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DER MEISTER IST ERWACHT

Zum x-ten Mal nahm die SG Flensburg-Handewitt nun schon Anlauf, um beim SC Magdeburg zu punkten. Und endlich riss die schier unendliche Negativ-Serie. Mit einer in allen Belangen meisterlichen Vorstellung entzauberte der Champion den Spitzenreiter vor 8000 Zuschauern in der nur selten kochenden Bördelandhalle und siegte verdient mit 39:32 (17:13)-Toren.
Damit scheint der Meister endgültig erwacht zu sein und untermauerte seine Anwartschaft auf die Meiserschaft eindrucksvoll. Allerdings wird der Marsch der SG an die Tabellenspitze zwangsläufig unterbrochen. Am Sonntag steht zunächst das letzte Gruppenspiel der Champions-League in Metkovic/Kroatien auf dem Programm. Und ab kommenden Woche steht der World-Cup in Schweden auf dem Programm. Erst in der rund zwei Wochen, dem 24. November, gilt es für die SG im Heimspiel gegen Wetzlar einen weiteren Schritt in Richtung Titelverteidigung zu gehen.

Jan Holpert: "Ein unglaublicher Sieg"

Während die SG freudestrahlend das Parkett der Bördelandhalle verließ, mussten sich die Hausherren reichlich Pfiffe von den eigenen und restlos enttäuschten Fans anhören. Nach TuSEM Essen bediente sich mit der SG bereits die zweite Spitzenmannschaft in der ansonsten als Festung geltenden Bördelandhalle. "Mir fehlen ein wenig die Worte. Wir haben sehr stark gespielt und über 60 Minuten konzentriert agiert. Die Mannschaft hat heute alles aus sich herausgeholt. Viele meiner Spieler waren nach dem Schlusspfiff am Ende mit ihren Kräften. Wir haben immer an diesen Sieg geglaubt und uns nicht von anderen Meinungen und Tipps beirren lassen. Unsere 6:0-Deckung war heute mit der Garant für den Sieg. Leider kommt die World-Cup-Pause etwas ungelegen, da wir zur Zeit einen Lauf haben. Lars Christiansen hat heute gezeigt, das er nach wie vor zu einen der besten Spieler gehört. Seine Ruhe und Treffsicherheit hat sich auf die Mannschaft übertragen. Stark war auch Solberg, der nicht immer spektakulär spielt, aber dafür effektiv in der Defensive wie auch im Angriff arbeitet", sprudelte es aus Trainer Kent-Harry Andersson heraus.
Taktisch von Andersson prima eigenstellt, siegte am Ende einer packenden Spitzenpartie das Team, das sich besser als Kollektiv präsentierte - die SG Flensburg-Handewitt. In den ersten 30 Minuten ging die SG-Taktik vollkommen auf. "Wir werden uns zunächst auf die Abwehr besonders konzentrieren, damit wir den ersten Ansturm der Magdeburger überstehen können", erklärte Andersson wenige Minuten vor dem Anpfiff. Und seine Mannschaft setzte seine Vorgabe ideal in die Tat um.
Die 6:0-Abwehr mit den Norwegern Glenn Solberg und Jonny Jensen im Zentrum zeigte sich vielbeinig und aggressiv genug, um den Angriffswirbel der Hausherren trotz einer kochenden Atmosphäre großen Widerstand zu leisten. Da zudem auf den Halbpositionen Joachim Boldsen und Marcin Lijewski sich ideal in den Abwehrverband integrierten und auch auf Torwart Jan Holpert Verlass war, hielt der Gast das Duell nicht nur offen.
Ab dem 10:10 (18.) wurde die SG mutiger und zeigte nun ihrerseits, was moderner Angriffs-Handball bedeutet. Mit Tempo-Handball und Abschlüssen überwiegend über die Außen-Positionen übernahm der Meister die Kontrolle im Spitzenspiel und setzte sich über 13:10 (23.) und 15:11 (26.) bis zum Pausenpfiff auf 17:13 ab. Der SCM, in eigener Halle eigentlich eine Macht, agierte zunehmend nervöser und produzierte eine Reihe von technischen Fehlern.
Vor allem die hochdekorierte Rückraum-Achse des SCM spielte ohne Bindung und konnte gegen die kompakte Gäste-Abwehr kaum einmal eine gute Wurfposition erarbeiten. Ob die polnischen Rückraum-Shooter Grzegorz Tkaczyk und Karol Bielecki, Spielmacher Oleg Kuleschow oder auch die Linkshänder Joel Abati und Neuzugang Renato Vugrinec - ohne Ausnahme blieben sie den Beweis ihrer Qualitäten schuldig.
Am Kraftverhältnis sollte sich auch nach Wiederanpfiff nichts ändern. Der SCM rannte dem Rückstand und seiner Form vergeblich hinterher. Auch wenn die SCM-Fans beim 24:26 (47.) noch einmal Hoffnungen schöpften, so sollte sich der Gast an diesem Tage als eine Nummer zu groß erweisen. Angetrieben von dem überragenden Lars Christiansen auf der linken Außenbahn sowie unbedingtem Siegeswillen behielt der Meister im Hexenkessel einen kühlen Kopf und konterte eiskalt. Ab dem 27:25 (48.) holte das Andersson-Team zum entscheidenden Schlag aus, setzte sich clever und routiniert über 30:26 (49.) und 33:28 (53.) unaufhaltsam ab und sorgte beim 35:31 (57.) schon für die Entscheidung.
Bereits zu diesem Zeitpunkt hatten viele SCM-Anhänger frustriert die Halle verlassen und verpassten damit die Krönung des SG-Erfolges. Für SG-Keeper Jan Holpert stand im Anschluss fest: "Das ist ein unglaublicher Sieg. In der Offensive waren wir heute bombastisch. Insgesamt geht der Erfolg mehr als in Ordnung, da wir immer das richtige Mittel gegen die Versuche der Magdeburger hatten." Und auch der überragende Lars Christiansen war überzeugt: "Wir haben heute unglaublichen Handball gespielt. Die ganze Mannschaft hat überzeugt und alles gegeben. Natürlich ist es schön gerade hier in Magdeburg." Einen kleinen Extra-Bonbon hatte der Herausforderer von der deutsch-dänischen Grenze schon vor dem Anpfiff bekommen: Im Achtelfinale um den DHB-Pokal muss der Cupverteidiger zum Bundesliga-Konkurrenten TuS N-Lübbecke reisen und steht dort vor einer lösbaren Aufgabe.