Stripes
Stripes
Archiv

Spannung war Trumpf

24.09.2016 -VELUX EHF Champions League: 24:24 – SG mit Herz und Leidenschaft

Die SG Flensburg-Handewitt ist mit einem 24:24 (10:13)-Unentschieden gegen Telekom Veszprém in die Gruppe A der VELUX EHF Champions League gestartet. „Im direkten Vergleich mit Veszprém sind wir schon jetzt besser als in der letzten Saison, aber wir können es noch besser“, meinte ein zufriedener SG Coach Ljubomir Vranjes. Kapitän Tobias Karlsson ergänzte: „Das Champions-League-Abenteuer verspricht jede Menge solcher Spektakel. Das war heute erst der Anfang für unsere Zuschauer.“ In diesen Tenor stieg auch Gäste-Trainer Javier Sabate ein: „Für die frühe Phase der Saison war es bereits ein exzellentes Spiel, noch dazu in einer fantastischen Atmosphäre.“

Es ist alles etwas anders bei einer Partie in der VELUX EHF Champions League: Spielfeld, Trikots und Einlauf-Zeremonie. Auch die Aufstellung der SG: Diesmal fing Kevin Møller im Tor an. Hampus Wanne und Bogdan Radivojevic bekleideten die Flügel, während Anders Eggert geschont wurde. Jacob Heinl operierte als Halbverteidiger. Sonst war es wie immer: Was zählte, waren die Tore. Die SG war zunächst gut unterwegs. Kevin Møller parierte die ersten Würfe. Vorne agierte Kentin Mahé mit Druck. Es gab zwar eine gewisse Streuung bei den Würfen, dennoch erzielte Holger Glandorf, der einsprang, weil Johan Jakobsson wegen einer fiebrigen Erkrankung kurzfristig ausgefallen war, das 3:1.

Sollte eigentlich weniger spielen: Holger Glandorf.

Die Abwehr stand gut. Vorne glänzte Kentin Mahé mit all seiner Dynamik und brach zum 4:2 durch. Veszprém kam nun besser in Fahrt. Die individuelle Klasse von Momir llic oder Laszlo Nagy bestach. Plötzlich hieß es 5:6 – und schon wieder der ungarische Meister. Momir Ilic blieb aber am Block hängen. Kevin Møller leitete blitzschnell den Gegenstoß ein und erreichte Bogdan Radivojevic, der ins verwaiste Gehäuse einwarf. 6:6! Allerdings wurde es zunehmend schwerer, gegen Veszprém zum Erfolg zu kommen. „Unsere Defensive war sehr gut, ebenso unser Torwart“, lobte Javier Sabate. Beim 7:9 nahm Ljubomir Vranjes sein erstes Team-Timeout. Ivan Horvat spielte nun für Petar Djordjic. Kevin Møller parierte gegen den freistehenden Cristian Ugalde, Kentin Mahé schloss die zweite Welle zum 8:9 ab. Die SG blieb vorerst dran. Allerdings ließ sie zwei Siebenmeter aus und lag zur Pause mit 10:13 im Rückstand. „In der ersten Halbzeit spielten wir eigentlich so, wie wir es uns vorgenommen hatten“, meinte Ljubomir Vranjes. „Gegen eine der besten Abwehrreihen der Welt ging allerdings nicht alles so auf, wie wir es uns das vorgestellt hatten. Dazu kamen ein paar einfache Fehler.“

Bisweilen genial: Kentin Mahé.

In der Halbzeit nahm der Trainer einige Umstellungen vor. Lasse Svan tauchte auf Rechtsaußen auf, Jacob Heinl am Kreis, und Mattias Andersson hütete nun das SG Gehäuse. Kentin Mahé verkürzte, dann fiel die SG jedoch auf 11:16 zurück. Schon nach fünf Minuten trommelte Ljubomir Vranjes seine Jungs zusammen, um sie nochmals auf die große 6:0-Abwehr des ungarischen Champions einzuschwören. Der nächste Treffer von Thomas Mogensen zeigte den Willen der SG, für eine Aufholjagd reichte es aber noch nicht. Roland Mikler unterstrich seinen Ruf als Klasse-Keeper, wenn die SG zu guten Chancen kam.

