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Meister-Nimbus wankte

"Ich hatte mich schon mit einem Unentschieden abgefunden", atmete SG-Manager Thorsten Storm durch. Ein Punkt? Nein, der Gast aus Essen roch sogar am Sieg. Noch fünf Minuten vor dem Schluss führte der TUSEM mit 24:22. Doch dann machte der kurz zuvor eingewechselte Dan Beutler, der eindrucksvoll für seine Vertragsverlängerung warb, die "Scheune" dicht, während vorne Marcin Lijewski und Blazenko Lackovic den Ausgleich und die Führung erzielten. Die Campushalle war aus dem Häuschen. Die Gäste haderten indes mit einem Wechselfehler und einer nicht gegebenen Zeitstrafe gegen Sören Stryger. Der Däne soll nach einem Tor den Ball wieder in die Hand genommen und somit eine schnelle Mitte des TUSEM regelwidrig unterbunden haben.
Nach diesem Krimi hatte es zunächst gar nicht ausgesehen. Die Überraschungs-Momente der Westdeutschen stachen nicht. Die hyper-offensive Deckung produzierte schnell etliche Zeitstrafen, der taktische Verzicht auf Oleg Velyky war nicht von Vorteil. Zu allem Überfluss fiel Dimitri Torgowanow schon nach drei Minuten so unglücklich auf die linke Schulter, dass er nicht mehr zur Verfügung stand. Spätestens beim 15:8 (25.) schien die "Hölle Nord" auf ein besinnliches Weihnachtfest zu zuzusteuern. Einzige dramatische Szene: Sören Stryger "überrannte" nach einem geglückten Gegenstoß Schiedsrichter Hagen Becker, der nach einer Minute aber wieder mit einem Lächeln aufstand.
Mit der Umstellung auf die im Vorfeld erwartete 5+1-Deckung kämpften sich die Essener zurück in die Party, zumal die Einwechslung von Oleg Velyky das Offensivspiel forcierte. Dagegen riss beim Deutschen Meister urplötzlich der Faden. Bis weit in die zweite Halbzeit hinein funktionierte nichts mehr aus dem Positionsspiel heraus. 

SG Flensburg-Handewitt: "Großer Hausputz" beim Meister

Michael V. Knudsen wechselt zur SG.

