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Der 2015er Auftaktsieg

11.02.2015 -VELUX EHF Champions League: 31:27 – ein hartes Stück Arbeit

Die SG Flensburg-Handewitt hat ihr letztes Heimspiel in der Gruppe B der VELUX EHF Champions League gegen Besiktas MOGAZ HT Istanbul mit 31:27 (15:14) gewonnen und festigte damit Rang drei. „Es war ein richtiges Kampfspiel, in dem wir vor allem mit dem Kreisläufer unsere Probleme hatten“, meinte der siebenfache Torschütze Johan Jakobsson. „Insgesamt war es aber ein sehr schönes Gefühl, nach so langer Zeit wieder zu spielen und nicht mit einem Reha-Programm beschäftigt zu sein.“ Nicht ganz so glücklich war Besiktas-Rechtsaußen Vedran Zrnic: „Mit Gummersbach hatte ich acht Mal in Flensburg verloren, leider hat es auch heute nicht mit einem Sieg geklappt. Aber zumindest haben wir bewiesen, dass wir zu Recht einen Platz in der Champions League haben.“

Die SG ist wieder da – das war die wichtigste Erkenntnis in einer gut gefüllten FLENS-ARENA. Die VR Banken hatten sogar ein ganzes Tribünenviertel geordert und registrierten bereits nach 20 Sekunden eine erste Unterbrechung. Die Begeisterung der Besiktas-Anhänger ließ weißes Konfetti auf das Spielfeld regnen. Nach einer Wischpause gab es türkischen Jubel: Der Deutsch-Chilene Erwin Feuchtmann erzielte den ersten Treffer des Tages. Die SG, die im Rückraum mit Johan Jakobsson, Thomas Mogensen und Drasko Nenadic startete, hatte schnell eine Antwort parat. Thomas Mogensen glich aus, und mit dem ersten Konter des Abends besorgte Lasse Svan die erste SG Führung – das 3:2! Den Rhythmus hatte die SG aber noch nicht gefunden. Angesichts der langen Pause war es aber nur verständlich, dass bei den Hausherren das „Timing“ fehlte, dass sich Fahrkarten und Abspielfehler einschlichen, die Besiktas nutzte. „Wir hatten auch ein paar Probleme in der Abwehr, die Abstimmung stimmte nach der langen Pause noch nicht“, meinte SG Coach Ljubomir Vranjes. „Leider fehlten mir auch die personellen Alternativen, da ich Jacob Heinl besonders vermisst habe.“

FLENS-ARENA: Rückkehr der SG.

Nach einer Viertelstunde war es ein Kampf auf Augenhöhe, in dem nun Johan Jakobsson den Ton angab. Während der türkische Anhang mit einer weiteren Papierschnipsel-Attacke eine erneute Unterbrechung herbeiführte, netzte Johan Jakobsson beim 9:7 bereits zum fünften Mal ein. „Mit ihm bin ich sehr zufrieden, er hat heute viel Verantwortung übernommen“, lobte Ljubomir Vranjes. „Auch Anders Eggert hat nach der harten WM gezeigt, dass ihm Handball noch immer viel Spaß bringt.“ Die SG schien sich nun freizuschwimmen. Der eingewechselte Lars Kaufmann beförderte den Ball zum 12:9 in die Maschen. Und sogleich lief der nächste Gegenstoß. Lasse Svan scheiterte noch, doch im Nachsetzen legte Anders Eggert den Ball ins Netz. 13:9! Dann stockte der Motor plötzlich wieder, die Türken muckten auf. Predrag Dacevic glich kurz vor der Pause sogar aus. Thomas Mogensen brachte seine Farben zwar wieder mit 15:14 in Front, doch die letzten drei Minuten des ersten Durchgangs mussten als zerfahren bezeichnet werden.

Thomas Mogensen, versuchte die Strippen zu ziehen.

