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Magischer Abend dank Mattias Andersson

30.09.2017 -VELUX EHF Champions League: SG spielt sich in einen Rausch

Es waren wieder einmal magische Momente in der FLENS-ARENA: Die Spieler lagen sich in den Armen, die Fans feierten auf den Rängen, und wieder einmal hatte die SG einen großen Namen des Welthandballs in der VELUX EHF Champions League in die Schranken gewiesen. Wie zum Start der Saison 2015/16 besiegte die SG die Millionen-Truppe von Paris Saint-Germain HB, dieses Mal mit 33:29 (13:14). Held dieses denkwürdigen Abends war Torwart Mattias Andersson, der 17 Bälle abwehrte. 20 der 33 Treffer steuerte das Duo Rasmus Lauge (11) und Holger Glandorf (9) bei. „Ich bin absolut begeistert und stolz“, sagte SG Trainer Maik Machulla nach dem bislang größten Coup seiner Cheftrainer-Karriere bei SKY: „Wir haben in der ersten Hälfte viel rotiert, damit wir in der Schlussphase noch Vollgas geben können. Das hat alles so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben. Vor einer Woche in Veszprém hatte uns diese Kraft am Ende gefehlt.“

Die FLENS-ARENA tobte schon in den ersten Minuten, denn die SG war der Millionentruppe aus Paris überlegen. Als Lasse Svan per Gegenstoß zum 5:3 und der ersten Zwei-Tore-Führung traf, standen die Fans Kopf. Überragender Spieler war aber wieder einmal Mattias Andersson. Der schwedische Torwart-Teufelskerl ließ die Pariser Angreifer reihenweise verzweifeln. Nach nur 14 Minuten standen schon sieben Paraden zu Buche – und PSG-Trainer Noka Serdarusic (von 1990 bis 1993 in Flensburg) nahm seine erste Auszeit, als PSG mit 5:7 hinten lag.

Auf der anderen Seite bekam PSG-Torwart Thierry Omeyer kaum eine Schnitte. Beim 9:6 hatte die SG per Siebenmeter sogar die Chance erstmals auf vier Tore davonzuziehen. Aber Hampus Wanne scheiterte - und diese Aktion sorgte für eine erhebliche Steigerung bei Omeyer. Auch der Franzose hatte nun 50% Prozent gehaltener Bälle auf seinem Konto – und war einer der Gründe, warum Paris mit einer 3:0-Serie nach 22 Minuten zum 9:9 ausglich. Aber auch danach vergab die SG weitere Würfe gegen Thierry Omeyer, der zum Fels in der Brandung wurde. Mikkel Hansen und Uwe Gensheimer brachten Paris mit 11:9 in Führung und das fünfte Tor für die Gäste in Folge – logische Konsequenz: SG Trainer Maik Machulla nahm seine Auszeit in der 25. Minute.

Zwar setzten sich die Gäste dank Mikkel Hansen sogar auf 12:9 ab – doch dann kam Holger Glandorf. Zwei Treffer erzielter der Linkshänder selbst, holte zudem einen Siebenmeter raus, den Rasmus Lauge diesmal eiskalt verwandelte. Beim 12:13 war wieder alles offen, und weil Mikkel Hansens direkter Freiwurf mit der Halbzeitsirene abgeblockt wurde, ging es mit diesem Ein-Tore-Rückstand (13:14) auch in die Kabine. Im Torhüterduell hatte sich Thierry Omeyer mittlerweile mit zehn Paraden an Mattias Andersson (acht) vorbeigeschoben. „Wir haben Paris durch unsere Fehler stark gemacht, aber insgesamt haben wir gut gespielt. Da ist noch nichts entschieden“, war der Halbzeitkommentar von Henrik Toft Hansen bei SKY. In der Tat. Die SG hatte ein extrem hohes Tempo hingelegt und war über 20 Minuten dominant gegen den 2017er Champions-League-Finalisten. Wie recht der Däne hatte: Andersson startete erneut mit einer Weltklasseleistung, fing sogar zwei Würfe des Norwegers Sander Sagosen – und vorne waren die Linkshänder zur Stelle: Zweimal Glandorf, zweimal Svan – und die Halle tobte beim 17:14. Andersson machte den Laden dicht, Paris traf sechs Minuten überhaupt nicht mehr. Dafür aber die SG: Mit einem irren Tempo überrannten sie die Franzosen förmlich, nach 38 Minuten hieß es sensationell 20:15 für die Gastgeber, die nach der Pause eine 7:1-Serie hinlegten. PSG war in einer Schockstarre.

