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Sieg und zwei schöne Comebacks

14.02.2016 -VELUX EHF Champions League: 37:27 – SG jubelt sich an die Spitze

So deutlich hat die SG Flensburg-Handewitt den Klassiker zwischen den Meeren noch nie dominiert. Sie gewann das 87. Landesderby gegen den THW Kiel mit 37:27 (17:14) und schob sich damit wieder an die erste Stelle der Gruppe A der VELUX EHF Champions League. Zugleich ist der SG mindestens Rang drei sicher, da die „Zebras“ als Vierter an den letzten drei Spieltagen den Sieben-Punkte-Rückstand nicht mehr aufholen können. „Es kommt nicht oft vor, dass ich so zufrieden bin wie heute“, sagte SG Trainer Ljubomir Vranjes. „Meine Mannschaft hat in allen Belangen einen richtig guten Job gemacht.“ Kapitän Tobias Karlsson bedankte sich bei den Zuschauern: „Die Atmosphäre war spektakulär. Da genießt man es, ein Teil dieses besonderen Events zu sein.“

Wenn die FLENS-ARENA schon eine Stunde vor Anpfiff bestens gefüllt ist, dann ist „Derby-Time“. Gänsehaut-Atmosphäre herrschte, als erstmals in diesem Jahr die Mannschaftsaufstellung zelebriert wurde und die Jungs endlich einliefen. Die SG startete mit einer Formation, die man vor Weihnachten als Bestaufstellung bezeichnet hätte. In den ersten Sequenzen hatten die Außen kein Glück gegen THW-Keeper Nikolas Katsigiannis. Domagoj Duvnjak erzielte den ersten Treffer des Tages – für den Gast.

Nicht zu stoppen: Rasmus Lauge. Fotos: Ki

Anders Eggert verwandelte seinen ersten Siebenmeter, Lasse Svan legte mit dem ersten Tempogegenstoß nach. Mattias Andersson verursachte mehrmals den Einsatz des Hallen-DJs: „It`s my life!“ Die 6300 Zuschauer erlebten dennoch ein Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel in der Anfangsphase – und viel Tempo. Niclas Ekberg raste zum 7:8, Thomas Mogensen befand sich sofort im Gegenverkehr und glich wieder aus. Erst gut zwölf Minuten waren gespielt, und schon 16 Tore gefallen. Als Rasmus Lauge eine Zeitstrafe kassierte schnupperte Petar Djordjic erstmals als „fliegender Torwart“ in die Partie. Die SG überstand diese kritische Phase gut. Beim 9:9 parierte Mattias Andersson zunächst einen Siebenmeter, dann einen Konter – beide Male gegen den schwedischen Landsmann Niclas Ekberg. Anders Eggert traf von Linksaußen, da riss es viele aus den Sitzen. „Wir kamen immer besser in die Partie“, spürte Tobias Karlsson. „Wenn man nach längerer Pause das erste Spiel bestreitet, ist man immer etwas nervös. Aber es war heute viel besser als in den anderen Jahren, die ich bei der SG erlebt habe. Diese Entwicklung stimmt mich sehr zuversichtlich für die nächsten Spiele.“

Wieder in starker Verfassung: Mattias Andersson

Der THW deckte nun offensiv. Die SG antwortete mit Rotation. Johan Jakobsson, Bronze-Junge Kresimir Kozina und Petar Djordjic mischten nun mit. Letzter fand die Lücke zum 13:11. Johan Jakobsson konterte zum 15:12. Als Thomas Mogensen noch einen drauf packte, war Festtags-Stimmung unter dem Hallendach. Dem THW gelang bis zur Pause nur noch etwas Resultatsverbesserung. „Die erste Halbzeit war noch ganz gut“, bilanzierte THW-Coach Alfred Gislason. „Nur ein paar Fehler weniger, und es hätte noch besser ausgesehen.“

Zu Beginn der zweiten Hälfte standen wieder Holger Glandorf, Rasmus Lauge und Henrik Toft Hansen auf der Platte. Kurzfristig schien der THW Oberwasser zu bekommen. Plötzlich hieß es nur noch 18:17. Kurz darauf parierte Niklas Landin einen Strafwurf von Anders Eggert. Sollte die Partie kippen? Das SG Kollektiv hatte etwas dagegen. Rasmus Lauge agierte nun sehr torgefährlich. Mit zwei Treffern in Kürze sorgte der Däne für das 21:18. Bärenstark einmal mehr Mattias Andersson, der immer wieder seine Fäuste triumphierend ballen konnte.