Auch die zweite Hälfte begann spannend. Nachdem Thomas Mogensen einen satten Wurf ins Besiktas-Gehäuse gezaubert hatte, schlichen sich bei den nächsten Angriffsbemühungen schon wieder Ungenauigkeiten ein. Die nutzte Besiktas. 17:17 hieß es nach 34 Minuten – der türkische Meister hatte seine Königsklassen-Tauglichkeit mehr als eindrucksvoll nachgewiesen. Auf der anderen Seite fehlte das feine Händchen für den richtigen Pass, und auch die Chancen-Verwertung war nicht immer goldig. So wusste Besiktas nach einem Rückstand, immer wieder nachzulegen. Ivan Nincevic markierte das 20:20 – da witterte manch ein Beobachter eine große Überraschung. „Das lag auch daran, weil Mattias Andersson heute keinen überragenden Tag hatte“, erklärte Ljubomir Vranjes. „Aber er sollte im Tor bleiben, da er mein vollstes Vertrauen hat.“

Die letzten 20 Minute spielte die SG konzentrierter. Lasse Svan ließ mit einem „Schleuder-Heber“ aufhorchen, Anders Eggert setzte den nächsten Konter. Die Besiktas-Bank warf die grüne Karte auf den Kampfrichtertisch. Doch die SG hatte nun Fahrt aufgenommen, begann damit, den Sack zu schließen. Lasse Svan glückte nochmals ein Heber. Das 26:21 hatte schon eine leicht beruhigende Wirkung. Nun mischte auch Ahmed Elahmar mit, dessen Spielgenehmigung rechtzeitig eingetrudelt war. Mit seiner Dynamik holte er einen Siebenmeter heraus.

Debüt von Ahmed Elahmar.

Aber auch Besiktas verkaufte sich teuer, Ramazan Döne schloss in der Schlussphase sogar einen Kempa-Trick ab. „Das Spiel hat uns wirklich Spaß gebracht“, konnte Besiktas-Coach Müfit Arin den 60 Minuten trotz der Niederlage viel Positives abgewinnen. „In der zweiten Hälfte stellte sich bei uns die Müdigkeit ein, und wir produzierten dann zu viele Fehler. Aber wir dürfen auch nicht vergessen: Wir haben heute gegen den Titelverteidiger gespielt.“ Der Gäste-Trainer erntete Komplimente für die Spielweise seines Teams von Ljubomir Vranjes. Vedran Zrnic wagte gar eine Prognose: „Die Besiktas-Mannschaft wird weiter aufgebaut und wird dem türkischen Handball zu einer noch besseren Zukunft verhelfen.“

Die letzten Worte in der Pressekonferenz drehten sich um Jacob Heinl. „Wir haben gestern und heute viel mit ihm gesprochen“, teilte SG Geschäftsführer Dierk Schmäschke mir. „Als Verein haben wir eine Fürsorge-Pflicht und geben Jacob alle Zeit, die er braucht.“ Wegen einer Virus-Infektion kann der Kreisläufer derzeit keinen Hochleistungssport betreiben. Ljubomir Vranjes hegte zwar auch schon Gedankenspiele, mit Drasko Nenadic oder Lars Kaufmann am Kreis zu operieren, doch die erste Option wäre eine passende Neuverpflichtung. Allerdings ist nur noch bis einschließlich Sonntag Zeit, auf dem Transfer-Markt fündig zu werden.

Freude bei der SG. Fotos: Ki.

SG Flensburg-Handewitt Besiktas MOGAZ HT Istanbul 31:27 (15:14)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (12 Paraden), Møller (bei einem 7m) – Karlsson, Nenadic, Eggert (8/3), Mogensen (6), Svan (4), Kaufmann (4), Jakobsson (7), Zachariassen (2), Elahmar
Besiktas MOGAZ HT: Özmusul (13 Paraden), Demir (bei einem 7m) – Erkol, Feuchtmann (1), Caliskan, Arifoglu (2), Buljubasic, Büyük, Özbahar (4), Dacevic (6), Nincevic (7/4), Coban, Döne (2), Zrnic (3), Rasic (2)
Schiedsrichter: Horacek/Novotny (Tschechien); Zeitstrafen: 6:8 Minuten (Karlsson 2, Kaufmann 2, Elahmar 2 – Buljubasic 4, Nincevic 2, Döne 2); Siebenmeter: 3/3:4/4; Zuschauer: 4867
Spielverlauf: 0:1 (1.), 1:2 (4.), 3:2 (5.), 3:5 (9.), 4:6 (10.), 6:7 (13.), 9:7 (17.), 10:9 (19.), 13:9 (21.), 13:12 (24.), 14:14 (26.) – 16:14 (32.), 16:16 (34.), 17:17 (34.), 19:17 (36.), 20:18 (38.), 20:20 (41.), 24:20 (46.), 26:21 (48.), 27:22 (49.), 27:24 (52.), 29:25 (56.), 29:27 (59.)     

Von: ki