Der TBV Lemgo empfängt am Sonntag "Auf Schalke" den THW Kiel. Vor über 30.000 Zuschauern. Hinter dieser Weltrekord-Kulisse bleibt der Auftritt der SG Flensburg-Handewitt am Samstag (19.30 Uhr) bei GWD Minden-Hannover erwartungsgemäß zurück - auch wenn die niedersächsische TUI-Arena mit ihren 10.000 Plätzen auch nicht gerade eine niedliche Schulsporthalle ist.
Es gibt aus der Sicht von Kent-Harry Andersson aber zwei andere Gründe, weshalb er sich bis zum Freitagmorgen nur wenig mit dem aktuellen Gegner beschäftigen konnte. Wie vor jeder Saison hakt es noch etwas beim Verschicken der Videos. Erst mit der Freitags-Post sollte ein Mitschnitt von einem Testspiel gegen den HSV Hamburg eintrudeln. Während die SG gegen die Hanseaten am Mittwoch den Supercup verloren, erreichten die Mindener am letzten Wochenende gegen den gleichen Gegner zumindest ein Unentschieden. Ein Warnschuss für Kent-Harry Andersson, den Vergleich beim Bramstedter Hummel-Charity-Cup im August (27:21) zu viel Bedeutung beizumessen. "Da fehlten doch zu viele Spieler", betont der schwedische Trainer. "Die Mindener spielten ohne Kreisläufer und Linksaußen."
Inzwischen ist das ostwestfälische Verletzungspech in den Norden geschwappt. Die medizinische Abteilung arbeitet derzeit intensiv an der Fitness der Akteure. Christian Berge (Bänderriss im Knöchel) und Blazenko Lackovic (Reiz-Knie) fehlen weiterhin. Um Joachim Boldsen, der an einer schmerzhaften Wadenverletzung laboriert, muss noch gebangt werden. "Am Donnerstag ging es ihm schon besser", sah Kent-Harry Andersson schon Licht am Ende des Tunnels.
Kooperation: GWD Minden/TUI-Arena Hannover
Als Alternative steht wieder Johnny Jensen für die linke Rückraum-Position bereit. "Ich war am Mittwoch nicht enttäuscht", stellt der Trainer klar. "Schließlich hatte der Rückraum in dieser Zusammensetzung noch überhaupt nicht zusammengespielt." Zur Sicherheit fährt "Youngster" Stefan Pries mit nach Hannover. Und Co-Trainer Bogdan Wenta zieht sich wohl das Spieler-Dress über. Er soll im Notfall pro Halbzeit fünf bis zehn Minuten Johnny Jensen entlasten. "Wir dürfen nicht vergessen, dass Johnny wegen der Nierenquetschung längere Zeit pausieren musste", erklärt Kent-Harry Andersson. "Außerdem ist Bogdan Wenta mit seinen 43 Jahren immer noch ein guter Handballer."
Unter diesen Vorzeichen sind die Erinnerungen an den 43:28-Sieg vom 8. Mai längst verblasst. Aber auch ohne die Sorgen der SG wäre diesmal ein "heißer Tanz" zu erwarten gewesen. Das Gesicht von GWD Minden-Hannover hat sich gewandelt. Pattrekur Johannesson soll den Leitwolf spielen, Ognjen Backovic gilt als abwehrstarker Recke, beide zusammen bilden den neuen Mittelblock der Mindener. Dahinter steht nun mit Fredrik Ohlander ein Torwart von Weltformat. Unter dem Strich streben die Ostswestfalen einen einstelligen Tabellenplatz an. "Wir haben in unseren Reihen keine reinen Defensiv-Spezialisten mehr", setzt Trainer Rainer Niemeyer auf einen größeren Spielfluss.
Am Samstag werden in der TUI-Arena rund 4000 Zuschauer erwartet. Bleibt es langfristig bei einem ähnlich hohen Zuspruch, wird der Verein auf Dauer umziehen - auch wenn das öffentlich keiner sagen will. "Handball in der Provinz zu halten, ist kaum mehr möglich", sagte GWD-Manager Horst Bredemeier. Die Grün-Weißen setzen von Minden einen Sonderzug ein. Aus Flensburg starten am Samstag drei Busse in die niedersächsische Metropole.