"Wenn man die Möglichkeit hat, einen 26-jährigen Kreisläufer von Weltklasse-Format zu verpflichten, wäre es fahrlässig, diese Chance nicht zu nutzen." Mit einer großen Genugtuung gingen SG-Manager Thorsten Storm die Worte von der Zunge. Sein Klub hatte das Rennen um Michael V. Knudsen gewonnen, andere Größen der internationalen Handball-Zunft wie Kiel, Magdeburg, Gummersbach oder Barcelona schauten in die Röhre. Der 101-fache Nationalspieler sagte der SG zu, für sie zwischen 2005 und 2008 aufzulaufen.
Bei aller Klasse des Neuzugangs hat sich der Deutsche Meister damit womöglich ein neues Luxus-Problem an Land gezogen. Denn für die nächste Saison stehen mit Johnny Jensen (bis 2007) und Andrej Klimovets (2006) noch zwei weitere starke Kreisläufer im Aufgebot. "Ich sehe kein Problem darin, mit drei Kreisläufern in die nächste Saison zu gehen, da alle drei auch erstklassige Abwehrspieler sind und Johnny überdies im Rückraum einsetzbar ist", argumentiert Thorsten Storm. Insider warten aber mit Spannung ab, ob sich ein Andrej Klimovets mit den wahrscheinlich reduzierten Spielanteilen anfreunden kann.
Derweil hat Michael V. Knudsen den Wechsel ins Ausland mit aller Seriosität vorbereitet. Wie es sich für einen gelernten Bankkaufmann gehört. Denn beim aktuellen Verein Viborg HK besitzt er einen Drei-Jahres-Vertrag, bei dem er nach den ersten zwölf Monaten einen bis zu drei Jahre langen "Urlaub" einschieben kann. Im Klartext: Für den Zeitraum von 2008 bis 2010 ist der 26-Jährige bereits "versorgt". "Das gibt mir die Sicherheit, dass ich nach meinem Aufenthalt im Ausland, schon einen Verein habe", erklärt Michael V. Knudsen.
Insgesamt erinnert die Situation an der Flensburger Förde im Moment einem "großen Hausputz". Um fast jeden Spieler im Kader ranken sich Spekulationen um die sportliche Zukunft. Es sieht so aus, dass die auslaufenden Verträge von Glenn Solberg und Dan Beutler um mindestens ein Jahr verlängert werden. Auch mit dem kroatischen Olympiasieger Goran Sprem sollen Verhandlungen geführt werden. Zudem besteht bei Verein wie bei Jan Holpert offenbar das Interesse die seit 1993 existierende Zusammenarbeit vorzeitig eine weitere Saison (bis 2007) fortzusetzen.
Dagegen gab es zuletzt Gerüchte, dass sich die Kontrakte von Joachim Boldsen (bis 2007) und Lars Christiansen (bis 2006) im kommenden Frühjahr in Luft auflösen könnten. So soll "Traktor" Boldsen ein Angebot vom FC Barcelona vorgelegen haben. Doch Manager Thorsten Storm pochte auf die Unterschrift, während Trainer Kent-Harry Andersson dem Dänen seine Bedeutung klar machte: "Wir brauchen dich hier in Flensburg, du bist einer unser wichtigsten Spieler." Bei Lars Christiansen gestaltet sich das Ganze etwas schwieriger. Er könnte ein Option ziehen, um zusammen mit Freundin Christina Roslyng - übrigens dänische Nationalspielerin - in Dänemark zu leben. Andererseits denkt die Dänin über ein berufliches Engagement in der Fördestadt nach. Eine Entscheidung soll bis Weihnachten fallen. Thorsten Storm: "Ich habe ein gutes Gefühl." 

TUSEM Essen: Marcin Lijewski stand auf der Wunschliste

Marcin Lijewski bleibt bei der SG.

Die Meldung vorweg: Marcin Lijewski verlängerte seinen ohnehin bis 2006 gültigen Vertrag bei der SG Flensburg-Handewitt vorzeitig bis 2009. Es soll aber keine leichte Geburt gewesen sein, wie SG-Geschäftsführer Thorsten Storm betonte: "Hinter den Kulissen hat es schon mächtig Rangeleien gegeben." Vor allem aus Essen sollen in der Woche vor der Partie etliche Anrufe Marcin Lijewski erreicht haben. Als Anrufer entpuppte sich Co-Trainer Krysztof Szargiej. "Das hatte nicht allzu viel Stil", schoss Thorsten Storm gen Essen. Dort blieb man aber ruhig, ohne das Interesse am polnischen Linkshänder zu dementieren. "Wir suchen zwar nicht unbedingt einen Linkshänder", sagte der sportliche Leiter Hans-Dieter Schmitz. "Wir sind aber immer auf der Suche nach guten Spielern. Ob wir sie auch kriegen, ist dann eine ganz andere Frage."
Immerhin war der TUSEM in diesen Tagen auf dem Transfer-Markt auch erfolgreich gewesen. Für den nach Gummersbach abwandernden Gudjon Valur Sigurdsson verpflichtete man den Slowaken Radoslav Antl (Tatran Presov), der zuletzt in der Champions League gegen den THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt auffiel. "Den hatten wir schon länger auf unserer Liste", verriet Hans-Dieter Schmitz, dem zusammen mit "Macher" Klaus Schorn noch einige Vertragsverhandlungen ins Haus stehen. Einige Kontrakte - zum Beispiel mit Chrischa Hannawald, Oliver Roggisch oder Mark Schmetz - laufen zum Saisonende aus.