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SG furios

12.05.2012 -TOYOTA Bundesliga: 37:20 – souveräner geht es nicht

Die SG Flensburg-Handewitt greift nach den Sternen der Königsklasse. Nach dem klaren 37:20 (20:9)-Erfolg ist die Qualifikation für die Champions League so nah wie noch nie in dieser Saison. Selbst im schlimmsten Fall kann die SG nicht tiefer als auf den vierten Platz der TOYOTA Bundesliga fallen. „Heute kriegen alle von mir ein Lob", freute sich SG-Coach Ljubomir Vranjes. SG-Geschäftsführer Holger Kaiser ergänzte: „Jetzt beginnt der Saison-Countdown. Wenn unsere Truppe diese Qualität hält, dann kann sich ein Traum erfüllen. Dann können wir mit dieser neuen Mannschaft aus dem Stand heraus Platz zwei erreichen und den Europapokal erringen."

Als „Mannschaft der Herzen“ wurde die SG in ihrer „Hölle Nord“ vorgestellt. Und sie begann im ersten Auftritt nach dem Saison-Höhepunkt Lufthansa Final 4 mit viel Leidenschaft. Das 1:1 war dem Bergischen HC noch gegönnt – dann trumpfte nur noch ein Team auf: die SG. „Wir haben uns viel vorgenommen, aber das es 17 Tore Vorsprung werden hat mich wirklich überrascht", so Ljubomir Vranjes. „Das war 60 Minuten lang eine hundertprozentige Leistung.

Thomas Mogensen setzte mit seinem Schlagwurf zum 2:1 ein Signal. Es lief rund. Als Tamás Mocsai zum 5:1 (7.) einlochte, nahm die BHC-Bank bereits das Team-Time-Out. Trainer Hans-Dieter Schmitz stellte in Abwehr und Angriff auf einigen Positionen um. Nur: Es brachte nichts. Mit dem Gegenstoß-Treffer zum 6:1 deutete Lasse Svan Hansen an, dass die SG nicht bereit war, die Westdeutschen auch nur mit einem Fuß aufs Spielfeld zu lassen. Bei den Gästen wurden die Gesichter immer länger. „Ich schäme mich für die Leistung meiner Mannschaft", sagte ein konsternierter Hans-Dieter Schmitz später. „Wir wollten mit Mut und Geschwindigkeit im Angriff agieren und auf die Nahtstellen gehen. Davon habe ich nichts gesehen, und dann sind wir auch noch schlecht zurückgelaufen."

Die 6:0-Abwehr der SG, in der diesmal Jacob Heinl neben Tobias Karlsson anfing, rührte Beton an. Mattias Andersson hatte einen schönen Nachmittag. Zur Halbzeit hatte der SG-Keeper bereits 14 Bälle abgewehrt und machte mit einem Lächeln für Sören Rasmussen Platz. Beim 12:2 (17.) hatte der Vorsprung erstmals zweistellige Dimensionen angenommen. Ansatzlose Würfe von Petar Djordjic, ein Treffer von Lasse Svan Hansen ausnahmsweise von Linksaußen – die Zuschauer sahen eine Handball-Gala. Da braucht ein Trainer keine Auszeit: Es lief praktisch von allein.

Die „Hölle Nord“war wieder Kult.

Dafür hatte Ljubomir Vranjes die beste Gelegenheit, allen Akteuren ihre Spielanteile zu geben. Viktor Szilagyi hatte schon vor der Pause mitgemischt, Lars Kaufmann kam nun zum Einsatz und besorgte das 22:10. Die SG-Dominanz hielt an. Fast jede Minute gab es neue Wasserstands-Meldungen aus der „Hölle Nord“. Anders Eggert schlüpfte auf dem linken Flügel durch und erzielte das 30:13. „Beim Flensburger Publikum müssen wir uns entschuldigen", sagte BHC-Manager Stefan Adam. „Das hatte heute Freundschaftsspiel-Charakter und erinnerte gar nicht an Abstiegskampf."

Die SG steuerte zeitweise einen Rekordsieg an. Die nötigen Tugenden dazu hatten die Nordlichter: Disziplin, Präzision und Tor-Hunger. Auch die Abwehr zeigte den nötigen Biss. Sören Rasmussen hatte keine Probleme, seinen Rhythmus zu finden. „Für die letzten Wochen der Saison habe ich zwei starke Torhüter", meinte ein zufriedener Ljubomir Vranjes. „Sören hat gezeigt, dass er voll da ist und auf ihn Verlass ist."

50:00 zeigte die Anzeigetafel, als Hans-Dieter Schmitz mit einer Auszeit zumindest den größten Schaden zu verhindern versuchte. 33:15 hieß es da – und die „Welle“ schwappte durch das Rund. Die Bergischen Löwen operierten nun mit einer offensiveren Deckung, doch auch diese Taktik konnte die SG nicht stoppen. Souveräner kann man kaum auftreten. "So ein Spiel muss man erst einmal so zu Ende spielen, ohne einen Gang zurückzuschalten", zollte Holger Kaiser großen Respekt. Ljubomir Vranjes blickte derweil nach vorne: „Jetzt freuen wir uns auf Mittwoch." Bei den Rhein-Neckar Löwen könnten die nächsten Pluspunkte eingefahren werden.

Bei der SG herrschte beste Laune. Fotos: Nolte

 

SG Flensburg-Handewitt – Bergischer HC  37:20 (20:9)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (14/1 Paraden), Rasmussen (13/1 Paraden; ab 31.) – Karlsson, Eggert (9/6), Mogensen (2), Svan Hansen (9), Djordjic (7), Mocsai (2), Heinl (5), Szilagyi (1), Kaufmann (1), Knudsen (1)
Bergischer HC: Huhnstock (6/1 Paraden; ab 31. und bei einem 7m), Stochl (3 Paraden) – Vitek, Klev (2), Nippes (1), Oelze, Weiß, Wöss (1), Reinarz (4/3), Böhm (4), Knudsen (6), Pekeler (1), Karason (1), Teppich
Schiedsrichter: Moles/Pittner (Heddesheim/Hemsbach); Zeitstrafen: 4:10 Minuten (Svan Hansen 2, Knudsen 2 – Klev 2, Weiß 2, Reinarz 2, Pekeler 2, Karason 2); Siebenmeter: 7/6:5/3 (Eggert trifft im Nachwurf gegen Huhnstock – Oelze scheitert an Andersson, Reinarz an Rasmussen); Zuschauer: 5512
Spielverlauf: 1:1 (4.), 6:1 (9.), 12:2 (17.), 13:3 (20.), 14:5 (22.), 16:5 (24.), 18:6 (27.), 20:8 (29.) – 21:10 (32.), 24:10 (34.), 25:11 (35.), 27:12 (39.), 32:13 (48.), 34:15 (51.), 35:17 (53.), 37:18 (57.)

Von: ki