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Die besseren Reserven

21.11.2013 -VELUX EHF Champions League: 27:24 – SG ringt den HSV nieder

Mit einem starken Schlussspurt bezwang die SG Flensburg-Handewitt den HSV Hamburg mit 27:24 (11:13) und wahrte damit die kleine Chance auf den Gesamtsieg in der Gruppe D der VELUX EHF Champions League. „Der HSV kontrollierte lange das Geschehen", sagte SG-Trainer Ljubomir Vranjes nach Spielschluss. „Doch dann haben wir unser wahres Gesicht gezeigt. Alles funktionierte, und Sören Rasmussen hielt überragend."

Die SG startete mit derselben Aufstellung, die elf Tage zuvor für Ekstase in der „Hölle Nord“ gesorgt hatte. Und Duplizität der Ereignisse: Es waren wieder die Hamburger, die die ersten Akzente setzten. Doch diesmal verschafften sie sich kein Polster. Die SG egalisierte stets, und nach neun Minuten befand sich Lasse Svan auf dem Weg zur ersten SG-Führung. Allerdings machte sich der starke HSV-Keeper Marcus Cleverly sehr lang und vereitelte den Treffer. Nach knapp 13 Minuten dann aber großer Jubel im Rund. Anders Eggert legte einen Siebenmeter in die Maschen. 5:4!

Leider nur eine Momentaufnahme: Im Kampf auf Augenhöhe schlug das Pendel nun wieder leicht zugunsten der Hanseaten, die mit einem jungen Rückraum agierten. Kentin Mahé und Petar Djordjic besorgten das 6:8. Ljubomir Vranjes nahm das erste Team-Time-Out des Tages. Er wusste, dass auf die Deckung Verlass war. Einige Blocks und Paraden bezeugten dies. Vorne glückte zwar noch der 8:8-Ausgleich, doch es hakte etwas in der Offensive. „Uns fehlte etwas die Coolness, die man braucht gegen eine Mannschaft vom Kaliber des HSV", beobachtete Ljubomir Vranjes.

Zwischenzeitlich operierten Thomas Mogensen und Jim Gottfridsson gemeinsam im Rückraum. Zählbares erntete in dieser Phase allerdings nur der HSV. Als er auf 8:12 enteilt war, drohte eine frühzeitige Entscheidung. „Wir haben sehr stark in der Abwehr gearbeitet", freute sich HSV-Coach Martin Schwalb. „Vorne hieß es bei uns ,Jugend forscht´, was nach anfänglicher Nervosität sehr gut funktionierte." Dank eines tückischen Flachwurfs von Thomas Mogensen und einer gut gemeisterten Unterzahl-Situation schöpfte die SG neuen Mut. Bei Halbzeit war wieder alles drin.

Anfeuerung von den Rängen und von der Bank.

Nach dem Seitenwechsel drehte die SG weiter auf. Aus dem Rückraum wurde nun entschlossener geworfen, und Anders Eggert setzte die Meilensteine im Spielfilm: Ein Konter zum 12:13-Anschluss, ein Siebenmeter zum 15:15-Gleichstand. Der HSV reagierte, deckte nun offensiver. Prompt büßte die SG wieder ihren Rhythmus ein, die Gäste antworteten mit einer Vierer-Serie. Im rechten Rückraum brauchte Steffen Weinhold eine Schonzeit. Da Holger Glandorf kurzfristig wegen eines Magen-Darm-Infekts passen musste, hieß die Alternative: zwei Kreisläufer.

Ljubomir Vranjes hatte in einer Auszeit taktische Anweisungen parat. Es keimte neue Hoffnung. Anders Eggert servierte in seinem Gute-Laune-Stil zum 19:22, und Ljubomir Vranjes zauberte Olafur Gustafsson  für den Rückraum aus dem Hut. „Er kam in einer schwierigen Phase und hat seine Sache gut gemacht", lobte der Trainer. Mit einer Peitsche lochte Thomas Mogensen zum 21:23 ein. Es knisterte wieder vor Spannung. Und es brodelte, als Hans Lindberg nach einem harten Einsteigen gegen Anders Eggert den roten Karton sah. Der dänische Linksaußen blieb ganz cool und hob den fälligen Siebenmeter zum 22:23 ins Netz.

Sören Rasmussen agierte sehr stark.

Auf der anderen Seite parierte Sören Rasmussen und versetzte den SG-Anhang in Ekstase. Bereits im Gegenzug schaffte Jacob Heinl tatsächlich den Ausgleich. Acht Minuten vor Schluss war wieder alles offen, und die Begeisterungswelle schwappte durch die „Hölle Nord“. Und weil es so schön war noch einmal: Sören Rasmussen stoppte den Ball. Über Olafur Gustafsson lief der Gegenzug, und erneut Jacob Heinl vollendete. 24:23! „In der zweiten Hälfte hatten wir noch mehr Aggressivität und mehr Willen in der Deckung", meinte Sören Rasmussen. „Zudem haben uns die Zuschauer wirklich geholfen und nach vorne getragen."

In der zweiten Hälfte ging viel über den Kreis.

Die SG hatte nun Oberwasser und räumte ab – für Anders Eggert, der von Linksaußen den Ball zum 25:23 lupfte. Die Partie war komplett gedreht, keinen hielt es mehr auf seinem Platz. Ljubomir Vranjes gönnte seinen Schützlingen eine kurze Verschnaufpause: Team-Time-Out! Danach sperrte Jacob Heinl gekonnt am Kreis, Steffen Weinhold fand die Lücke und verschwand im Jubel-Korridor der „Hölle Nord“. 26:23 – die Vorentscheidung! „45 Minuten war das eine sehr tolle Vorstellung von uns", lobte HSV-Trainer Martin Schwalb. „Aber ein Spiel dauert leider 60 Minuten. In der Rückzugs-Bewegung haben wir zwei bis drei Tore bekommen, die wir nicht hätten kassieren dürfen." Der FLENS-ARENA war das egal: Sie befand sich schon in genau der richtigen Stimmung für das 76. Landesderby am Sonntag (15 Uhr) gegen den THW Kiel.

Am Ende herrschte nur Freude. Fotos: Ki

SG Flensburg-Handewitt – HSV Hamburg 27:24 (11:13)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (6 Paraden), Rasmussen (10/1 Paraden; ab 31.) – Karlsson, Nenadic (2), Eggert (9/6), Mogensen (4), Svan (2), Weinhold (6), Heinl (3), Gustafsson, Gottfridsson, Knudsen (1)
HSV Hamburg: Cleverly (12 Paraden), Herrmann (bei einem 7m) – Flohr (1), Lindberg (4/2), Nilsson, Mahé (4), Dominikovic, Canellas, Toft Hansen (3), Pfahl (3), Djordjic (8), Jansen (1)
Schiedsrichter: Dentz/Reibel (Frankreich); Zeitstrafen: 6:6 Minuten (Nenadic 2, Heinl 2, Gottfridsson 2 – Toft Hansen 2, Mahé, Lindberg 2); Rote Karte: Lindberg (51., grobes Foulspiel); Siebenmeter: 6/6:3/2 (Mahé scheitert an Rasmussen); Zuschauer: 4057
Spielverlauf: 0:1 (4.), 2:2 (7.), 3:4 (10.), 5:4 (13.), 6:5 (15.), 6:8 (18.), 8:8 (22.), 8:12 (26.), 9:13 (27.) – 12:13 (31.), 13:15 (33.), 15:15 (34.), 15:19 (41.), 16:21 (44.), 17:22 (45.), 19:22 (47.), 20:23 (48.), 26:23 (57.)

Von: ki