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Bundesliga: Toller Krimi zum Weihnachtsfest

Andrej Klimovets tankt sich durch.

Was war das für eine tolle Bescherung! Die SG Flensburg-Handewitt verteidigte mit dem 27:24 (15:13) gegen TUSEM Essen nicht nur die Tabellenführung, sondern bot seinen Fans auch ein echtes Wechselbad der Gefühle. Zuerst triumphaler Angriffs-Handball, dann eine Nervenschlacht und zuletzt ekstatischer Jubel. "Das war eine interessante Partie für die Zuschauer", brachte es Gästecoach Juri Schewzow knochentrocken auf den Punkt. Kurzum: Handball verrückt!
Dabei lief es zunächst ganz nach dem Geschmack des Deutschen Meisters. "Das war Super-Handball", schnalzte SG-Coach Kent-Harry Andersson nur mit der Zunge. Schon nach 17 Minuten hieß es 10:4 - und die Überraschungs-Momente der Essener waren pulverisiert. Weder die super-offensive Deckung noch das Fehlen von Oleg Velyky in der Startformation brachten die SG aus dem Konzept. Zu allem Überfluss fiel Kreisläufer Dimitri Torgowanow schon in der Anfangsphase unglücklich auf die linke Schulter. Der TUSEM musste fortan auf einen Schlüsselspieler verzichten. Ein Schicksal, das fast auch Schiedsrichter Hagen Becker getroffen hätte. Sören Stryger stieß nach einem erfolgreichen Gegenstoß mit dem Referee zusammen, der eine Minute regungslos auf dem Boden lag. Dann winkte Hagen Becker aber in die erleichterte Zuschauermenge. Es konnte weitergehen.


Wunderkerzen sorgten für eine "weihnachtliche" Stimmung.


Nach knapp 20 Minuten stellte Juri Schewzow seine Abwehr auf die bekannte 5+1-Variante um. Gudjon Valur Sigurdsson nahm Marcin Lijewski an die "kurze Leine". "Plötzlich haben sich bei uns irgendwie die technischen Fehler gehäuft", wusste Kent-Harry Andersson nicht so recht, was geschah. Schließlich hatte man sich auf diese Deckung die letzten Tage intensiv vorbereitet. Schon vor dem Seitenwechsel schrumpfte der Vorsprung dramatisch. Mit dem Pausenpfiff gelang Oliver Roggisch der 13:15-Anschlusstreffer.
Der "Pausentee" verfehlte ebenfalls seine Wirkung. Ob es an der eingespielten Musik der Tatort-Krimis lag? Im Positionsspiel war zumindest der "Wurm" drin. Die "Weihnachts-Stimmung" der ersten Hälfte verwandelte sich in ein kollektives Bangen. Zu allem Überfluss entfalteten Sören Stryger, Lars Christiansen und Blazenko Lackovic eine "Siebenmeter-Allergie". Fünfmal verworfen, davon vier Mal "Holz". Wollten die SG-Schützen das "Gehäuse" etwa wie einen Weihnachtsbaum fällen?
Spätestens beim 19:21 (50.) wackelte der Heimnimbus bedrohlich. In diesem Moment handelte das Torhüter-Gespann goldrichtig. Es wechselte. Dan Beutler parierte in der Schlussphase gleich sieben Würfe, rund fünf Minuten vor dem Ende wurde er durch einen unglücklichen Abpraller zum letzten Mal überwunden. Vorne erzielten nun Marcin Lijewski und Blazenko Lackovic von den Halbpositionen wichtige Treffer, während TUSEM mit einem Wechselfehler haderte. Die "Hölle Nord", die ihrer Mannschaft auch in den kritischen Situationen den Rücken stärkte, feierte einen nicht mehr erhofften Erfolg. So erging es auch Manager Thorsten Storm: "Ich hätte auch ein Unentschieden genommen." Zugleich ließ er eine "Vertrags-Katze" aus dem Sack. Der Kontrakt mit Dan Beutler wird verlängert. "Er möchte hier bleiben, und wir möchten mit unseren beiden Torhütern weiter zusammenarbeiten", erklärte Thorsten Storm.


Großer Jubel herrschte nach dem Schlusspfiff.

 

SG Flensburg-Handewitt - TUSEM Essen 27:24 (15:13)
SG Flensburg-Handewitt: Holpert (11/1 Paraden, Beutler (7 Paraden) - Solberg (1), Palmar, Lackovic (7), Jensen (3), Christiansen (4/1), Klimovets (2), Stryger (5/1), Lijewski (5)
TUSEM Essen: Kelentric (5/1 Paraden) - Velyky (4/1), Roggisch (4), Rose (2), Schmetz (3/1), Sigurdsson (2), Torgowanow (1), Klesniks (2), Haaß (1), Casanova (1), Szilagy (4)
Schiedsrichter: Becker/Hack (Halberstadt); Zeitstrafen: 8:18 Minuten (Klimovets 4, Lijewski 2, Jensen 2 - Klesniks 6, Roggisch 4, Velyky 2, Rose 2, Casanova 2, Szilagyi 2); Siebenmeter: 7/2:3/2 (Christiansen, Stryger und Lackovic treffen Pfosten, Christiansen trifft Latte, Stryger scheitert an Kelentric - Holpert hält gegen Schmetz); Zuschauer: 6000 (ausverkauft)
Spielverlauf: 0:1 (2.), 3:1 (5.), 10:4 (17.), 15:8 (25.) - 15:14 (31.), 17:17 (42.), 19:21 (51.), 22:24 (55.)

 

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