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Nur eine Halbzeit auf Kurs

23.11.2014 -VELUX EHF Champions League: 27:36 – Barcelona zu breit aufgestellt

Die erste Halbzeit war glänzend, doch dann musste sich die SG Flensburg-Handewitt dem großen Favoriten beugen. Der Titelverteidiger verlor beim FC Barcelona mit 27:36 (16:14) und muss sich in den letzten vier Gruppenspielen der VELUX EHF Champions League wohl auf den Kampf um Rang drei konzentrieren. „Aus der ersten Hälfte können wir viel Positives mitnehmen", bilanzierte SG Trainer Ljubomir Vranjes. „Insgesamt haben wir aber leider viele Fehler gemacht. Wir haben wieder einmal gesehen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt."

Diesen Luxus können sich nur absolute Weltklasse-Teams erlauben: Xavi Pascual schonte mit Torwart Danijel Saric und anfangs Kiril Lazarov zwei seiner Matchwinner vom Hinspiel – und trotzdem stand noch geballte individuelle Klasse auf der Platte. Keeper Gonzalo Perez ist hierzulande noch nicht so bekannt, doch der große spanische Hoffnungsträger stellte die SG Schützen in der Anfangsphase vor einige Rätsel. So sah sich die SG, die mit der gleichen Formation begann wie vor Wochenfrist, gleich mit einem Rückstand konfrontiert.

Es war eine schnellgeführte Partie, in der die 7:5-Führung für Barcelona nur eine kurze Momentaufnahme war. Die SG hatte ein gutes Rezept: Mehrfach beantwortete sie Gegentore mit der schnellen Mitte. Nach einer Viertelstunde beackerten Anders Zachariassen und Jacob Heinl gemeinsam den Kreis, um Thomas Mogensen eine Pause zu gönnen. Der SG kam es entgegen, dass Barcelona mit seinen Siebenmetern etwas großzügig umging. Sowohl Gudjon Valur Sigurdsson als auch Siarhei Rutenka verfehlten das Gehäuse. 

Energisch: Lars Kaufmann trifft zum 3:3.

So gewann die SG immer mehr Oberwasser. Mattias Andersson hatte seine Betriebstemperatur gefunden, Holger Glandorf ebenso. Der Linkshänder machte drei Tore binnen fünf Minuten. Plötzlich stand es 9:12. Als Anders Eggert einen Siebenmeter zum 9:13 verwandelte, war das beunruhigte Gemurmel auf den Rängen des „Palau Blaugranas“ nicht mehr zu überhören. Die mitgereisten SG Fans gaben den Ton an. Xavi Pascual brachte seine Weltklasse-Bank in Wallung. Kiril Lazarov war gefordert, aber besonders Raul Entrerrios machte auf sich aufmerksam und verkürzte mit einem Doppelschlag auf 13:14. Doch der eingewechselte Johan Jakobsson ging entschlossen durch die Lücke. Und als eine tolle Kombination in Anders Eggert einen dankbaren Abnehmer fand, war der Pausen-Vorsprung perfekt. 

Nach der 15-minütigen Unterbrechung suchte die SG fünf Minuten nach dem berühmten Faden. Dagegen traf Raul Entrerrios weiter. Plötzlich hieß es 17:16. Ljubomir Vranjes hatte in der Halbzeit seine Flügelzange ausgetauscht. Bogdan Radivojevic und Hampus Wanne mischten nun mit. Der junge Schwede zeigte wie damals in Köln keinen Respekt vor dem ruhmreichen Gegner und meldete sich mit zwei frechen Treffern von der Außenposition zu Wort. Die SG war wieder im Film. 

Sprunggewaltig: Lasse Svan.

Die SG rackerte weiterhin unermüdlich, doch so rund wie im ersten Durchgang lief der Ball nicht mehr durch die eigenen Reihen. Allmählich schien das Pendel immer mehr zugunsten der favorisierten Hausherren zu  kippen. „Unsere Abwehr stand nun besser, die Flensburger taten sich immer schwerer und wurden unsicherer", spürte Barca-Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson die Wende auf dem Spielfeld. Eine umstrittene Zeitstrafe gegen Lars Kaufmann nutzten die Katalanen. Nikola Karabatic legte auf Jesper Nöddesbo auf, der zum 25:22 einlochte. Ljubomir Vranjes packte die grüne Karte auf den Tisch, redete noch einmal auf seine Jungs ein. Doch die fanden nicht mehr zu ihrer Leistung aus dem ersten Durchgang zurück. Drei Mal in Folge scheiterten die Gäste am Keeper Gonzalo Perez, postwendend folgte die Strafe auf dem Fuß. In Person von Kiril Lazarov und Nikola Karabatic. Barcelona führte plötzlich mit 28:22. Das war schon mehr als eine Vorentscheidung. 

Aber ein Sechs-Tore-Rückstand hat seit Köln etwas Magisches an sich. Ljubomir Vranjes versammelte seine Truppe 13 Minuten vor Schluss ein letztes Mal um sich. Ein solcher Husarenstreich war diesmal aber nicht wiederholbar. Dafür spulte Barcelona sein Pensum zu routiniert ab. Die SG hatte das Zepter völlig aus der Hand gegeben und kam zuletzt noch deutlich unter die Räder. „Vielleicht bin ich für dieses Ergebnis mitverantwortlich", meinte Ljubomir Vranjes in einer ersten Analyse. „Ich habe recht viel gewechselt, um die Kräfte besser aufzuteilen. Außerdem haben wir gesehen, dass unsere zweite Garde noch nicht genug Erfahrung hat. Einigen guten Aktionen folgen immer noch zu viele Fehler in Angriff und Abwehr."

Völlig frei: Anders Zachariassen. Fotos: Beate Haar.

FC Barcelona – SG Flensburg-Handewitt  36:27 (14:16)
FC Barcelona: Perez (21 Paraden) – Noddesbo (2), Tomas (3), Entrerrios (6), Sorhaindo (2), Sarmiento, Gurbindo, Rutenka, Sigurdsson (9/1), Morros, Karabatic (5), Lazarov (9/7), Saubich
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (9 Paraden), Møller (bei drei 7m, 1/1 Paraden) – Karlsson, Nenadic, Eggert (3/2), Glandorf (5), Mogensen (7), Svan (4), Wanne (2), Kaufmann (1), Jakobsson (3), Heinl (1), Zachariassen (1), Radivojevic
Schiedsrichter: Dentz/Reibel (Frankreich); Zeitstrafen: 8:8 Minuten (Gurbindo 2, Rutenka 2, Entrerrios 2, Tamas 2 – Jakobsson 4, Kaufmann 2, Heinl 2); Siebenmeter: 11/8:2/2 (Sigurdsson und Rutenka verfehlen das Tor, Lazarov scheitert an Møller); Zuschauer: 5202
Spielverlauf: 2:0 (3.), 2:2 (5.), 3:4 (9.), 5:5 (10.), 7:5 (11.), 8:6 (14.), 9:9 (17.), 9:13 (22.), 11:13 (24.), 13:14 (26.), 13:16 (30.) – 17:16 (35.), 17:18 (36.), 18:19 (37.), 19:20 (38.), 21:21 (40.), 23:22 (43.), 29:22 (49.), 29:24 (52.), 31:24 (54.), 32:26 (57.), 35:26 (59.)

   

Von: ki