison gegen seinen Ex-Klub ZTR Saporoshje. "Das war ein seltsames Gefühl gegen so viele Freunde aufzulaufen", erinnert er sich. "Im Spiel habe ich aber alles für mein Team getan - das wird für Deutschland nicht anders sein."