Das erste Comeback: Jim Gottfridsson.

Lasse Svan vertrat nun Anders Eggert an der ominösen Linie gekonnt und war auch sonst wieder die Effizienz in Person. Beim 24:19 ein Team-Timeout der „Zebras“. Während sich die Handballer besprachen, skandierten die Fans: „Einmal Flensburg, immer Flensburg!“ Rasmus Lauge war nicht mehr zu halten. Mit einem lupenreinen „Hattrick“ begeisterte er die „Hölle Nord“. 26:19! Thomas Mogensen legte nach. Eine gute Viertelstunde vor Schluss war die Begegnung bereits entschieden. Wer hätte das gedacht? „Von der zweiten Hälfte bin ich maßlos enttäuscht“, sagte Alfred Gislason. „Die Abwehr war gar nicht präsent, und der Angriff bestand eigentlich nur aus Domagoj Duvnjak.“

Der SG Express sauste bis auf 29:20 davon. Riesen-Begeisterung im Rund, das längst der größte Festsaal Schleswig-Holsteins war. „Steht auf, wenn ihr Flensburg seid!“ Der Höhepunkt stand aber noch aus: Die 57. Minute hatte fast schon historische Dimensionen und sorgte für frenetischen Jubel im Zehn-Sekunden-Takt. Jim Gottfridsson, erst seit wenigen Minuten in der Partie, krönte sein Comeback mit seinem ersten Treffer seit Oktober. Da betrat Jacob Heinl nach fast 14 Monaten erstmals das Parkett und befand sich kurz darauf im Vorwärtsgang. 35:25 – was für ein Einstand! Was für ein Ergebnis! „Von zwei starken Teams waren wir heute das bessere“, gratulierte Ljubomir Vranjes seinen Jungs. „Die Deutlichkeit des Sieges ist mir gar nicht so wichtig. Vielmehr freue ich mich über die beiden Punkte und über die guten Leistungen in allen Mannschaftsteilen.“

Das zweite Comeback: Jacob Heinl.
 

SG Flensburg-Handewitt – THW Kiel  37:27 (17:14)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (22/1 Paraden) – Karlsson, Eggert (5/3), Glandorf (2), Mogensen (4), Svan (6/1), Wanne (2), Djordjic (1), Jakobsson (3), Heinl (1), Toft Hansen (1), Gottfridsson (2), Lauge (9), Radivojevic, Kozina (1)
THW Kiel: Landin (6/2 Paraden, ab 41. und bei drei 7m), Katsigiannis (9 Paraden) – Duvnjak (8), Ferreira (2), Mamelund, Sprenger, Ekberg (2), Anic (2), Canellas (4), Dahmke, Jaanimaa (3), Williams (1), Klein (2), Brozovic (1), Vujin (2/1)
Schiedsrichter: Raluy Lopez/Sabroso Ramirez (Spanien); Zeitstrafen: 8:10 Minuten (Lauge 2, Djordjic 2, Kozina 2, Glandorf 2 – Mamelund 4, Sprenger 2, Brozovic 2, Ferreira 2); Siebenmeter: 6/4:2/1 (Landin hält zwei Mal gegen Eggert – Andersson pariert gegen Ekberg); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielverlauf: 0:1 (2.), 2:1 (3.), 2:3 (6.), 3:4 (8.), 4:5 (9.), 6:5 (10.), 7:6 (11.), 7:8 (13.), 8:9 (14.), 10:9 (19.), 11:11 (23.), 13:11 (26.), 13:12 (27.), 16:12 (29.), 16:14 (30.) – 17:16 (32.), 18:17 (33.), 20:17 (36.), 22:18 (38.), 22:19 (39.), 27:19 (43.), 29:20 (47.), 29:23 (49.), 31:23 (52.), 33:24 (55.), 36:25 (59.)   

 

Von: ki