Aber es war klar, dass die SG dieses höllische Tempo nicht bis zum Schluss aufrecht halten können würde. Paris kam wieder heran, aber die SG hatte immer noch Holger Glandorf: Mit seinem sechsten Tor sorgte der Weltmeister von 2007 für den nächsten Drei-Tore-Vorsprung, den Rasmus Lauge mit einem trickreich gelupften Siebenmeter über Thierry Omeyer und Hampus Wanne mit einem irre schnellen Gegenstoß auf 25:20 (47.) ausbauten. Die FLENS-ARENA spielte erneut komplett verrückt. „Wenn du hier gewinnen willst, musst du 60 Minuten voll konzentriert spielen, das haben wir heute nicht getan. Wir hatten zu viele schlechte Phasen“, sagte Thierry Omeyer. Und obwohl PSG alles versuchte, gegen Teufelskerl Mattias Andersson war kein Kraut gewachsen – und im Angriff spielte sich die SG - nun angeführt vom elffachen Torschützen Rasmus Lauge – in einen Rausch.

Einzig DHB-Linksaußen Uwe Gensheimer hatte etwas entgegenzusetzen, aber auch seine Tore reichten nicht. Die Fans standen schon lange auf ihren Sitzen, als die letzte Minute mit einer 33:28-Führung angebrochen war. „Das war ein extrem geiles Spiel. Es macht richtig Spaß, so gegen Paris zu gewinnen“, sagte Kentin Mahe, der immerhin auf sechs seiner Mitspieler aus der Weltmeistermannschaft traf. Und der Matchwinner? Mattias Andersson sah man förmlich an, wie er das Spiel genossen hatte: „Ich war voll Adrenalin und wir alle hatten ein extrem hohes Selbstvertrauen, ich wurde allerdings auch extrem gut von meinen Vorderleuten unterstützt.“

Rasmus Lauge erzielte elf Treffer.

 

SG Flensburg-Handewitt – Paris Saint-Germain 33:29 (13:14)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (17 Paraden), Lind – Karlsson, Glandorf (8), Mogensen (1), Svan (6), Wanne (3), Jeppson, Steinhauser, Heinl, Toft Hansen (2), Lauge (11/6), Mahé (2), Rød
Paris Saint-Germain: Omeyer (13 Paraden), Corrales – Gensheimer (9/3), Möllgaard, Stepancic, Sagosen (6), Kounkoud (1), Damnjanovic, Remili (4), Abalo (3), L. Karabatic (1), Hansen (5), Narcisse, N. Karabatic, Nahi
Schiedsrichter: Horacek/Novotny (Tschechien); Zeitstrafen: 8:8 Minuten (Karlsson 4, Svan 2, Lauge 2 – Sagosen 2, Konkoud 2, N. Karabatic 4); Siebenmeter: 7/6:3/3 (Mahé scheitert an Omeyer); Zuschauer: 5500
Spielverlauf: 3:2 (6.), 5:3 (9.), 7:5 (13.), 9:6 (18.), 9:10 (24.), 9:12 (27.), 13:14 – 16:14 (33.), 20:15 (38.), 25:20 (47.), 27:22 (50.), 29:24 (55.)

Von: Björn Pazen