Thomas Mogensen nahm das Zepter in die Hand, erzielte nun die Tore, brachte die SG auf 16:18 heran und entfachte den emotionalen Austausch mit den Zuschauern, die stehende Ovationen spendeten. Veszprém rettete sich in eine Auszeit. Die SG hatte Glück, als ein Distanzwurf der Ungarn am leeren SG Gehäuse vorbeikullerte. Dann schlugen aber die großen Individualisten, Momir Ilic und Laszlo Nagy, zu und bescherten Veszprém einen 17:21-Vorsprung. Ljubomir Vranjes setzte seinen letzten Joker: Saison-Debütant Jim Gottfridsson kam in der 52. Minute und erzielte kurz darauf das 20:22. „Ich habe alle 15 Spieler eingesetzt, so hatten wir in der letzten Viertelstunde noch Kraftreserven“, erklärte Ljubomir Vranjes.

Die Zuschauer standen wie ein Mann hinter der SG.

„Flensburg!“, skandierten die Ränge. Veszprém blieb cool: Aron Palmarsson traf gekonnt aus dem Rückraum. „Er hatte vor dieser Partie nur einmal mit uns trainiert – da sieht man, wie stark er ist“, sagte Javier Sabate. Angesichts des erneuten Drei-Tore-Rückstands intervenierte Ljubomir Vranjes fünf Minuten vor Schluss ein letztes Mal mit der grünen Karte. Kentin Mahé und Thomas Mogensen sollten es in der zweiten Reihe richten. Die Defensive war nun im 5:1-System ausgerichtet. Holger Glandorf traf mit einem spektakulären Heber, Kentin Mahé behielt Nervenstärke beim Siebenmeter. 22:23 – es war nun dramatisch. Aron Palmarsson sorgte wieder für etwas Luft für Veszprém, 32 Sekunden vor Ultimo war aber Jacob Heinl zur Stelle und verkürzte erneut. Die SG versuchte alles – und Veszprém verlor tatsächlich den Ball. Kentin Mahé lupfte den Ball ins leere Tor – und die letzten zehn Sekunden liefen ohne Zwischenfall ab. Die „Hölle Nord“ feierte den einen geretteten Punkt wie einen Sieg. Das war „großes Kino“ – auch wenn der 100. Heimsieg auf europäischer Ebene verpasst wurde. „Ich bin sehr stolz, wie wir uns zurückgekämpft und alle Möglichkeiten ausprobiert haben“, sagte Tobias Karlsson. Javier Sabate zog ein zwiespältiges Fazit. „Zum einen bin ich froh über die Leistungssteigerung im Vergleich zu den letzten Wochen“, sagte er. „Zum anderen bin ich aber traurig, wie wir am Ende die Kontrolle über das Spiel eingebüßt haben.“

Am Ende herrschte gute Laune. Fotos: Ki

 

SG Flensburg-Handewitt – Telekom Veszprém 24:24 (10:13)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (6 Paraden, ab 31.), Møller (9 Paraden) – Karlsson, Glandorf (5), Mogensen (4), Svan, Wanne (1), Djordjic, Heinl (1), Zachariassen, Toft Hansen (2), Gottfridsson (1), Mahé (9/3), Radivojevic (1), Horvat
Telekom Veszprém: Mikler (15/3 Paraden) – Gulyas, Schuch, Ilic (7/4), Nilsson (1), Nagy (6), Kopljar (1), Ugalde (2), Marguc (2), Terzic, Gajic, Palmarsson (3), Sulic (2), Blagotinsek, Ancsin
Schiedsrichter: Eliasson/Palsson (Island); Zeitstrafen: 8:14 Minuten (Heinl 4, Glandorf 2, Wanne 2 – Palmarsson 4, Ugalde 4, Sulic 2, Marguc 2, Nagy 2); Siebenmeter: 6/3:4/4 (Mahé scheitert zwei Mal an Mikler, Wanne einmal); Zuschauer: 5027
Spielverlauf: 0:1 (1.), 3:1 (9.), 4:2 (10.), 4:4 (12.), 5:4 (13.), 5:6 (15.), 7:7 (18.), 7:9 (20.), 9:10 (26.), 9:13 (29.) – 11:13 (32.), 11:16 (35.), 12:18 (40.), 16:18 (47.), 17:19 (49.), 17:21 (50.), 19:21 (52.), 20:23 (55.), 22:23 (58.), 23:24 (60.)

 

Von: ki