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Fehlende Einstellung

28.09.2014 -VELUX EHF Champions League: 21:35 – Pleite in Kolding

Die SG Flensburg-Handewitt startete in die Gruppe B der VELUX EHF Champions League mit einem herben Rückschlag. Beim dänischen Meister KIF Kolding-Kopenhagen unterlag sie in der ersten Partie mit 21:35 (13:19) und lieferte eine Leistung ab, die vom „Wunder von Köln" Lichtjahre entfernt lag. „Ich habe Einstellung und Willen vermisst", bemängelte SG Trainer Ljubomir Vranjes. „So darf man nicht auftreten, wenn man ein Trikot der SG trägt und das Herz für unseren Verein schlägt." SG Geschäftsführer Dierk Schmäschke entschuldigte sich: „Mir tun die Fans leid, die uns nach Kolding begleitet haben."

Immerhin 300 hatten sich auf dem Weg in die dänische Nachbarschaft gemacht, um ihre Farben zu unterstützen. Es herrschte beste Stimmung, als die Mannschaftsaufstellung präsentiert wurde. Einen kleinen Dämpfer gab es allerdings, da die Nummer 24 fehlte. Jim Gottfridsson wurde nach dem starken Debüt am Mittwoch geschont, da sein Fuß noch einmal genauer untersucht werden muss. Zu allem Überfluss begann auch das Spiel nicht gerade nach dem Geschmack des Gäste-Anhangs. Die SG Schützen scheiterten zu oft an KIF-Schlussmann Kasper Hvidt. Nach etwas mehr als sieben Minuten hieß es bereits 4:1.

300 Fans waren mit nach Kolding.

Dann schien der Königsklassen-Titelverteidiger in Schwung zu kommen. Nun sah man durchaus passable Spielzüge. Thomas Mogensen ließ die Koldinger Abwehr wie Slalomstangen stehen und lochte zum 6:4 ein. Lasse Svan traf per Heber und gradlinig von Rechtsaußen – und schon lautete der Spielstand 7:7. So hätte es gerne weiter gehen dürfen. Doch die SG leistete sich zu viele technische Unzulänglichkeiten und unpräzise Würfe gegen Klassemann Kasper Hvidt. Ljubomir Vranjes intervenierte. Beim 14:10 nahm er eine Auszeit, außerdem rotierte er auf den Halbpositionen kräftig. Am Kreis war Anders Zachariassen an der Reihe, das Tor hütete nun Kevin Møller. Beides Kenner der dänischen Liga. Nur: All das brachte nichts. In der Trefor-Arena zündeten die rot-weißen Fans ein Jubelfeuer nach dem anderen. Das 19. Feuerwerk brannte unmittelbar vor der Pause nach einem der zahlreichen Gegenstöße. 

Ljubomir Vranjes ärgerte sich schon beim Gang in die Kabine. „Natürlich brauchen neue Spieler Zeit", verriet er später. „Aber Wille und Herzblut kann man sofort zeigen." Die zweite Hälfte begann die SG wieder mit der Startformation. Mattias Andersson versuchte, sich in die Partie zu „pushen". Sein Signal wie auch die sich zwischenzeitlich häufenden Koldinger Fehler vermochten seine Vorderleute aber nicht zu nutzen. Als Kim Andersson nach knapp 40 Minuten aus der zweiten Reihe hochstieg und den Ball zum 22:15 einhämmerte, roch es schon sehr stark nach einer Vorentscheidung. „Die Flensburger haben eine starke Mannschaft, aber mit unserer Deckung und unserem Torwart haben wir sie gestoppt", jubelte KIF-Coach Aron Kristjansson.

Anders Eggert: Fast alle Siebenmeter verwandelt.

Bei allem Respekt vor dem herzhaft auftrumpfenden dänischen Meister: Allzu schwer hatte es der Bundesligist den Koldingern nicht gemacht. Immer mehr wurde es zur Gewissheit, dass die SG einen gebrauchten Tage erwischt hatte. Beim 27:18 packte Ljubomir Vranjes nochmals die grüne Karte auf den Tisch. Doch gleich danach erklang „Simply The Best“ – Kasper Hvidt hatte schon wieder eine Parade hingelegt. Und im Gegenzug schraubte der dänische Meister den Vorsprung auf zehn Treffer. Die SG operierte nun mit neubesetzen Flügeln und einer offensiven Deckung, doch die Auftaktpleite in der VELUX EHF Champions League war nicht mehr zu verhindern. Im Gegenteil: In der Schlussphase zerlegten sich auch die letzten Systeme. „Die Mannschaft muss angesichts der vielen englischen Wochen schnell aus ihrem Loch kommen", forderte Dierk Schmäschke. Derweil legte Ljubomir Vranjes die Marschroute für die nächsten Tage fest: „Wir müssen wohl etwas härter arbeiten, und wir werden uns viel Zeit für Gespräche nehmen."

Viele Gespräche stehen an.

KIF Kolding-Kopenhagen – SG Flensburg-Handewitt  35:21 (19:13)
KIF Kolding-Kopenhagen: Hvidt (20 Paraden), Cleverly (1/1 Paraden, bei drei 7m) – Spellerberg (6), Irming (7), Andersson (5), Laen (1), Boesen, Karlsson (2), Viudes (3), Jensen (2), Jørgensen, Dolk (5/2), Anderson (4)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (11/1 Paraden), Møller (23.-30.) – Karlsson, Nenadic (1), Eggert (8/5), Glandorf (2), Mogensen (4), Svan (3), Wanne, Kaufmann (2), Jakobsson, Heinl, Zachariassen (1), Radivojevic
Schiedsrichter: Gubica/Milosevic (Kroatien); Zeitstrafen: 8:8 Minuten (Irming 2, Spellerberg 2, Viudes 2, Jensen 2 – Heinl 4, Karlsson 2, Wanne 2); Siebenmeter: 3/2:6/5 (Spellerberg scheitert an Andersson – Cleverly hält gegen Eggert); Zuschauer: 2800
Spielverlauf: 1:1 (4.), 4:1 (8.), 5:3 (9.), 7:4 (11.), 7:7 (16.), 9:7 (17.), 10:9 (19.), 12:9 (20.), 15:10 (24.), 16:12 (26.), 18:12 (27.) – 19:14 (32.), 20:15 (33.), 22:15 (39.), 22:17 (41.), 24:17 (42.), 28:18 (47.), 30:19 (53.), 31:21 (56.) 

Von: ki